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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das III. Cap. Von der Spanier
grammatibus, deren Scharffsinnigkeit un-
vergleichlich/ und welche alle andere in die-
sem Stücke nachgeben müssen. Sie sein et-
was spant zu der heutigen Poeterey gekom-
men. Nur haben sie sich vorhin mit ihren
Romainen und einigen gemeinen Moren-
Liedern sich vergnüget. Denn die Ro-
mainen
wollen sie gar erfunden haben/ wel-
ches Nicolaus Antonius in der Vorrede sei-
ner Bibliothecae Hispanicae behaupten will/
dabey erwenend/ daß dem Ferdinando
Haulo
einem Marggrafen von Pissarien,
durch das lesen dieser Bücher ein solcher
Muth gewachsen/ daß er dadurch in den
Schlachten unglanubliche Thaten verrich-
tet. Aber es ist ausser streit/ daß diese
art zu Romanciren von den Provencal Poe-
ten
in Franckreich nach Spanien und
Italien gekommen sey/ welche sie vor an-
dern Völckern nachgemacht. Petr. Da-
niel Huet
in seiner gelehrten dissertation de
l' origine des Romans
sagt. l' Espagne & l'
Italie receurent de nous un art, qui estoit
le fruit de nostre ignorance, & qui avoit

este

Das III. Cap. Von der Spanier
grammatibus, deren Scharffſinnigkeit un-
vergleichlich/ und welche alle andere in die-
ſem Stuͤcke nachgeben muͤſſen. Sie ſein et-
was ſpāt zu der heutigē Poeterey gekom-
men. Nur haben ſie ſich vorhin mit ihren
Romainen und einigen gemeinen Moren-
Liedern ſich vergnuͤget. Denn die Ro-
mainen
wollē ſie gar erfunden haben/ wel-
ches Nicolaus Antonius in der Vorrede ſei-
ner Bibliothecæ Hiſpanicæ behaupten will/
dabey erwenend/ daß dem Ferdinando
Haulo
einem Marggrafen von Piſſarien,
durch das leſen dieſer Buͤcher ein ſolcher
Muth gewachſen/ daß er dadurch in den
Schlachten unglāubliche Thaten verrich-
tet. Aber es iſt auſſer ſtreit/ daß dieſe
art zu Romanciren von dē Provencal Poë-
ten
in Franckreich nach Spanien und
Italien gekommen ſey/ welche ſie vor an-
dern Voͤlckern nachgemacht. Petr. Da-
niel Huet
in ſeiner gelehrten diſſertation de
l’ origine des Romans
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Italie receurent de nous un art, qui eſtoit
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[214/0226] Das III. Cap. Von der Spanier grammatibus, deren Scharffſinnigkeit un- vergleichlich/ und welche alle andere in die- ſem Stuͤcke nachgeben muͤſſen. Sie ſein et- was ſpāt zu der heutigē Poeterey gekom- men. Nur haben ſie ſich vorhin mit ihren Romainen und einigen gemeinen Moren- Liedern ſich vergnuͤget. Denn die Ro- mainen wollē ſie gar erfunden haben/ wel- ches Nicolaus Antonius in der Vorrede ſei- ner Bibliothecæ Hiſpanicæ behaupten will/ dabey erwenend/ daß dem Ferdinando Haulo einem Marggrafen von Piſſarien, durch das leſen dieſer Buͤcher ein ſolcher Muth gewachſen/ daß er dadurch in den Schlachten unglāubliche Thaten verrich- tet. Aber es iſt auſſer ſtreit/ daß dieſe art zu Romanciren von dē Provencal Poë- ten in Franckreich nach Spanien und Italien gekommen ſey/ welche ſie vor an- dern Voͤlckern nachgemacht. Petr. Da- niel Huet in ſeiner gelehrten diſſertation de l’ origine des Romans ſagt. l’ Eſpagne & l’ Italie receurent de nous un art, qui eſtoit le fruit de noſtre ignorance, & qui avoit eſté

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/226>, abgerufen am 05.05.2024.