Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Poeterey. den Fingern herzuzehlen. Wenn man desVerdiere Bibliothec nur durchläufft/ so wird die Zahl der Poeten die gröste sein/ da- von er bißweilen einige sehr annehmliche Proben herbey bringet. Und ist nicht zu leugnen/ daß sie an der Zahl andren Na- tionen weit überlegen sein/ insonderheit wenn wir die alten/ die Verd[it]re auffgezeich- net/ den neuen hinzu thun/ die theils von dem Sorel, erwehnet/ theils noch täglich neu gebohren werden. Es ist auch der Fleiß zu loben/ daß sie nicht leicht etwas arti- ges und zierliches/ es sey eine Satyra, ein Epigramma, oder sonsten was/ überge- hen/ sondern in gewisse Bücher Oeuures meslees, Pieces nouvelles, Mercures ga- lantes und dergleichen verfassen. Sorell in seiner Bibl. Francois. c. 10. zehlet bey sechs oder sieben Bücher von solchen außerle- senen Poematibus, und rühmet sie sehr hoch. Ja er sagt/ daß einige von Frauen darin gemacht/ die alle der Männer Wercke übertreffen. Nur etzlicher der Vornehm- sten zu gedencken/ so ist wol einer mit von l 3
Poeterey. den Fingern herzuzehlen. Wenn man desVerdiere Bibliothec nur durchlaͤufft/ ſo wird die Zahl der Poeten die groͤſte ſein/ da- von er bißweilen einige ſehr annehmliche Proben herbey bringet. Und iſt nicht zu leugnen/ daß ſie an der Zahl andren Na- tionen weit uͤberlegen ſein/ inſonderheit weñ wir die alten/ die Verd[it]re auffgezeich- net/ den neuen hinzu thun/ die theils von dem Sorel, erwehnet/ theils noch taͤglich neu gebohren werden. Es iſt auch der Fleiß zu loben/ daß ſie nicht leicht etwas arti- ges und zierliches/ es ſey eine Satyra, ein Epigramma, oder ſonſten was/ uͤberge- hen/ ſondern in gewiſſe Buͤcher Oeuures meslées, Pieces nouvelles, Mercures ga- lantes und dergleichen verfaſſen. Sorell in ſeiner Bibl. Françoiſ. c. 10. zehlet bey ſechs oder ſieben Buͤcher von ſolchen außerle- ſenen Poëmatibus, und ruͤhmet ſie ſehr hoch. Ja er ſagt/ daß einige von Frauen darin gemacht/ die alle der Maͤnner Wercke uͤbertreffen. Nur etzlicher der Vornehm- ſten zu gedencken/ ſo iſt wol einer mit von l 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0177" n="165"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Poeterey.</hi></fw><lb/> den Fingern herzuzehlen. Wenn man des<lb/><hi rendition="#aq">Verdiere Bibliothec</hi> nur durchlaͤufft/ ſo wird<lb/> die Zahl der Poeten die groͤſte ſein/ da-<lb/> von er bißweilen einige ſehr annehmliche<lb/> Proben herbey bringet. Und iſt nicht zu<lb/> leugnen/ daß ſie an der Zahl andren <hi rendition="#aq">Na-<lb/> tio</hi>nen weit uͤberlegen ſein/ inſonderheit<lb/> weñ wir die alten/ die <hi rendition="#aq">Verd<supplied>it</supplied>re</hi> auffgezeich-<lb/> net/ den neuen hinzu thun/ die theils von<lb/> dem <hi rendition="#aq">Sorel,</hi> erwehnet/ theils noch taͤglich<lb/> neu gebohren werden. Es iſt auch der Fleiß<lb/> zu loben/ daß ſie nicht leicht etwas arti-<lb/> ges und zierliches/ es ſey eine <hi rendition="#aq">Satyra,</hi> ein<lb/><hi rendition="#aq">Epigramma,</hi> oder ſonſten was/ uͤberge-<lb/> hen/ ſondern in gewiſſe Buͤcher <hi rendition="#aq">Oeuures<lb/> meslées, Pieces nouvelles, Mercures ga-<lb/> lantes</hi> und dergleichen verfaſſen. <hi rendition="#aq">Sorell</hi> in<lb/> ſeiner <hi rendition="#aq">Bibl. Françoiſ. c.</hi> 10. zehlet bey ſechs<lb/> oder ſieben Buͤcher von ſolchen außerle-<lb/> ſenen <hi rendition="#aq">Poëmatibus,</hi> und ruͤhmet ſie ſehr<lb/> hoch. Ja er ſagt/ daß einige von Frauen<lb/> darin gemacht/ die alle der Maͤnner Wercke<lb/> uͤbertreffen. Nur etzlicher der Vornehm-<lb/> ſten zu gedencken/ ſo iſt wol einer mit<lb/> <fw place="bottom" type="sig">l 3</fw><fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [165/0177]
Poeterey.
den Fingern herzuzehlen. Wenn man des
Verdiere Bibliothec nur durchlaͤufft/ ſo wird
die Zahl der Poeten die groͤſte ſein/ da-
von er bißweilen einige ſehr annehmliche
Proben herbey bringet. Und iſt nicht zu
leugnen/ daß ſie an der Zahl andren Na-
tionen weit uͤberlegen ſein/ inſonderheit
weñ wir die alten/ die Verditre auffgezeich-
net/ den neuen hinzu thun/ die theils von
dem Sorel, erwehnet/ theils noch taͤglich
neu gebohren werden. Es iſt auch der Fleiß
zu loben/ daß ſie nicht leicht etwas arti-
ges und zierliches/ es ſey eine Satyra, ein
Epigramma, oder ſonſten was/ uͤberge-
hen/ ſondern in gewiſſe Buͤcher Oeuures
meslées, Pieces nouvelles, Mercures ga-
lantes und dergleichen verfaſſen. Sorell in
ſeiner Bibl. Françoiſ. c. 10. zehlet bey ſechs
oder ſieben Buͤcher von ſolchen außerle-
ſenen Poëmatibus, und ruͤhmet ſie ſehr
hoch. Ja er ſagt/ daß einige von Frauen
darin gemacht/ die alle der Maͤnner Wercke
uͤbertreffen. Nur etzlicher der Vornehm-
ſten zu gedencken/ ſo iſt wol einer mit
von
l 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |