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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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und Lateinischen mit den Teutschen.
carum weitläufftiger handelt: Das Latei-
nische Wort Auris und das teutsche Ohr
ist eines: denn es ist bekand daß das au bey
den Lateinern als ein o außgesprochen/
und bezeugt es Laurenbergius in seinem An-
tiquar.
daß die Bauren oris an stat auris
gebraucht. Das Griechische Rin nasus ist
das teutsche rinn/ denn die Nase nicht
anders als canalis cerebri ist/ und das La-
teinische nasus ist eben das teutsche. Das
Griechische nesos welches in dem eigentli-
chen verstande nicht mehr/ sondern in sen-
su translato
gebraucht wird/ und insulam
bedeutet/ ist ohn zweiffel von dem Teut-
schen näse oder nasa/ und komt nicht
von dem Worte nein natare, wie man will.
Es ist bekant daß das Wort nesos auch
offt eine halbe Insul bedeutet/ da denn an-
geregtes etumon kein staat finden kan. Das
Wort näß heist aber in der Gothischen
Sprach metaphorice ein promontorium,
welches fast einer peninsulae kan verglichen
werden/ als Kimmernäß promontori-
um Cimmeriae,
welcher nahm noch heuti-

ges

und Lateiniſchen mit den Teutſchen.
carum weitlaͤufftiger handelt: Das Latei-
niſche Wort Auris und das teutſche Ohr
iſt eines: denn es iſt bekand daß das au bey
den Lateinern als ein o außgeſprochen/
und bezeugt es Laurenbergius in ſeinem An-
tiquar.
daß die Bauren oris an ſtat auris
gebraucht. Das Griechiſche ῥῖν naſus iſt
das teutſche rinn/ denn die Naſe nicht
anders als canalis cerebri iſt/ und das La-
teiniſche naſus iſt eben das teutſche. Das
Griechiſche νῆσος welches in dem eigentli-
chen verſtande nicht mehr/ ſondern in ſen-
ſu translato
gebraucht wird/ und inſulam
bedeutet/ iſt ohn zweiffel von dem Teut-
ſchen naͤſe oder naſa/ und komt nicht
von dem Worte νεῖν natare, wie man will.
Es iſt bekant daß das Wort νῆσος auch
offt eine halbe Inſul bedeutet/ da denn an-
geregtes ἔτυμον kein ſtaat finden kan. Das
Wort naͤß heiſt aber in der Gothiſchen
Sprach metaphoricè ein promontorium,
welches faſt einer peninſulæ kan verglichen
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welcher nahm noch heuti-

ges
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[139/0151] und Lateiniſchen mit den Teutſchen. carum weitlaͤufftiger handelt: Das Latei- niſche Wort Auris und das teutſche Ohr iſt eines: denn es iſt bekand daß das au bey den Lateinern als ein o außgeſprochen/ und bezeugt es Laurenbergius in ſeinem An- tiquar. daß die Bauren oris an ſtat auris gebraucht. Das Griechiſche ῥῖν naſus iſt das teutſche rinn/ denn die Naſe nicht anders als canalis cerebri iſt/ und das La- teiniſche naſus iſt eben das teutſche. Das Griechiſche νῆσος welches in dem eigentli- chen verſtande nicht mehr/ ſondern in ſen- ſu translato gebraucht wird/ und inſulam bedeutet/ iſt ohn zweiffel von dem Teut- ſchen naͤſe oder naſa/ und komt nicht von dem Worte νεῖν natare, wie man will. Es iſt bekant daß das Wort νῆσος auch offt eine halbe Inſul bedeutet/ da denn an- geregtes ἔτυμον kein ſtaat finden kan. Das Wort naͤß heiſt aber in der Gothiſchen Sprach metaphoricè ein promontorium, welches faſt einer peninſulæ kan verglichen werden/ als Kimmernaͤß promontori- um Cimmeriæ, welcher nahm noch heuti- ges

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/151>, abgerufen am 28.04.2024.