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Monti, Anton de: Zwey Brieffe welche der Frantzösische Minister Marqvis de Monti vor seiner Arretirung an den Rußl. Kayserl. Hn. Gen. Feld-Marschall Graffen von Münnich abgelassen. [s. l.], [1734].

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den im Gebieth von Meyland zwey Frantzösische Ministri, Rincon
und, Fregoso, wovon der eine nach Venedig, der andere nach
Constantinopel destiniret war, auf dem Po überfallen und um-
gebracht. Der Gouverneur von Meyland betheurte, daß er
nichts davon gewust. Ob nun gleich verschiedene Autores an
der Aufrichtigkeit dieser Versicherung sehr zweiffeln, so gestehen
sie doch, daß, wenn auch der Kayserl. Hof von der Sache ge-
wust hätte, es eigentlich keine Verlätzung des Völcker-Rechts
würde gewesen seyn, weil diese beyde Persohnen nicht als Ge-
sandten, in Ansehen des Kaysers, zu Consideriren gewesen. (h)

Wenn es sich zuträgt, daß diejenige dritte Puissancc, in deren
Bothmäßigkeit ein Ministre geräth, mit seinem Principal in
Krieg begriffen, oder er selbst an den Feind derselben geschickt
ist, so stehet nichts im Wege, ihn anzuhalten, und nach
Befinden, feindlich zu tractiren. Jch will ein Exempel aus
den Geschichten der Römern anführen, welche sich immer eine
grosse Ehre daraus gemacht, daß sie das Völcker-Recht sorg-
fältig beobachtet. Zur Zeit des Punischen Krieges schick-
te Philippus, König von Macedonien, Gesandten an den Anni-
bal,
der in Jtalien stund, und errichtete mit ihm Bündniß
wieder die Römer. Annibal schickte bey ihrer Abreise zugleich
drey Gesandten an den König Philippum mit ab. Aber das
Schiff gerieth den Römern in die Hände, und die Gesandten
des Königes von Macedonien so wohl als der Carthaginenser wur-
den zu Gefangenen gemacht. (i) Aus denen vielen Exempeln,
so uns die nenern Zeiten an die Hand geben, will ich nur ei-
nes von dem Englischen Hofe entlehnen. Die Königin Elisa-
beth
ließ den Frantzösischen Ministre Msr. du Croc arretiren, den
der Frantzösische Hof an die Königin Maria von Schottland ge-

schicket
(h) Wicquefort Lib. 1. 1. Sect. 29. p. 44. Le Roy Francois ne pouvoit pas dire, que l' Em-
pereur en viole le droit des gens, parce que Rincon & Fregose n' etoientpas Ministres
publica a son egard.
(i) Liv. XXIII. 34.
b 3

den im Gebieth von Meyland zwey Frantzoͤſiſche Miniſtri, Rincon
und, Fregoſo, wovon der eine nach Venedig, der andere nach
Conſtantinopel deſtiniret war, auf dem Po uͤberfallen und um-
gebracht. Der Gouverneur von Meyland betheurte, daß er
nichts davon gewuſt. Ob nun gleich verſchiedene Autores an
der Aufrichtigkeit dieſer Verſicherung ſehr zweiffeln, ſo geſtehen
ſie doch, daß, wenn auch der Kayſerl. Hof von der Sache ge-
wuſt haͤtte, es eigentlich keine Verlaͤtzung des Voͤlcker-Rechts
wuͤrde geweſen ſeyn, weil dieſe beyde Perſohnen nicht als Ge-
ſandten, in Anſehen des Kayſers, zu Conſideriren geweſen. (h)

Wenn es ſich zutraͤgt, daß diejenige dritte Puiſſancc, in deren
Bothmaͤßigkeit ein Miniſtre geraͤth, mit ſeinem Principal in
Krieg begriffen, oder er ſelbſt an den Feind derſelben geſchickt
iſt, ſo ſtehet nichts im Wege, ihn anzuhalten, und nach
Befinden, feindlich zu tractiren. Jch will ein Exempel aus
den Geſchichten der Roͤmern anfuͤhren, welche ſich immer eine
groſſe Ehre daraus gemacht, daß ſie das Voͤlcker-Recht ſorg-
faͤltig beobachtet. Zur Zeit des Puniſchen Krieges ſchick-
te Philippus, Koͤnig von Macedonien, Geſandten an den Anni-
bal,
der in Jtalien ſtund, und errichtete mit ihm Buͤndniß
wieder die Roͤmer. Annibal ſchickte bey ihrer Abreiſe zugleich
drey Geſandten an den Koͤnig Philippum mit ab. Aber das
Schiff gerieth den Roͤmern in die Haͤnde, und die Geſandten
des Koͤniges von Macedonien ſo wohl als der Carthaginenſer wur-
den zu Gefangenen gemacht. (i) Aus denen vielen Exempeln,
ſo uns die nenern Zeiten an die Hand geben, will ich nur ei-
nes von dem Engliſchen Hofe entlehnen. Die Koͤnigin Eliſa-
beth
ließ den Frantzoͤſiſchen Miniſtre Mſr. du Croc arretiren, den
der Frantzoͤſiſche Hof an die Koͤnigin Maria von Schottland ge-

ſchicket
(h) Wicquefort Lib. 1. 1. Sect. 29. p. 44. Le Roy Francois ne pouvoit pas dire, que l’ Em-
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[13/0013] den im Gebieth von Meyland zwey Frantzoͤſiſche Miniſtri, Rincon und, Fregoſo, wovon der eine nach Venedig, der andere nach Conſtantinopel deſtiniret war, auf dem Po uͤberfallen und um- gebracht. Der Gouverneur von Meyland betheurte, daß er nichts davon gewuſt. Ob nun gleich verſchiedene Autores an der Aufrichtigkeit dieſer Verſicherung ſehr zweiffeln, ſo geſtehen ſie doch, daß, wenn auch der Kayſerl. Hof von der Sache ge- wuſt haͤtte, es eigentlich keine Verlaͤtzung des Voͤlcker-Rechts wuͤrde geweſen ſeyn, weil dieſe beyde Perſohnen nicht als Ge- ſandten, in Anſehen des Kayſers, zu Conſideriren geweſen. (h) Wenn es ſich zutraͤgt, daß diejenige dritte Puiſſancc, in deren Bothmaͤßigkeit ein Miniſtre geraͤth, mit ſeinem Principal in Krieg begriffen, oder er ſelbſt an den Feind derſelben geſchickt iſt, ſo ſtehet nichts im Wege, ihn anzuhalten, und nach Befinden, feindlich zu tractiren. Jch will ein Exempel aus den Geſchichten der Roͤmern anfuͤhren, welche ſich immer eine groſſe Ehre daraus gemacht, daß ſie das Voͤlcker-Recht ſorg- faͤltig beobachtet. Zur Zeit des Puniſchen Krieges ſchick- te Philippus, Koͤnig von Macedonien, Geſandten an den Anni- bal, der in Jtalien ſtund, und errichtete mit ihm Buͤndniß wieder die Roͤmer. Annibal ſchickte bey ihrer Abreiſe zugleich drey Geſandten an den Koͤnig Philippum mit ab. Aber das Schiff gerieth den Roͤmern in die Haͤnde, und die Geſandten des Koͤniges von Macedonien ſo wohl als der Carthaginenſer wur- den zu Gefangenen gemacht. (i) Aus denen vielen Exempeln, ſo uns die nenern Zeiten an die Hand geben, will ich nur ei- nes von dem Engliſchen Hofe entlehnen. Die Koͤnigin Eliſa- beth ließ den Frantzoͤſiſchen Miniſtre Mſr. du Croc arretiren, den der Frantzoͤſiſche Hof an die Koͤnigin Maria von Schottland ge- ſchicket (h) Wicquefort Lib. 1. 1. Sect. 29. p. 44. Le Roy Francois ne pouvoit pas dire, que l’ Em- pereur en viole le droit des gens, parce que Rincon & Fregoſe n’ etoientpas Miniſtres publica a ſon egard. (i) Liv. XXIII. 34. b 3

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Zitationshilfe: Monti, Anton de: Zwey Brieffe welche der Frantzösische Minister Marqvis de Monti vor seiner Arretirung an den Rußl. Kayserl. Hn. Gen. Feld-Marschall Graffen von Münnich abgelassen. [s. l.], [1734], S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/monti_brieffe_1734/13>, abgerufen am 23.04.2024.