Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite
LITTERATUR.

Zu einer kritischen Geschichtschreibung in der Art, wie die
Nationalgeschichte von den Attikern in ihrer klassischen Zeit, wie

poetische Bedeutsamkeit und sind doch in Folge der trümmerhaften Gestalt,
in der uns die Kunde davon zugekommen ist, so Wenigen bekannt und so
verdriesslich kennen zu lernen, dass es wohl erlaubt sein wird einige der-
selben hier mit den wenigen zur Lesbarkeit unumgänglichen Restaurationen
zu resumiren. -- Die Satire ,Frühauf' schildert die ländliche Haushaltung.
,Frühauf ruft mit der Sonne zum Aufstehen und führt selbst die Leute auf
,den Arbeitsplatz. Die Jungen machen sich selber ihr Bett, das die Arbeit
,ihnen weich macht, und stellen sich selber Wasserkrug und Lampe dazu.
,Der Trank ist der klare frische Quell, die Kost Brot und als Zubrot die
,Zwiebel. In Haus und Feld gedeiht Alles. Das Haus ist kein Kunstbau;
,aber der Architekt könnte Symmetrie daran lernen. Für den Acker wird
,gesorgt, dass er nicht unordentlich und wüst in Unsauberkeit und Vernach-
,lässigung verkomme; dafür wehrt die dankbare Ceres den Schaden von der
,Frucht, dass die Schober hochgeschichtet das Herz des Landmannes er-
,freuen. Hier gilt noch das Gastrecht; willkommen ist, wer nur Muttermilch
,gesogen hat. Brotkammer und Weinfass und der Wurstvorrath am Haus-
,balken, Schlüssel und Schloss sind dem Wandersmann dienstwillig und
,hoch thürmen vor ihm die Speisen sich auf; zufrieden sitzt der gesättigte
,Gast, weder vor- noch rückwärts schauend, nickend am Heerde in der
,Küche. Zum Lager wird der wärmste doppelwollige Schaafpelz für ihn
,ausgebreitet. Hier gehorcht man noch als guter Bürger dem gerechten
,Gesetz, das weder aus Missgunst Unschuldigen zu nahe tritt noch aus Gunst
,Schuldigen verzeiht. Hier redet man nicht Böses wider den Nächsten.
,Hier rekelt man nicht mit den Füssen auf dem heiligen Heerd, sondern ehrt
,die Götter mit Andacht und mit Opfern, wirft dem Hausgeist sein Stückchen
,Fleisch in das bestimmte Schüsselchen und geleitet, wenn der Hausherr stirbt,
,die Bahre mit demselben Gebet, mit welchem die des Vaters und des Gross-
,vaters hinweggetragen wurde'. -- In einer andern Satire tritt ein ,Lehrer
,der Alten' auf, dessen die gesunkene Zeit dringender zu bedürfen scheint
als des Jugendlehrers. ,Trügt mich mein Auge oder sehe ich Sclaven in
,Waffen gegen ihre Herren? -- Einst ward, wer zur Aushebung sich nicht
,stellte, von Staatswegen als Sclave in die Fremde verkauft; jetzt heisst
,der Censor, der Feigheit und alles hingehen lässt, ein grosser Bürger und
,erntet Lob, dass er nicht darauf aus ist sich durch Kränkung der Mitbür-
,ger einen Namen zu machen. -- Einst liess der römische Bauer sich alle
,drei Wochen den Bart scheeren; jetzt kann der Ackersclave es nicht fein
,genug haben, der Herr aber hält sich Pfauenheerden und lässt seine Thü-
,ren mit africanischen Cypressenholz einlegen. -- Einst drehte die Haus-
,frau mit der Hand die Spindel und hielt dabei den Topf auf dem Heerd im
,Auge,, damit der Brei nicht verbrenne; jetzt' [heisst es in einer andern
Satire] ,bettelt die Tochter den Vater um ein Pfund Edelsteine, das Weib
,den Mann um einen Scheffel Perlen an. Einst war die Frau vollkommen
,zufrieden, wenn der Mann ein oder zweimal im Jahre sie in dem ungepol-
sterten Wagen über Land fuhr'; jetzt -- konnte er hinzusetzen (vgl. Cic.
pro Mil. 21, 55) schmollt die Frau, wenn der Mann ohne sie auf sein Land-
gut geht, und folgt der reisenden Dame das elegante griechische Bedienten-
gesindel und die Kapelle nach auf die Villa. -- In einer Schrift der ernste-
ren Gattung: ,Catus oder die Kinderzucht' belehrt Varro den Freund, der
36*
LITTERATUR.

Zu einer kritischen Geschichtschreibung in der Art, wie die
Nationalgeschichte von den Attikern in ihrer klassischen Zeit, wie

poetische Bedeutsamkeit und sind doch in Folge der trümmerhaften Gestalt,
in der uns die Kunde davon zugekommen ist, so Wenigen bekannt und so
verdrieſslich kennen zu lernen, daſs es wohl erlaubt sein wird einige der-
selben hier mit den wenigen zur Lesbarkeit unumgänglichen Restaurationen
zu resumiren. — Die Satire ‚Frühauf‘ schildert die ländliche Haushaltung.
‚Frühauf ruft mit der Sonne zum Aufstehen und führt selbst die Leute auf
‚den Arbeitsplatz. Die Jungen machen sich selber ihr Bett, das die Arbeit
‚ihnen weich macht, und stellen sich selber Wasserkrug und Lampe dazu.
‚Der Trank ist der klare frische Quell, die Kost Brot und als Zubrot die
‚Zwiebel. In Haus und Feld gedeiht Alles. Das Haus ist kein Kunstbau;
‚aber der Architekt könnte Symmetrie daran lernen. Für den Acker wird
‚gesorgt, daſs er nicht unordentlich und wüst in Unsauberkeit und Vernach-
‚lässigung verkomme; dafür wehrt die dankbare Ceres den Schaden von der
‚Frucht, daſs die Schober hochgeschichtet das Herz des Landmannes er-
‚freuen. Hier gilt noch das Gastrecht; willkommen ist, wer nur Muttermilch
‚gesogen hat. Brotkammer und Weinfaſs und der Wurstvorrath am Haus-
‚balken, Schlüssel und Schloſs sind dem Wandersmann dienstwillig und
‚hoch thürmen vor ihm die Speisen sich auf; zufrieden sitzt der gesättigte
‚Gast, weder vor- noch rückwärts schauend, nickend am Heerde in der
‚Küche. Zum Lager wird der wärmste doppelwollige Schaafpelz für ihn
‚ausgebreitet. Hier gehorcht man noch als guter Bürger dem gerechten
‚Gesetz, das weder aus Miſsgunst Unschuldigen zu nahe tritt noch aus Gunst
‚Schuldigen verzeiht. Hier redet man nicht Böses wider den Nächsten.
‚Hier rekelt man nicht mit den Füſsen auf dem heiligen Heerd, sondern ehrt
‚die Götter mit Andacht und mit Opfern, wirft dem Hausgeist sein Stückchen
‚Fleisch in das bestimmte Schüsselchen und geleitet, wenn der Hausherr stirbt,
‚die Bahre mit demselben Gebet, mit welchem die des Vaters und des Groſs-
‚vaters hinweggetragen wurde‘. — In einer andern Satire tritt ein ‚Lehrer
‚der Alten‘ auf, dessen die gesunkene Zeit dringender zu bedürfen scheint
als des Jugendlehrers. ‚Trügt mich mein Auge oder sehe ich Sclaven in
‚Waffen gegen ihre Herren? — Einst ward, wer zur Aushebung sich nicht
‚stellte, von Staatswegen als Sclave in die Fremde verkauft; jetzt heiſst
‚der Censor, der Feigheit und alles hingehen läſst, ein groſser Bürger und
‚erntet Lob, daſs er nicht darauf aus ist sich durch Kränkung der Mitbür-
‚ger einen Namen zu machen. — Einst lieſs der römische Bauer sich alle
‚drei Wochen den Bart scheeren; jetzt kann der Ackersclave es nicht fein
‚genug haben, der Herr aber hält sich Pfauenheerden und läſst seine Thü-
‚ren mit africanischen Cypressenholz einlegen. — Einst drehte die Haus-
‚frau mit der Hand die Spindel und hielt dabei den Topf auf dem Heerd im
‚Auge‚, damit der Brei nicht verbrenne; jetzt‘ [heiſst es in einer andern
Satire] ‚bettelt die Tochter den Vater um ein Pfund Edelsteine, das Weib
‚den Mann um einen Scheffel Perlen an. Einst war die Frau vollkommen
‚zufrieden, wenn der Mann ein oder zweimal im Jahre sie in dem ungepol-
sterten Wagen über Land fuhr‘; jetzt — konnte er hinzusetzen (vgl. Cic.
pro Mil. 21, 55) schmollt die Frau, wenn der Mann ohne sie auf sein Land-
gut geht, und folgt der reisenden Dame das elegante griechische Bedienten-
gesindel und die Kapelle nach auf die Villa. — In einer Schrift der ernste-
ren Gattung: ‚Catus oder die Kinderzucht‘ belehrt Varro den Freund, der
36*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0573" n="563"/>
          <fw place="top" type="header">LITTERATUR.</fw><lb/>
          <p>Zu einer kritischen Geschichtschreibung in der Art, wie die<lb/>
Nationalgeschichte von den Attikern in ihrer klassischen Zeit, wie<lb/><note next="#note-0574" xml:id="note-0573" prev="#note-0572a" place="foot" n="*">poetische Bedeutsamkeit und sind doch in Folge der trümmerhaften Gestalt,<lb/>
in der uns die Kunde davon zugekommen ist, so Wenigen bekannt und so<lb/>
verdrie&#x017F;slich kennen zu lernen, da&#x017F;s es wohl erlaubt sein wird einige der-<lb/>
selben hier mit den wenigen zur Lesbarkeit unumgänglichen Restaurationen<lb/>
zu resumiren. &#x2014; Die Satire &#x201A;Frühauf&#x2018; schildert die ländliche Haushaltung.<lb/>
&#x201A;Frühauf ruft mit der Sonne zum Aufstehen und führt selbst die Leute auf<lb/>
&#x201A;den Arbeitsplatz. Die Jungen machen sich selber ihr Bett, das die Arbeit<lb/>
&#x201A;ihnen weich macht, und stellen sich selber Wasserkrug und Lampe dazu.<lb/>
&#x201A;Der Trank ist der klare frische Quell, die Kost Brot und als Zubrot die<lb/>
&#x201A;Zwiebel. In Haus und Feld gedeiht Alles. Das Haus ist kein Kunstbau;<lb/>
&#x201A;aber der Architekt könnte Symmetrie daran lernen. Für den Acker wird<lb/>
&#x201A;gesorgt, da&#x017F;s er nicht unordentlich und wüst in Unsauberkeit und Vernach-<lb/>
&#x201A;lässigung verkomme; dafür wehrt die dankbare Ceres den Schaden von der<lb/>
&#x201A;Frucht, da&#x017F;s die Schober hochgeschichtet das Herz des Landmannes er-<lb/>
&#x201A;freuen. Hier gilt noch das Gastrecht; willkommen ist, wer nur Muttermilch<lb/>
&#x201A;gesogen hat. Brotkammer und Weinfa&#x017F;s und der Wurstvorrath am Haus-<lb/>
&#x201A;balken, Schlüssel und Schlo&#x017F;s sind dem Wandersmann dienstwillig und<lb/>
&#x201A;hoch thürmen vor ihm die Speisen sich auf; zufrieden sitzt der gesättigte<lb/>
&#x201A;Gast, weder vor- noch rückwärts schauend, nickend am Heerde in der<lb/>
&#x201A;Küche. Zum Lager wird der wärmste doppelwollige Schaafpelz für ihn<lb/>
&#x201A;ausgebreitet. Hier gehorcht man noch als guter Bürger dem gerechten<lb/>
&#x201A;Gesetz, das weder aus Mi&#x017F;sgunst Unschuldigen zu nahe tritt noch aus Gunst<lb/>
&#x201A;Schuldigen verzeiht. Hier redet man nicht Böses wider den Nächsten.<lb/>
&#x201A;Hier rekelt man nicht mit den Fü&#x017F;sen auf dem heiligen Heerd, sondern ehrt<lb/>
&#x201A;die Götter mit Andacht und mit Opfern, wirft dem Hausgeist sein Stückchen<lb/>
&#x201A;Fleisch in das bestimmte Schüsselchen und geleitet, wenn der Hausherr stirbt,<lb/>
&#x201A;die Bahre mit demselben Gebet, mit welchem die des Vaters und des Gro&#x017F;s-<lb/>
&#x201A;vaters hinweggetragen wurde&#x2018;. &#x2014; In einer andern Satire tritt ein &#x201A;Lehrer<lb/>
&#x201A;der Alten&#x2018; auf, dessen die gesunkene Zeit dringender zu bedürfen scheint<lb/>
als des Jugendlehrers. &#x201A;Trügt mich mein Auge oder sehe ich Sclaven in<lb/>
&#x201A;Waffen gegen ihre Herren? &#x2014; Einst ward, wer zur Aushebung sich nicht<lb/>
&#x201A;stellte, von Staatswegen als Sclave in die Fremde verkauft; jetzt hei&#x017F;st<lb/>
&#x201A;der Censor, der Feigheit und alles hingehen lä&#x017F;st, ein gro&#x017F;ser Bürger und<lb/>
&#x201A;erntet Lob, da&#x017F;s er nicht darauf aus ist sich durch Kränkung der Mitbür-<lb/>
&#x201A;ger einen Namen zu machen. &#x2014; Einst lie&#x017F;s der römische Bauer sich alle<lb/>
&#x201A;drei Wochen den Bart scheeren; jetzt kann der Ackersclave es nicht fein<lb/>
&#x201A;genug haben, der Herr aber hält sich Pfauenheerden und lä&#x017F;st seine Thü-<lb/>
&#x201A;ren mit africanischen Cypressenholz einlegen. &#x2014; Einst drehte die Haus-<lb/>
&#x201A;frau mit der Hand die Spindel und hielt dabei den Topf auf dem Heerd im<lb/>
&#x201A;Auge&#x201A;, damit der Brei nicht verbrenne; jetzt&#x2018; [hei&#x017F;st es in einer andern<lb/>
Satire] &#x201A;bettelt die Tochter den Vater um ein Pfund Edelsteine, das Weib<lb/>
&#x201A;den Mann um einen Scheffel Perlen an. Einst war die Frau vollkommen<lb/>
&#x201A;zufrieden, wenn der Mann ein oder zweimal im Jahre sie in dem ungepol-<lb/>
sterten Wagen über Land fuhr&#x2018;; jetzt &#x2014; konnte er hinzusetzen (vgl. Cic.<lb/><hi rendition="#i">pro Mil</hi>. 21, 55) schmollt die Frau, wenn der Mann ohne sie auf sein Land-<lb/>
gut geht, und folgt der reisenden Dame das elegante griechische Bedienten-<lb/>
gesindel und die Kapelle nach auf die Villa. &#x2014; In einer Schrift der ernste-<lb/>
ren Gattung: &#x201A;Catus oder die Kinderzucht&#x2018; belehrt Varro den Freund, der</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">36*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[563/0573] LITTERATUR. Zu einer kritischen Geschichtschreibung in der Art, wie die Nationalgeschichte von den Attikern in ihrer klassischen Zeit, wie * * poetische Bedeutsamkeit und sind doch in Folge der trümmerhaften Gestalt, in der uns die Kunde davon zugekommen ist, so Wenigen bekannt und so verdrieſslich kennen zu lernen, daſs es wohl erlaubt sein wird einige der- selben hier mit den wenigen zur Lesbarkeit unumgänglichen Restaurationen zu resumiren. — Die Satire ‚Frühauf‘ schildert die ländliche Haushaltung. ‚Frühauf ruft mit der Sonne zum Aufstehen und führt selbst die Leute auf ‚den Arbeitsplatz. Die Jungen machen sich selber ihr Bett, das die Arbeit ‚ihnen weich macht, und stellen sich selber Wasserkrug und Lampe dazu. ‚Der Trank ist der klare frische Quell, die Kost Brot und als Zubrot die ‚Zwiebel. In Haus und Feld gedeiht Alles. Das Haus ist kein Kunstbau; ‚aber der Architekt könnte Symmetrie daran lernen. Für den Acker wird ‚gesorgt, daſs er nicht unordentlich und wüst in Unsauberkeit und Vernach- ‚lässigung verkomme; dafür wehrt die dankbare Ceres den Schaden von der ‚Frucht, daſs die Schober hochgeschichtet das Herz des Landmannes er- ‚freuen. Hier gilt noch das Gastrecht; willkommen ist, wer nur Muttermilch ‚gesogen hat. Brotkammer und Weinfaſs und der Wurstvorrath am Haus- ‚balken, Schlüssel und Schloſs sind dem Wandersmann dienstwillig und ‚hoch thürmen vor ihm die Speisen sich auf; zufrieden sitzt der gesättigte ‚Gast, weder vor- noch rückwärts schauend, nickend am Heerde in der ‚Küche. Zum Lager wird der wärmste doppelwollige Schaafpelz für ihn ‚ausgebreitet. Hier gehorcht man noch als guter Bürger dem gerechten ‚Gesetz, das weder aus Miſsgunst Unschuldigen zu nahe tritt noch aus Gunst ‚Schuldigen verzeiht. Hier redet man nicht Böses wider den Nächsten. ‚Hier rekelt man nicht mit den Füſsen auf dem heiligen Heerd, sondern ehrt ‚die Götter mit Andacht und mit Opfern, wirft dem Hausgeist sein Stückchen ‚Fleisch in das bestimmte Schüsselchen und geleitet, wenn der Hausherr stirbt, ‚die Bahre mit demselben Gebet, mit welchem die des Vaters und des Groſs- ‚vaters hinweggetragen wurde‘. — In einer andern Satire tritt ein ‚Lehrer ‚der Alten‘ auf, dessen die gesunkene Zeit dringender zu bedürfen scheint als des Jugendlehrers. ‚Trügt mich mein Auge oder sehe ich Sclaven in ‚Waffen gegen ihre Herren? — Einst ward, wer zur Aushebung sich nicht ‚stellte, von Staatswegen als Sclave in die Fremde verkauft; jetzt heiſst ‚der Censor, der Feigheit und alles hingehen läſst, ein groſser Bürger und ‚erntet Lob, daſs er nicht darauf aus ist sich durch Kränkung der Mitbür- ‚ger einen Namen zu machen. — Einst lieſs der römische Bauer sich alle ‚drei Wochen den Bart scheeren; jetzt kann der Ackersclave es nicht fein ‚genug haben, der Herr aber hält sich Pfauenheerden und läſst seine Thü- ‚ren mit africanischen Cypressenholz einlegen. — Einst drehte die Haus- ‚frau mit der Hand die Spindel und hielt dabei den Topf auf dem Heerd im ‚Auge‚, damit der Brei nicht verbrenne; jetzt‘ [heiſst es in einer andern Satire] ‚bettelt die Tochter den Vater um ein Pfund Edelsteine, das Weib ‚den Mann um einen Scheffel Perlen an. Einst war die Frau vollkommen ‚zufrieden, wenn der Mann ein oder zweimal im Jahre sie in dem ungepol- sterten Wagen über Land fuhr‘; jetzt — konnte er hinzusetzen (vgl. Cic. pro Mil. 21, 55) schmollt die Frau, wenn der Mann ohne sie auf sein Land- gut geht, und folgt der reisenden Dame das elegante griechische Bedienten- gesindel und die Kapelle nach auf die Villa. — In einer Schrift der ernste- ren Gattung: ‚Catus oder die Kinderzucht‘ belehrt Varro den Freund, der 36*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/573
Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/573>, abgerufen am 03.05.2024.