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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

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wissensscrupeln wie nur je ein Lanzknecht, übernahm daselbst
vorläufig den Oberbefehl. Aehnliche wenn auch minder ausge-
dehnte Zurüstungen wurden an andern Puncten Italiens gemacht.
Die Transpadaner waren so aufgeregt, dass sie nur auf das Zei-
chen zum Losschlagen zu warten schienen. Im bruttischen Lande,
an der Ostküste Italiens, in Capua, wo überall grosse Sclaven-
massen angehäuft waren, schien eine zweite Sclaveninsurrection
gleich der des Spartacus im Entstehen. Auch in der Hauptstadt
bereitete etwas sich vor; wer die trotzige Haltung sah, in der die
vorgeforderten Schuldner vor dem Stadtprätor erschienen, musste
der Scenen gedenken, die der Ermordung des Asellio (II, 239)
vorangegangen waren. Die Capitalisten schwebten in namenloser
Angst; es zeigte sich nöthig das Verbot der Gold- und Silber-
ausfuhr einzuschärfen und die Haupthäfen überwachen zu lassen.
Der Plan der Verschworenen war bei der Consulwahl für 692, zu
der Catilina sich wieder gemeldet hatte, den wahlleitenden Consul
so wie die unbequemen Mitbewerber kurzweg niederzumachen
und Catilinas Wahl um jeden Preis durchzusetzen, nöthigenfalls
die bewaffneten Schaaren von Faesulae und den andern Sammel-
puncten gegen die Hauptstadt zu führen und mit ihnen den Wi-
derstand daselbst zu brechen. -- Cicero, durch seine Agen-
ten und Agentinnen von den Verhandlungen der Verschworenen
beständig rasch und vollständig unterrichtet, denuncirte an dem
anberaumten Wahltag (20. Oct.) die Verschwörung in vollem
Senat und im Beisein ihrer hauptsächlichsten Führer. Catilina
liess sich nicht dazu herab zu leugnen; er antwortete trotzig,
wenn die Wahl zum Consul auf ihn fallen sollte, so werde es
allerdings der grossen hauptlosen Partei gegen die kleine von
elenden Häuptern geleitete an einem Führer nicht länger fehlen.
Indess da es an handgreiflichen Beweisen des Complotts mangelte,
konnte von dem ängstlichen Senat nichts weiter erreicht werden,
als dass derselbe in der üblichen Weise den von den Beamten
zweckmässig befundenen Ausnahmemassregeln im Voraus seine
Sanction ertheilte (21. Oct.). So nahte die Wahlschlacht, dies-
mal mehr eine Schlacht als eine Wahl; denn auch Cicero hatte
aus den jüngeren Männern namentlich des Kaufmannsstandes sich
eine bewaffnete Leibwache gebildet. Am 28. October, auf welchen
Tag die Wahl vom Senat vertagt worden war, bedeckten diese
Bewaffneten der Regierung das Marsfeld; es gelang den Ver-
schworenen weder den wahlleitenden Consul niederzumachen
noch die Wahlen in ihrem Sinn zu entscheiden. -- Inzwischen
hatte der Bürgerkrieg bereits begonnen. Am 27. Oct. hatte Gaius

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wissensscrupeln wie nur je ein Lanzknecht, übernahm daselbst
vorläufig den Oberbefehl. Aehnliche wenn auch minder ausge-
dehnte Zurüstungen wurden an andern Puncten Italiens gemacht.
Die Transpadaner waren so aufgeregt, daſs sie nur auf das Zei-
chen zum Losschlagen zu warten schienen. Im bruttischen Lande,
an der Ostküste Italiens, in Capua, wo überall groſse Sclaven-
massen angehäuft waren, schien eine zweite Sclaveninsurrection
gleich der des Spartacus im Entstehen. Auch in der Hauptstadt
bereitete etwas sich vor; wer die trotzige Haltung sah, in der die
vorgeforderten Schuldner vor dem Stadtprätor erschienen, muſste
der Scenen gedenken, die der Ermordung des Asellio (II, 239)
vorangegangen waren. Die Capitalisten schwebten in namenloser
Angst; es zeigte sich nöthig das Verbot der Gold- und Silber-
ausfuhr einzuschärfen und die Haupthäfen überwachen zu lassen.
Der Plan der Verschworenen war bei der Consulwahl für 692, zu
der Catilina sich wieder gemeldet hatte, den wahlleitenden Consul
so wie die unbequemen Mitbewerber kurzweg niederzumachen
und Catilinas Wahl um jeden Preis durchzusetzen, nöthigenfalls
die bewaffneten Schaaren von Faesulae und den andern Sammel-
puncten gegen die Hauptstadt zu führen und mit ihnen den Wi-
derstand daselbst zu brechen. — Cicero, durch seine Agen-
ten und Agentinnen von den Verhandlungen der Verschworenen
beständig rasch und vollständig unterrichtet, denuncirte an dem
anberaumten Wahltag (20. Oct.) die Verschwörung in vollem
Senat und im Beisein ihrer hauptsächlichsten Führer. Catilina
lieſs sich nicht dazu herab zu leugnen; er antwortete trotzig,
wenn die Wahl zum Consul auf ihn fallen sollte, so werde es
allerdings der groſsen hauptlosen Partei gegen die kleine von
elenden Häuptern geleitete an einem Führer nicht länger fehlen.
Indeſs da es an handgreiflichen Beweisen des Complotts mangelte,
konnte von dem ängstlichen Senat nichts weiter erreicht werden,
als daſs derselbe in der üblichen Weise den von den Beamten
zweckmäſsig befundenen Ausnahmemaſsregeln im Voraus seine
Sanction ertheilte (21. Oct.). So nahte die Wahlschlacht, dies-
mal mehr eine Schlacht als eine Wahl; denn auch Cicero hatte
aus den jüngeren Männern namentlich des Kaufmannsstandes sich
eine bewaffnete Leibwache gebildet. Am 28. October, auf welchen
Tag die Wahl vom Senat vertagt worden war, bedeckten diese
Bewaffneten der Regierung das Marsfeld; es gelang den Ver-
schworenen weder den wahlleitenden Consul niederzumachen
noch die Wahlen in ihrem Sinn zu entscheiden. — Inzwischen
hatte der Bürgerkrieg bereits begonnen. Am 27. Oct. hatte Gaius

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[166/0176] FÜNFTES BUCH. KAPITEL V. wissensscrupeln wie nur je ein Lanzknecht, übernahm daselbst vorläufig den Oberbefehl. Aehnliche wenn auch minder ausge- dehnte Zurüstungen wurden an andern Puncten Italiens gemacht. Die Transpadaner waren so aufgeregt, daſs sie nur auf das Zei- chen zum Losschlagen zu warten schienen. Im bruttischen Lande, an der Ostküste Italiens, in Capua, wo überall groſse Sclaven- massen angehäuft waren, schien eine zweite Sclaveninsurrection gleich der des Spartacus im Entstehen. Auch in der Hauptstadt bereitete etwas sich vor; wer die trotzige Haltung sah, in der die vorgeforderten Schuldner vor dem Stadtprätor erschienen, muſste der Scenen gedenken, die der Ermordung des Asellio (II, 239) vorangegangen waren. Die Capitalisten schwebten in namenloser Angst; es zeigte sich nöthig das Verbot der Gold- und Silber- ausfuhr einzuschärfen und die Haupthäfen überwachen zu lassen. Der Plan der Verschworenen war bei der Consulwahl für 692, zu der Catilina sich wieder gemeldet hatte, den wahlleitenden Consul so wie die unbequemen Mitbewerber kurzweg niederzumachen und Catilinas Wahl um jeden Preis durchzusetzen, nöthigenfalls die bewaffneten Schaaren von Faesulae und den andern Sammel- puncten gegen die Hauptstadt zu führen und mit ihnen den Wi- derstand daselbst zu brechen. — Cicero, durch seine Agen- ten und Agentinnen von den Verhandlungen der Verschworenen beständig rasch und vollständig unterrichtet, denuncirte an dem anberaumten Wahltag (20. Oct.) die Verschwörung in vollem Senat und im Beisein ihrer hauptsächlichsten Führer. Catilina lieſs sich nicht dazu herab zu leugnen; er antwortete trotzig, wenn die Wahl zum Consul auf ihn fallen sollte, so werde es allerdings der groſsen hauptlosen Partei gegen die kleine von elenden Häuptern geleitete an einem Führer nicht länger fehlen. Indeſs da es an handgreiflichen Beweisen des Complotts mangelte, konnte von dem ängstlichen Senat nichts weiter erreicht werden, als daſs derselbe in der üblichen Weise den von den Beamten zweckmäſsig befundenen Ausnahmemaſsregeln im Voraus seine Sanction ertheilte (21. Oct.). So nahte die Wahlschlacht, dies- mal mehr eine Schlacht als eine Wahl; denn auch Cicero hatte aus den jüngeren Männern namentlich des Kaufmannsstandes sich eine bewaffnete Leibwache gebildet. Am 28. October, auf welchen Tag die Wahl vom Senat vertagt worden war, bedeckten diese Bewaffneten der Regierung das Marsfeld; es gelang den Ver- schworenen weder den wahlleitenden Consul niederzumachen noch die Wahlen in ihrem Sinn zu entscheiden. — Inzwischen hatte der Bürgerkrieg bereits begonnen. Am 27. Oct. hatte Gaius

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/176>, abgerufen am 27.11.2024.