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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855.

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Seiten auf die Hauptstadt zu, welche er wie die ganze Umgegend
vom Feinde verlassen fand und ohne Gegenwehr besetzte. Kaum
nahm er sich die Zeit das Volk durch eine Ansprache zu beruhi-
gen und die nöthigsten Anordnungen zu treffen, sondern ging
sofort weiter nach Etrurien, um in Verbindung mit Metellus Ar-
mee die Gegner auch aus Norditalien zu vertreiben. Metellus
war inzwischen am Fluss Aesis (Esino zwischen Ancona und
Sinigaglia), der die picenische Landschaft von der gallischen
Provinz schied, auf Carbos Unterfeldherrn Carrinas gestossen
und hatte diesen geschlagen; als Carbo selbst mit seiner überle-
genen Armee herbeikam, hatte er das weitere Vordringen aufge-
ben müssen. Allein auf die Nachricht von der Schlacht am Sa-
cerhafen war Carbo, um seine Communicationen besorgt, zurück-
gegangen bis auf die flaminische Chaussee, in deren Knotenpunct
Ariminum er sein Hauptquartier zu nehmen und von dort theils die
Pässe des Apennin, theils das Pothal zu behaupten gedachte; bei
welchem rückgängigen Marsch verschiedene Abtheilungen dem
Feinde in die Hände geriethen, Sena gallica von Pompeius er-
stürmt und von demselben Carbos Nachhut in einem glänzenden
Reitergefecht zersprengt ward. Vorläufig erreichte indess Carbo
im Ganzen seinen Zweck und konnte selbst nach Etrurien gehen,
während der Consular Norbanus im Pothal das Commando über-
nahm; bald aber sah er von drei Seiten zugleich sich bedroht.
Metellus ging mit der Flotte an Ariminum vorbei nach Ravenna
und schnitt bei Faventia die Verbindung ab zwischen Ariminum
und dem Pothal, in das er unter Marcus Lucullus, dem Quaestor
Sullas und dem Bruder seines Flottenführers im mithradatischen
Krieg, eine Abtheilung auf der grossen Strasse nach Placentia
entsandte. Der junge Pompeius und sein Altersgenosse und Ne-
benbuhler Crassus drangen aus dem Picenischen auf Bergwegen
im Umbrien ein und gewannen die flaminische Strasse bei Spo-
letium, wo sie Carbos Unterfeldherrn Carrinas schlugen und in
die Stadt einschlossen; indess gelang es demselben in einer reg-
nerischen Nacht aus derselben zu entweichen und wenn gleich
nicht ohne Verlust zum Heer des Carbo durchzudringen. Sulla
selbst rückte von Rom aus in zwei Heerhaufen in Etrurien ein,
von denen der eine an der Küste vorrückend bei Saturnia (zwi-
schen den Flüssen Ombrone und Albegna) das ihm entgegen-
stehende Corps schlug, das zweite unter Sullas eigener Führung
im Clanisthal auf die Armee des Carbo traf und nach einem
glücklichen Gefecht mit dessen spanischer Reiterei ihm selbst in
der Gegend von Chiusi eine Hauptschlacht lieferte. Sie endigte

CINNA UND SULLA.
Seiten auf die Hauptstadt zu, welche er wie die ganze Umgegend
vom Feinde verlassen fand und ohne Gegenwehr besetzte. Kaum
nahm er sich die Zeit das Volk durch eine Ansprache zu beruhi-
gen und die nöthigsten Anordnungen zu treffen, sondern ging
sofort weiter nach Etrurien, um in Verbindung mit Metellus Ar-
mee die Gegner auch aus Norditalien zu vertreiben. Metellus
war inzwischen am Fluſs Aesis (Esino zwischen Ancona und
Sinigaglia), der die picenische Landschaft von der gallischen
Provinz schied, auf Carbos Unterfeldherrn Carrinas gestoſsen
und hatte diesen geschlagen; als Carbo selbst mit seiner überle-
genen Armee herbeikam, hatte er das weitere Vordringen aufge-
ben müssen. Allein auf die Nachricht von der Schlacht am Sa-
cerhafen war Carbo, um seine Communicationen besorgt, zurück-
gegangen bis auf die flaminische Chaussee, in deren Knotenpunct
Ariminum er sein Hauptquartier zu nehmen und von dort theils die
Pässe des Apennin, theils das Pothal zu behaupten gedachte; bei
welchem rückgängigen Marsch verschiedene Abtheilungen dem
Feinde in die Hände geriethen, Sena gallica von Pompeius er-
stürmt und von demselben Carbos Nachhut in einem glänzenden
Reitergefecht zersprengt ward. Vorläufig erreichte indeſs Carbo
im Ganzen seinen Zweck und konnte selbst nach Etrurien gehen,
während der Consular Norbanus im Pothal das Commando über-
nahm; bald aber sah er von drei Seiten zugleich sich bedroht.
Metellus ging mit der Flotte an Ariminum vorbei nach Ravenna
und schnitt bei Faventia die Verbindung ab zwischen Ariminum
und dem Pothal, in das er unter Marcus Lucullus, dem Quaestor
Sullas und dem Bruder seines Flottenführers im mithradatischen
Krieg, eine Abtheilung auf der groſsen Straſse nach Placentia
entsandte. Der junge Pompeius und sein Altersgenosse und Ne-
benbuhler Crassus drangen aus dem Picenischen auf Bergwegen
im Umbrien ein und gewannen die flaminische Straſse bei Spo-
letium, wo sie Carbos Unterfeldherrn Carrinas schlugen und in
die Stadt einschlossen; indeſs gelang es demselben in einer reg-
nerischen Nacht aus derselben zu entweichen und wenn gleich
nicht ohne Verlust zum Heer des Carbo durchzudringen. Sulla
selbst rückte von Rom aus in zwei Heerhaufen in Etrurien ein,
von denen der eine an der Küste vorrückend bei Saturnia (zwi-
schen den Flüssen Ombrone und Albegna) das ihm entgegen-
stehende Corps schlug, das zweite unter Sullas eigener Führung
im Clanisthal auf die Armee des Carbo traf und nach einem
glücklichen Gefecht mit dessen spanischer Reiterei ihm selbst in
der Gegend von Chiusi eine Hauptschlacht lieferte. Sie endigte

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[313/0323] CINNA UND SULLA. Seiten auf die Hauptstadt zu, welche er wie die ganze Umgegend vom Feinde verlassen fand und ohne Gegenwehr besetzte. Kaum nahm er sich die Zeit das Volk durch eine Ansprache zu beruhi- gen und die nöthigsten Anordnungen zu treffen, sondern ging sofort weiter nach Etrurien, um in Verbindung mit Metellus Ar- mee die Gegner auch aus Norditalien zu vertreiben. Metellus war inzwischen am Fluſs Aesis (Esino zwischen Ancona und Sinigaglia), der die picenische Landschaft von der gallischen Provinz schied, auf Carbos Unterfeldherrn Carrinas gestoſsen und hatte diesen geschlagen; als Carbo selbst mit seiner überle- genen Armee herbeikam, hatte er das weitere Vordringen aufge- ben müssen. Allein auf die Nachricht von der Schlacht am Sa- cerhafen war Carbo, um seine Communicationen besorgt, zurück- gegangen bis auf die flaminische Chaussee, in deren Knotenpunct Ariminum er sein Hauptquartier zu nehmen und von dort theils die Pässe des Apennin, theils das Pothal zu behaupten gedachte; bei welchem rückgängigen Marsch verschiedene Abtheilungen dem Feinde in die Hände geriethen, Sena gallica von Pompeius er- stürmt und von demselben Carbos Nachhut in einem glänzenden Reitergefecht zersprengt ward. Vorläufig erreichte indeſs Carbo im Ganzen seinen Zweck und konnte selbst nach Etrurien gehen, während der Consular Norbanus im Pothal das Commando über- nahm; bald aber sah er von drei Seiten zugleich sich bedroht. Metellus ging mit der Flotte an Ariminum vorbei nach Ravenna und schnitt bei Faventia die Verbindung ab zwischen Ariminum und dem Pothal, in das er unter Marcus Lucullus, dem Quaestor Sullas und dem Bruder seines Flottenführers im mithradatischen Krieg, eine Abtheilung auf der groſsen Straſse nach Placentia entsandte. Der junge Pompeius und sein Altersgenosse und Ne- benbuhler Crassus drangen aus dem Picenischen auf Bergwegen im Umbrien ein und gewannen die flaminische Straſse bei Spo- letium, wo sie Carbos Unterfeldherrn Carrinas schlugen und in die Stadt einschlossen; indeſs gelang es demselben in einer reg- nerischen Nacht aus derselben zu entweichen und wenn gleich nicht ohne Verlust zum Heer des Carbo durchzudringen. Sulla selbst rückte von Rom aus in zwei Heerhaufen in Etrurien ein, von denen der eine an der Küste vorrückend bei Saturnia (zwi- schen den Flüssen Ombrone und Albegna) das ihm entgegen- stehende Corps schlug, das zweite unter Sullas eigener Führung im Clanisthal auf die Armee des Carbo traf und nach einem glücklichen Gefecht mit dessen spanischer Reiterei ihm selbst in der Gegend von Chiusi eine Hauptschlacht lieferte. Sie endigte

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische02_1855/323>, abgerufen am 25.11.2024.