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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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DER KRIEG GEGEN ANTIOCHOS VON ASIEN.
aber die Kriegsschiffe, die verbrannt wurden; eine Seemacht
litten die Römer nicht neben sich. Hiedurch war das Reich
der Attaliden in Osteuropa und Asien das geworden, was
Numidien in Africa war, ein von Rom abhängiger mächtiger
Staat mit absoluter Verfassung, bestimmt und fähig sowohl
Makedonien als Syrien in Schranken zu halten ohne anders
als in ausserordentlichen Fällen römischer Unterstützung zu
bedürfen. Mit dieser durch die römische Politik gebotenen
Schöpfung hatte man die durch Sympathie, Wohlwollen und
Eitelkeit gebotene Befreiung der asiatischen Griechen so weit
möglich vereinigt. Um die Angelegenheiten des ferneren
Ostens jenseit des Tauros und Halys war man fest entschlos-
sen sich nicht zu bekümmern; es zeigen dies sehr deutlich
die Bedingungen des Friedens mit Antiochos und noch entschie-
dener die bestimmte Weigerung des Senats der Stadt Soloi
in Kilikien die von den Rhodiern für sie erbetene Freiheit
zu gewähren. Ebenso getreu blieb man dem festgestellten
Grundsatz keine weiteren unmittelbaren Besitzungen zu er-
werben. Nachdem die römische Flotte noch eine Expedition
nach Kreta gemacht und die Freigebung der dorthin in die
Sclaverei verkauften Römer durchgesetzt hatte, verliessen Flotte
und Landheer im Nachsommer 566 Asien, wobei das Land-
heer, das wieder durch Thrakien zog, durch die Nachlässig-
keit des Feldherrn unterwegs von den Ueberfällen der Wilden
viel zu leiden hatte. Sie brachten nichts heim aus dem Osten
als Ehre und Gold, die in dieser Zeit sich schon beide in der
praktischen Form der Dankadresse, dem goldenen Kranze
zusammenzufinden pflegten.

Auch das europäische Griechenland war von diesem asia-
tischen Krieg erschüttert worden und bedurfte neuer Ordnung.
Die Aetoler, die immer noch nicht gelernt hatten sich in ihre
Nichtigkeit zu finden, hatten nach dem im Frühling 564 mit
Scipio abgeschlossenen Waffenstillstand nicht bloss durch ihre
kephallenischen Corsaren den Verkehr zwischen Italien und
Griechenland schwierig und unsicher gemacht, sondern viel-
leicht noch während des Waffenstillstandes, getäuscht durch
falsche Nachrichten über den Stand der Dinge in Asien, die
Tollheit begangen den Amynander wieder auf seinen athama-
nischen Thron zu setzen und mit Philippos in den von die-
sem besetzten aetolischen und thessalischen Grenzlandschaften
sich herumzuschlagen, wobei der König mehrere Nachtheile
erlitt. Es versteht sich, dass hienach auf ihre Bitte um

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DER KRIEG GEGEN ANTIOCHOS VON ASIEN.
aber die Kriegsschiffe, die verbrannt wurden; eine Seemacht
litten die Römer nicht neben sich. Hiedurch war das Reich
der Attaliden in Osteuropa und Asien das geworden, was
Numidien in Africa war, ein von Rom abhängiger mächtiger
Staat mit absoluter Verfassung, bestimmt und fähig sowohl
Makedonien als Syrien in Schranken zu halten ohne anders
als in auſserordentlichen Fällen römischer Unterstützung zu
bedürfen. Mit dieser durch die römische Politik gebotenen
Schöpfung hatte man die durch Sympathie, Wohlwollen und
Eitelkeit gebotene Befreiung der asiatischen Griechen so weit
möglich vereinigt. Um die Angelegenheiten des ferneren
Ostens jenseit des Tauros und Halys war man fest entschlos-
sen sich nicht zu bekümmern; es zeigen dies sehr deutlich
die Bedingungen des Friedens mit Antiochos und noch entschie-
dener die bestimmte Weigerung des Senats der Stadt Soloi
in Kilikien die von den Rhodiern für sie erbetene Freiheit
zu gewähren. Ebenso getreu blieb man dem festgestellten
Grundsatz keine weiteren unmittelbaren Besitzungen zu er-
werben. Nachdem die römische Flotte noch eine Expedition
nach Kreta gemacht und die Freigebung der dorthin in die
Sclaverei verkauften Römer durchgesetzt hatte, verlieſsen Flotte
und Landheer im Nachsommer 566 Asien, wobei das Land-
heer, das wieder durch Thrakien zog, durch die Nachlässig-
keit des Feldherrn unterwegs von den Ueberfällen der Wilden
viel zu leiden hatte. Sie brachten nichts heim aus dem Osten
als Ehre und Gold, die in dieser Zeit sich schon beide in der
praktischen Form der Dankadresse, dem goldenen Kranze
zusammenzufinden pflegten.

Auch das europäische Griechenland war von diesem asia-
tischen Krieg erschüttert worden und bedurfte neuer Ordnung.
Die Aetoler, die immer noch nicht gelernt hatten sich in ihre
Nichtigkeit zu finden, hatten nach dem im Frühling 564 mit
Scipio abgeschlossenen Waffenstillstand nicht bloſs durch ihre
kephallenischen Corsaren den Verkehr zwischen Italien und
Griechenland schwierig und unsicher gemacht, sondern viel-
leicht noch während des Waffenstillstandes, getäuscht durch
falsche Nachrichten über den Stand der Dinge in Asien, die
Tollheit begangen den Amynander wieder auf seinen athama-
nischen Thron zu setzen und mit Philippos in den von die-
sem besetzten aetolischen und thessalischen Grenzlandschaften
sich herumzuschlagen, wobei der König mehrere Nachtheile
erlitt. Es versteht sich, daſs hienach auf ihre Bitte um

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[563/0577] DER KRIEG GEGEN ANTIOCHOS VON ASIEN. aber die Kriegsschiffe, die verbrannt wurden; eine Seemacht litten die Römer nicht neben sich. Hiedurch war das Reich der Attaliden in Osteuropa und Asien das geworden, was Numidien in Africa war, ein von Rom abhängiger mächtiger Staat mit absoluter Verfassung, bestimmt und fähig sowohl Makedonien als Syrien in Schranken zu halten ohne anders als in auſserordentlichen Fällen römischer Unterstützung zu bedürfen. Mit dieser durch die römische Politik gebotenen Schöpfung hatte man die durch Sympathie, Wohlwollen und Eitelkeit gebotene Befreiung der asiatischen Griechen so weit möglich vereinigt. Um die Angelegenheiten des ferneren Ostens jenseit des Tauros und Halys war man fest entschlos- sen sich nicht zu bekümmern; es zeigen dies sehr deutlich die Bedingungen des Friedens mit Antiochos und noch entschie- dener die bestimmte Weigerung des Senats der Stadt Soloi in Kilikien die von den Rhodiern für sie erbetene Freiheit zu gewähren. Ebenso getreu blieb man dem festgestellten Grundsatz keine weiteren unmittelbaren Besitzungen zu er- werben. Nachdem die römische Flotte noch eine Expedition nach Kreta gemacht und die Freigebung der dorthin in die Sclaverei verkauften Römer durchgesetzt hatte, verlieſsen Flotte und Landheer im Nachsommer 566 Asien, wobei das Land- heer, das wieder durch Thrakien zog, durch die Nachlässig- keit des Feldherrn unterwegs von den Ueberfällen der Wilden viel zu leiden hatte. Sie brachten nichts heim aus dem Osten als Ehre und Gold, die in dieser Zeit sich schon beide in der praktischen Form der Dankadresse, dem goldenen Kranze zusammenzufinden pflegten. Auch das europäische Griechenland war von diesem asia- tischen Krieg erschüttert worden und bedurfte neuer Ordnung. Die Aetoler, die immer noch nicht gelernt hatten sich in ihre Nichtigkeit zu finden, hatten nach dem im Frühling 564 mit Scipio abgeschlossenen Waffenstillstand nicht bloſs durch ihre kephallenischen Corsaren den Verkehr zwischen Italien und Griechenland schwierig und unsicher gemacht, sondern viel- leicht noch während des Waffenstillstandes, getäuscht durch falsche Nachrichten über den Stand der Dinge in Asien, die Tollheit begangen den Amynander wieder auf seinen athama- nischen Thron zu setzen und mit Philippos in den von die- sem besetzten aetolischen und thessalischen Grenzlandschaften sich herumzuschlagen, wobei der König mehrere Nachtheile erlitt. Es versteht sich, daſs hienach auf ihre Bitte um 36*

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/577>, abgerufen am 22.11.2024.