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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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HAMILKAR UND HANNIBAL.
an Elephanten stark war, zog an der Küste hin, neben ihm
segelte die Flotte, geführt von seinem treuen Bundesgenossen
Hasdrubal. Plötzlich vernahm man, er sei bei den Säulen
des Herkules über das Meer gegangen und in Spanien gelan-
det, wo er Krieg führe mit den Eingebornen; mit Leuten die
ihm nichts zu Leide gethan und ohne Auftrag seiner Regierung,
klagten die karthagischen Behörden. Sie konnten wenigstens
nicht klagen, dass er die africanischen Angelegenheiten ver-
nachlässige; als die Numidier wieder einmal aufstanden, trieb
sein Unterfeldherr Hasdrubal sie so nachdrücklich zu Paaren,
dass auf lange Zeit an der Grenze Ruhe war und mehrere
bisher unabhängige Stämme sich bequemten Tribut zu zahlen.
Was er selbst in Spanien gethan, können wir nicht mehr im
Einzelnen verfolgen. Aber wie viel von ihm geleistet worden
ist als Militär und als Staatsmann in den neun letzten Jahren
seines Lebens (518-526), bis er im besten Mannesalter in
offener Feldschlacht tapfer kämpfend den Tod fand, wie Scharn-
horst, eben als seine Pläne zu reifen begannen; wie alsdann
im Sinne des Meisters während der nächsten acht Jahre (527-
534) der Erbe seines Amtes und seiner Pläne, sein Tochter-
mann Hasdrubal das angefangene Werk weiter geführt hat, das
zeigen die Erfolge. Statt der kleinen Entrepots für den Han-
del, die nebst dem Schutzrecht über Gades bis dahin Kar-
thago an der spanischen Küste allein besessen und als Depen-
denz von Libyen behandelt hatte, ward ein karthagisches
Reich in Spanien durch Hamilkars Feldherrnkunst begründet
und durch Hasdrubals staatsmännische Gewandtheit befestigt.
Die schönsten Landschaften Spaniens, die Süd- und Ostküste
wurden punisches Provinzialgebiet; Städte wurden gegründet,
vor allem Spanisch-Karthago (Cartagena), von Hasdrubal an
dem einzigen guten Hafen an der Südküste angelegt, mit
Hasdrubals prächtiger ,Königsburg'; der Ackerbau blühte auf
und mehr noch der Grubenbau in den glücklich aufgefunde-
nen Silberminen von Cartagena, die ein Jahrhundert später
gegen 21/2 Millionen Thaler jährlich eintrugen. Die meisten
Gemeinden bis zum Ebro wurden abhängig von Karthago und
zahlten ihm Zins; Hasdrubal verstand es die Häuptlinge auf
alle Weise, selbst durch Zwischenheirathen in das karthagische
Interesse zu ziehen. So erhielt Karthago hier für seinen
Handel und seine Fabriken eine reiche Absatzquelle und die
Einnahmen der Provinz nährten nicht bloss das Heer, sondern
es blieb noch übrig nach Karthago zu senden und für die

Röm. Gesch. I. 25

HAMILKAR UND HANNIBAL.
an Elephanten stark war, zog an der Küste hin, neben ihm
segelte die Flotte, geführt von seinem treuen Bundesgenossen
Hasdrubal. Plötzlich vernahm man, er sei bei den Säulen
des Herkules über das Meer gegangen und in Spanien gelan-
det, wo er Krieg führe mit den Eingebornen; mit Leuten die
ihm nichts zu Leide gethan und ohne Auftrag seiner Regierung,
klagten die karthagischen Behörden. Sie konnten wenigstens
nicht klagen, daſs er die africanischen Angelegenheiten ver-
nachlässige; als die Numidier wieder einmal aufstanden, trieb
sein Unterfeldherr Hasdrubal sie so nachdrücklich zu Paaren,
daſs auf lange Zeit an der Grenze Ruhe war und mehrere
bisher unabhängige Stämme sich bequemten Tribut zu zahlen.
Was er selbst in Spanien gethan, können wir nicht mehr im
Einzelnen verfolgen. Aber wie viel von ihm geleistet worden
ist als Militär und als Staatsmann in den neun letzten Jahren
seines Lebens (518-526), bis er im besten Mannesalter in
offener Feldschlacht tapfer kämpfend den Tod fand, wie Scharn-
horst, eben als seine Pläne zu reifen begannen; wie alsdann
im Sinne des Meisters während der nächsten acht Jahre (527-
534) der Erbe seines Amtes und seiner Pläne, sein Tochter-
mann Hasdrubal das angefangene Werk weiter geführt hat, das
zeigen die Erfolge. Statt der kleinen Entrepots für den Han-
del, die nebst dem Schutzrecht über Gades bis dahin Kar-
thago an der spanischen Küste allein besessen und als Depen-
denz von Libyen behandelt hatte, ward ein karthagisches
Reich in Spanien durch Hamilkars Feldherrnkunst begründet
und durch Hasdrubals staatsmännische Gewandtheit befestigt.
Die schönsten Landschaften Spaniens, die Süd- und Ostküste
wurden punisches Provinzialgebiet; Städte wurden gegründet,
vor allem Spanisch-Karthago (Cartagena), von Hasdrubal an
dem einzigen guten Hafen an der Südküste angelegt, mit
Hasdrubals prächtiger ‚Königsburg‘; der Ackerbau blühte auf
und mehr noch der Grubenbau in den glücklich aufgefunde-
nen Silberminen von Cartagena, die ein Jahrhundert später
gegen 2½ Millionen Thaler jährlich eintrugen. Die meisten
Gemeinden bis zum Ebro wurden abhängig von Karthago und
zahlten ihm Zins; Hasdrubal verstand es die Häuptlinge auf
alle Weise, selbst durch Zwischenheirathen in das karthagische
Interesse zu ziehen. So erhielt Karthago hier für seinen
Handel und seine Fabriken eine reiche Absatzquelle und die
Einnahmen der Provinz nährten nicht bloſs das Heer, sondern
es blieb noch übrig nach Karthago zu senden und für die

Röm. Gesch. I. 25
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[385/0399] HAMILKAR UND HANNIBAL. an Elephanten stark war, zog an der Küste hin, neben ihm segelte die Flotte, geführt von seinem treuen Bundesgenossen Hasdrubal. Plötzlich vernahm man, er sei bei den Säulen des Herkules über das Meer gegangen und in Spanien gelan- det, wo er Krieg führe mit den Eingebornen; mit Leuten die ihm nichts zu Leide gethan und ohne Auftrag seiner Regierung, klagten die karthagischen Behörden. Sie konnten wenigstens nicht klagen, daſs er die africanischen Angelegenheiten ver- nachlässige; als die Numidier wieder einmal aufstanden, trieb sein Unterfeldherr Hasdrubal sie so nachdrücklich zu Paaren, daſs auf lange Zeit an der Grenze Ruhe war und mehrere bisher unabhängige Stämme sich bequemten Tribut zu zahlen. Was er selbst in Spanien gethan, können wir nicht mehr im Einzelnen verfolgen. Aber wie viel von ihm geleistet worden ist als Militär und als Staatsmann in den neun letzten Jahren seines Lebens (518-526), bis er im besten Mannesalter in offener Feldschlacht tapfer kämpfend den Tod fand, wie Scharn- horst, eben als seine Pläne zu reifen begannen; wie alsdann im Sinne des Meisters während der nächsten acht Jahre (527- 534) der Erbe seines Amtes und seiner Pläne, sein Tochter- mann Hasdrubal das angefangene Werk weiter geführt hat, das zeigen die Erfolge. Statt der kleinen Entrepots für den Han- del, die nebst dem Schutzrecht über Gades bis dahin Kar- thago an der spanischen Küste allein besessen und als Depen- denz von Libyen behandelt hatte, ward ein karthagisches Reich in Spanien durch Hamilkars Feldherrnkunst begründet und durch Hasdrubals staatsmännische Gewandtheit befestigt. Die schönsten Landschaften Spaniens, die Süd- und Ostküste wurden punisches Provinzialgebiet; Städte wurden gegründet, vor allem Spanisch-Karthago (Cartagena), von Hasdrubal an dem einzigen guten Hafen an der Südküste angelegt, mit Hasdrubals prächtiger ‚Königsburg‘; der Ackerbau blühte auf und mehr noch der Grubenbau in den glücklich aufgefunde- nen Silberminen von Cartagena, die ein Jahrhundert später gegen 2½ Millionen Thaler jährlich eintrugen. Die meisten Gemeinden bis zum Ebro wurden abhängig von Karthago und zahlten ihm Zins; Hasdrubal verstand es die Häuptlinge auf alle Weise, selbst durch Zwischenheirathen in das karthagische Interesse zu ziehen. So erhielt Karthago hier für seinen Handel und seine Fabriken eine reiche Absatzquelle und die Einnahmen der Provinz nährten nicht bloſs das Heer, sondern es blieb noch übrig nach Karthago zu senden und für die Röm. Gesch. I. 25

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/399>, abgerufen am 23.11.2024.