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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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ERSTER PUNISCHER KRIEG.
mit ihren Schiffen herankommen konnten. Dadurch erhielt
die römische Reserve Luft und nachdem auch der zweite
Kampf zum Vortheil der Römer entschieden war, fielen alle
noch seefähigen römischen Schiffe dem hartnäckig seinen
Vortheil verfolgenden karthagischen linken Flügel in den
Rücken, so dass dieser umzingelt und fast ganz genommen
ward. Im Uebrigen war der Verlust ungefähr gleich. Von
der römischen Flotte waren 24 Segel versenkt, von der kar-
thagischen 30 versenkt, 64 genommen. Die karthagische
Flotte gab trotz des beträchtlichen Verlustes es nicht auf
Afrika zu decken und ging zu diesem Ende zurück an den
Golf von Karthago, wo sie die Landung erwartete und eine
zweite Schlacht zu liefern gedachte. Allein die Römer lande-
ten auf der Halbinsel statt an der westlichen Seite, die den
Golf bilden hilft, vielmehr an der östlichen, wo die Bai von
Clupea ihnen einen fast bei allen Winden Schutz bietenden
geräumigen Hafen und die Stadt, hart am Meere auf einem
schildförmig aus der Ebene aufsteigenden Hügel gelegen, eine
vortreffliche Hafenfestung darbot. Ungehindert vom Feinde
schifften sie die Truppen aus und setzten sich auf dem Hügel
fest; in kurzer Zeit war ein verschanztes Schiffslager errichtet
und das Landheer konnte seine Operationen beginnen. Die
römischen Truppen durchstreiften und brandschatzten das
Land; bis 20000 Sclaven konnten nach Rom geführt werden.
Durch die ungeheuersten Glücksfälle war der kühne Plan auf
den ersten Wurf und mit geringen Opfern gelungen; man
schien am Ziele zu stehen. Wie sicher die Römer sich fühl-
ten, beweist der Beschluss des Senats, dass der grösste Theil
der Flotte und die Hälfte der Armee nach Italien zurück-
geführt werden solle; Marcus Regulus blieb allein in Africa mit
40 Schiffen, 15000 Mann zu Fuss und 500 Reitern. Es
schien indess die Zuversicht nicht übertrieben. Die kartha-
gische Armee, die entmuthigt sich nicht in die Ebene wagte,
erlitt erst recht eine Schlappe in den waldigen Defileen, in
denen sie ihre beiden besten Waffen, die Reiterei und die
Elephanten nicht verwenden konnte. Die Städte ergaben sich
in Masse, die Numidier standen auf und überschwemmten
weithin das offene Land. Regulus konnte hoffen den nächsten
Feldzug zu beginnen mit der Belagerung der Hauptstadt, zu
welchem Ende er dicht bei derselben, in Tunes sein Winter-
lager aufschlug. Der Karthager Muth war gebrochen; sie
baten um Frieden. -- Allein die Bedingungen, die der Consul

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mit ihren Schiffen herankommen konnten. Dadurch erhielt
die römische Reserve Luft und nachdem auch der zweite
Kampf zum Vortheil der Römer entschieden war, fielen alle
noch seefähigen römischen Schiffe dem hartnäckig seinen
Vortheil verfolgenden karthagischen linken Flügel in den
Rücken, so daſs dieser umzingelt und fast ganz genommen
ward. Im Uebrigen war der Verlust ungefähr gleich. Von
der römischen Flotte waren 24 Segel versenkt, von der kar-
thagischen 30 versenkt, 64 genommen. Die karthagische
Flotte gab trotz des beträchtlichen Verlustes es nicht auf
Afrika zu decken und ging zu diesem Ende zurück an den
Golf von Karthago, wo sie die Landung erwartete und eine
zweite Schlacht zu liefern gedachte. Allein die Römer lande-
ten auf der Halbinsel statt an der westlichen Seite, die den
Golf bilden hilft, vielmehr an der östlichen, wo die Bai von
Clupea ihnen einen fast bei allen Winden Schutz bietenden
geräumigen Hafen und die Stadt, hart am Meere auf einem
schildförmig aus der Ebene aufsteigenden Hügel gelegen, eine
vortreffliche Hafenfestung darbot. Ungehindert vom Feinde
schifften sie die Truppen aus und setzten sich auf dem Hügel
fest; in kurzer Zeit war ein verschanztes Schiffslager errichtet
und das Landheer konnte seine Operationen beginnen. Die
römischen Truppen durchstreiften und brandschatzten das
Land; bis 20000 Sclaven konnten nach Rom geführt werden.
Durch die ungeheuersten Glücksfälle war der kühne Plan auf
den ersten Wurf und mit geringen Opfern gelungen; man
schien am Ziele zu stehen. Wie sicher die Römer sich fühl-
ten, beweist der Beschluſs des Senats, daſs der gröſste Theil
der Flotte und die Hälfte der Armee nach Italien zurück-
geführt werden solle; Marcus Regulus blieb allein in Africa mit
40 Schiffen, 15000 Mann zu Fuſs und 500 Reitern. Es
schien indeſs die Zuversicht nicht übertrieben. Die kartha-
gische Armee, die entmuthigt sich nicht in die Ebene wagte,
erlitt erst recht eine Schlappe in den waldigen Defileen, in
denen sie ihre beiden besten Waffen, die Reiterei und die
Elephanten nicht verwenden konnte. Die Städte ergaben sich
in Masse, die Numidier standen auf und überschwemmten
weithin das offene Land. Regulus konnte hoffen den nächsten
Feldzug zu beginnen mit der Belagerung der Hauptstadt, zu
welchem Ende er dicht bei derselben, in Tunes sein Winter-
lager aufschlug. Der Karthager Muth war gebrochen; sie
baten um Frieden. — Allein die Bedingungen, die der Consul

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[345/0359] ERSTER PUNISCHER KRIEG. mit ihren Schiffen herankommen konnten. Dadurch erhielt die römische Reserve Luft und nachdem auch der zweite Kampf zum Vortheil der Römer entschieden war, fielen alle noch seefähigen römischen Schiffe dem hartnäckig seinen Vortheil verfolgenden karthagischen linken Flügel in den Rücken, so daſs dieser umzingelt und fast ganz genommen ward. Im Uebrigen war der Verlust ungefähr gleich. Von der römischen Flotte waren 24 Segel versenkt, von der kar- thagischen 30 versenkt, 64 genommen. Die karthagische Flotte gab trotz des beträchtlichen Verlustes es nicht auf Afrika zu decken und ging zu diesem Ende zurück an den Golf von Karthago, wo sie die Landung erwartete und eine zweite Schlacht zu liefern gedachte. Allein die Römer lande- ten auf der Halbinsel statt an der westlichen Seite, die den Golf bilden hilft, vielmehr an der östlichen, wo die Bai von Clupea ihnen einen fast bei allen Winden Schutz bietenden geräumigen Hafen und die Stadt, hart am Meere auf einem schildförmig aus der Ebene aufsteigenden Hügel gelegen, eine vortreffliche Hafenfestung darbot. Ungehindert vom Feinde schifften sie die Truppen aus und setzten sich auf dem Hügel fest; in kurzer Zeit war ein verschanztes Schiffslager errichtet und das Landheer konnte seine Operationen beginnen. Die römischen Truppen durchstreiften und brandschatzten das Land; bis 20000 Sclaven konnten nach Rom geführt werden. Durch die ungeheuersten Glücksfälle war der kühne Plan auf den ersten Wurf und mit geringen Opfern gelungen; man schien am Ziele zu stehen. Wie sicher die Römer sich fühl- ten, beweist der Beschluſs des Senats, daſs der gröſste Theil der Flotte und die Hälfte der Armee nach Italien zurück- geführt werden solle; Marcus Regulus blieb allein in Africa mit 40 Schiffen, 15000 Mann zu Fuſs und 500 Reitern. Es schien indeſs die Zuversicht nicht übertrieben. Die kartha- gische Armee, die entmuthigt sich nicht in die Ebene wagte, erlitt erst recht eine Schlappe in den waldigen Defileen, in denen sie ihre beiden besten Waffen, die Reiterei und die Elephanten nicht verwenden konnte. Die Städte ergaben sich in Masse, die Numidier standen auf und überschwemmten weithin das offene Land. Regulus konnte hoffen den nächsten Feldzug zu beginnen mit der Belagerung der Hauptstadt, zu welchem Ende er dicht bei derselben, in Tunes sein Winter- lager aufschlug. Der Karthager Muth war gebrochen; sie baten um Frieden. — Allein die Bedingungen, die der Consul

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/359>, abgerufen am 23.11.2024.