welches von übler Vorbedeutung. Deshalb bricht morgen früh Alles auf, trotz unserer lebhaftesten Protestation.
61. Aufbruch der Taurus-Armee.
Lager zu Karakaik am Murad, 5 Stunden unterhalb Samsat, den 29. April 1839.
Jm Frieden und von keinem Feinde belästigt, mit Be- nutzung aller Hülfsquellen des eigenen Landes, haben wir so eben den Taurus auf den gangbarsten Straßen über- schritten. Commando's von 2000 Mann waren vierzehn Tage vorher mit Schneeschippen, Steinsprengen, Ebenen und Brückenbauen beschäftigt. Am Mittag des 14. April brachen die Corps von allen Seiten auf, und heute, nach sechzehn Tagen, ist der Stand folgender: die Garde, Halid und Bekir Pascha aus Malatia zu Karakaik am rechten, Heyder, Maschar und Bachry Pascha aus Diarbekir und Suverek zu Karakaik am linken Muradufer, die Brigade Jsmael in Biradschik, Mahmut in Orfa, die Tete der Ca- vallerie und Artillerie aus Malatia noch rückwärts zu Be- hesne (in diesem Augenblicke geht die Nachricht ein, daß das hohe Wasser die Brücke, welche Halil-Bey gebaut, zum zweiten Male weggeschwemmt). Dies Resultat wurde er- reicht mit der äußersten Anstrengung aller Kräfte, mit Zu- rücklassung von mehreren hundert Kranken und Todten. Von der Artillerie haben wir seit ein paar Tagen keine Nachricht, es ist wahrscheinlich, daß die Hälfte noch zu Sürghü, jenseits des Taurus, steht.
Wahr ist es, daß wir das unglücklichste Wetter von der Welt haben; seit wir Malatia verlassen, regnet es in Strömen, und noch kein Tag, an dem der Himmel wol- kenlos gewesen; ein Gewitter löst das andere ab, ein Guß folgt dem andern; die unbedeutendsten Bäche sind undurch- fuhrtbar, und die Vegetation so zurück gehalten, daß die
welches von uͤbler Vorbedeutung. Deshalb bricht morgen fruͤh Alles auf, trotz unſerer lebhafteſten Proteſtation.
61. Aufbruch der Taurus-Armee.
Lager zu Karakaik am Murad, 5 Stunden unterhalb Samſat, den 29. April 1839.
Jm Frieden und von keinem Feinde belaͤſtigt, mit Be- nutzung aller Huͤlfsquellen des eigenen Landes, haben wir ſo eben den Taurus auf den gangbarſten Straßen uͤber- ſchritten. Commando's von 2000 Mann waren vierzehn Tage vorher mit Schneeſchippen, Steinſprengen, Ebenen und Bruͤckenbauen beſchaͤftigt. Am Mittag des 14. April brachen die Corps von allen Seiten auf, und heute, nach ſechzehn Tagen, iſt der Stand folgender: die Garde, Halid und Bekir Paſcha aus Malatia zu Karakaik am rechten, Heyder, Maſchar und Bachry Paſcha aus Diarbekir und Suverek zu Karakaik am linken Muradufer, die Brigade Jsmael in Biradſchik, Mahmut in Orfa, die Tete der Ca- vallerie und Artillerie aus Malatia noch ruͤckwaͤrts zu Be- hesne (in dieſem Augenblicke geht die Nachricht ein, daß das hohe Waſſer die Bruͤcke, welche Halil-Bey gebaut, zum zweiten Male weggeſchwemmt). Dies Reſultat wurde er- reicht mit der aͤußerſten Anſtrengung aller Kraͤfte, mit Zu- ruͤcklaſſung von mehreren hundert Kranken und Todten. Von der Artillerie haben wir ſeit ein paar Tagen keine Nachricht, es iſt wahrſcheinlich, daß die Haͤlfte noch zu Suͤrghuͤ, jenſeits des Taurus, ſteht.
Wahr iſt es, daß wir das ungluͤcklichſte Wetter von der Welt haben; ſeit wir Malatia verlaſſen, regnet es in Stroͤmen, und noch kein Tag, an dem der Himmel wol- kenlos geweſen; ein Gewitter loͤſt das andere ab, ein Guß folgt dem andern; die unbedeutendſten Baͤche ſind undurch- fuhrtbar, und die Vegetation ſo zuruͤck gehalten, daß die
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welches von uͤbler Vorbedeutung. Deshalb bricht morgen
fruͤh Alles auf, trotz unſerer lebhafteſten Proteſtation.
61.
Aufbruch der Taurus-Armee.
Lager zu Karakaik am Murad, 5 Stunden unterhalb
Samſat, den 29. April 1839.
Jm Frieden und von keinem Feinde belaͤſtigt, mit Be-
nutzung aller Huͤlfsquellen des eigenen Landes, haben wir
ſo eben den Taurus auf den gangbarſten Straßen uͤber-
ſchritten. Commando's von 2000 Mann waren vierzehn
Tage vorher mit Schneeſchippen, Steinſprengen, Ebenen
und Bruͤckenbauen beſchaͤftigt. Am Mittag des 14. April
brachen die Corps von allen Seiten auf, und heute, nach
ſechzehn Tagen, iſt der Stand folgender: die Garde, Halid
und Bekir Paſcha aus Malatia zu Karakaik am rechten,
Heyder, Maſchar und Bachry Paſcha aus Diarbekir und
Suverek zu Karakaik am linken Muradufer, die Brigade
Jsmael in Biradſchik, Mahmut in Orfa, die Tete der Ca-
vallerie und Artillerie aus Malatia noch ruͤckwaͤrts zu Be-
hesne (in dieſem Augenblicke geht die Nachricht ein, daß
das hohe Waſſer die Bruͤcke, welche Halil-Bey gebaut, zum
zweiten Male weggeſchwemmt). Dies Reſultat wurde er-
reicht mit der aͤußerſten Anſtrengung aller Kraͤfte, mit Zu-
ruͤcklaſſung von mehreren hundert Kranken und Todten.
Von der Artillerie haben wir ſeit ein paar Tagen keine
Nachricht, es iſt wahrſcheinlich, daß die Haͤlfte noch zu
Suͤrghuͤ, jenſeits des Taurus, ſteht.
Wahr iſt es, daß wir das ungluͤcklichſte Wetter von
der Welt haben; ſeit wir Malatia verlaſſen, regnet es in
Stroͤmen, und noch kein Tag, an dem der Himmel wol-
kenlos geweſen; ein Gewitter loͤſt das andere ab, ein Guß
folgt dem andern; die unbedeutendſten Baͤche ſind undurch-
fuhrtbar, und die Vegetation ſo zuruͤck gehalten, daß die
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Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/375>, abgerufen am 22.11.2024.
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