Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

[Abbildung]

Aber man begreift auch die ganze Wuth der Feuers-
brünste, wo tausende, man möchte sagen aus Schwefel-
hölzern erbaute Häuser dicht und unregelmäßig an einan-
der gedrängt, einen Flächenraum von einer Quadratmeile
bedecken. Jn Pera hat man angefangen größere Häuser
von Stein und mit eisernen Läden vor allen Fenstern zu
erbauen; aber auch sie sind oft ein Raub des Feuers ge-
worden, denn die bloße Hitze, welche ein solches Feuermeer
verursacht, reicht hin, um das Jnnere zu entzünden. Es
ist fast unbegreiflich, wie die schönen massiven Palais der
englischen und französischen Botschaft, die isolirt mitten in
Gärten standen, dennoch von den Flammen erfaßt werden
konnten. An Löschen ist hier fast gar nicht zu denken, nur
schnelles Niederreißen von Häusern auf weite Entfernung
setzt dem verheerenden Elemente eine schwache Schranke,
indem es ihm seine Nahrung entzieht. Ein starker Wind
aber vereitelt alle diese Anstrengungen; selten gelingt es

7

[Abbildung]

Aber man begreift auch die ganze Wuth der Feuers-
bruͤnſte, wo tauſende, man moͤchte ſagen aus Schwefel-
hoͤlzern erbaute Haͤuſer dicht und unregelmaͤßig an einan-
der gedraͤngt, einen Flaͤchenraum von einer Quadratmeile
bedecken. Jn Pera hat man angefangen groͤßere Haͤuſer
von Stein und mit eiſernen Laͤden vor allen Fenſtern zu
erbauen; aber auch ſie ſind oft ein Raub des Feuers ge-
worden, denn die bloße Hitze, welche ein ſolches Feuermeer
verurſacht, reicht hin, um das Jnnere zu entzuͤnden. Es
iſt faſt unbegreiflich, wie die ſchoͤnen maſſiven Palais der
engliſchen und franzoͤſiſchen Botſchaft, die iſolirt mitten in
Gaͤrten ſtanden, dennoch von den Flammen erfaßt werden
konnten. An Loͤſchen iſt hier faſt gar nicht zu denken, nur
ſchnelles Niederreißen von Haͤuſern auf weite Entfernung
ſetzt dem verheerenden Elemente eine ſchwache Schranke,
indem es ihm ſeine Nahrung entzieht. Ein ſtarker Wind
aber vereitelt alle dieſe Anſtrengungen; ſelten gelingt es

7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0107" n="97"/>
        <figure/><lb/>
        <p>Aber man begreift auch die ganze Wuth der Feuers-<lb/>
bru&#x0364;n&#x017F;te, wo tau&#x017F;ende, man mo&#x0364;chte &#x017F;agen aus Schwefel-<lb/>
ho&#x0364;lzern erbaute Ha&#x0364;u&#x017F;er dicht und unregelma&#x0364;ßig an einan-<lb/>
der gedra&#x0364;ngt, einen Fla&#x0364;chenraum von einer Quadratmeile<lb/>
bedecken. Jn Pera hat man angefangen gro&#x0364;ßere Ha&#x0364;u&#x017F;er<lb/>
von Stein und mit ei&#x017F;ernen La&#x0364;den vor allen Fen&#x017F;tern zu<lb/>
erbauen; aber auch &#x017F;ie &#x017F;ind oft ein Raub des Feuers ge-<lb/>
worden, denn die bloße Hitze, welche ein &#x017F;olches Feuermeer<lb/>
verur&#x017F;acht, reicht hin, um das Jnnere zu entzu&#x0364;nden. Es<lb/>
i&#x017F;t fa&#x017F;t unbegreiflich, wie die &#x017F;cho&#x0364;nen ma&#x017F;&#x017F;iven Palais der<lb/>
engli&#x017F;chen und franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Bot&#x017F;chaft, die i&#x017F;olirt mitten in<lb/>
Ga&#x0364;rten &#x017F;tanden, dennoch von den Flammen erfaßt werden<lb/>
konnten. An Lo&#x0364;&#x017F;chen i&#x017F;t hier fa&#x017F;t gar nicht zu denken, nur<lb/>
&#x017F;chnelles Niederreißen von Ha&#x0364;u&#x017F;ern auf weite Entfernung<lb/>
&#x017F;etzt dem verheerenden Elemente eine &#x017F;chwache Schranke,<lb/>
indem es ihm &#x017F;eine Nahrung entzieht. Ein &#x017F;tarker Wind<lb/>
aber vereitelt alle die&#x017F;e An&#x017F;trengungen; &#x017F;elten gelingt es<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">7</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0107] [Abbildung] Aber man begreift auch die ganze Wuth der Feuers- bruͤnſte, wo tauſende, man moͤchte ſagen aus Schwefel- hoͤlzern erbaute Haͤuſer dicht und unregelmaͤßig an einan- der gedraͤngt, einen Flaͤchenraum von einer Quadratmeile bedecken. Jn Pera hat man angefangen groͤßere Haͤuſer von Stein und mit eiſernen Laͤden vor allen Fenſtern zu erbauen; aber auch ſie ſind oft ein Raub des Feuers ge- worden, denn die bloße Hitze, welche ein ſolches Feuermeer verurſacht, reicht hin, um das Jnnere zu entzuͤnden. Es iſt faſt unbegreiflich, wie die ſchoͤnen maſſiven Palais der engliſchen und franzoͤſiſchen Botſchaft, die iſolirt mitten in Gaͤrten ſtanden, dennoch von den Flammen erfaßt werden konnten. An Loͤſchen iſt hier faſt gar nicht zu denken, nur ſchnelles Niederreißen von Haͤuſern auf weite Entfernung ſetzt dem verheerenden Elemente eine ſchwache Schranke, indem es ihm ſeine Nahrung entzieht. Ein ſtarker Wind aber vereitelt alle dieſe Anſtrengungen; ſelten gelingt es 7

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/107
Zitationshilfe: Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/107>, abgerufen am 22.11.2024.