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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

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Der Freykauf.
angewandt werden, war ihre erste Anrede gegen ihn so
bald sie ihn auf der gewohnten Stelle fand, und wann
dann noch so viel Holz gehauen, so viel Länderey von
unserm Hofe versetzt, und alles was im Hause überslüßig
ist, losgeschlagen werden soll, so bekommst du gerade
nichts mit mir, und ich kann in die Welt gehen, um mein
Brod zu betteln. O Henrich Henrich, wir müssen diesen
Freykauf hintertreiben, oder du und ich sind unglücklich,
unwiederbringlich unglücklich, mit ledigen Händen läßt
sich nichts anfangen.

Das läßt sich freylich nicht, erwiederte Henrich ganz
ernsthaft, und aus unser Heyrath kann nichts werden,
wenn du kein Geld hast; Mein Gutsherr wird dich nicht
annehmen, und ich muß Geld freyen, wenn ich meinen
Hof erhalten soll. Aber ist es denn schon so ganz richtig
mit dem Freykauf? und ist das Geld, was angeliehen
werden soll, schon gezählet? keines von beyden versetzte
sie eiligst. Mein Vater hat acht Tage Zeit genommen,
um das Geld zu schaffen und Morgen will er zu den Leu-
ten in der Bauerschaft gehen, die es haben und leihen
sollen. Es ist also noch möglich, daß wir alles rückgän-
gig machen, wenn wir entweder einen andern aufbrin-
gen, der für uns und unsern Hof dem Gutsherrn mehr
bietet, oder aber die Leute bereden können, unserm Va-
ter kein Geld zu leihen. Gehe du Morgen zu diesen, und
mache sie bange, ich will indessen sehen, ob ich den Wa-
senmeister in unserm Dorfe der Geld wie Heu hat, bewe-
gen kann, daß er unserm Gutsherrn einhundert Thaler
für meinen Vater mehr biete. Jst es doch heut zu Tage
so, daß ein Bauer den andern kaufen kann, und der
Wasenmeister, der sein Camisol mit Golde besetzt hat, ist
doch auch ein ehrlicher Mann.

Beyde

Der Freykauf.
angewandt werden, war ihre erſte Anrede gegen ihn ſo
bald ſie ihn auf der gewohnten Stelle fand, und wann
dann noch ſo viel Holz gehauen, ſo viel Laͤnderey von
unſerm Hofe verſetzt, und alles was im Hauſe uͤberſluͤßig
iſt, losgeſchlagen werden ſoll, ſo bekommſt du gerade
nichts mit mir, und ich kann in die Welt gehen, um mein
Brod zu betteln. O Henrich Henrich, wir muͤſſen dieſen
Freykauf hintertreiben, oder du und ich ſind ungluͤcklich,
unwiederbringlich ungluͤcklich, mit ledigen Haͤnden laͤßt
ſich nichts anfangen.

Das laͤßt ſich freylich nicht, erwiederte Henrich ganz
ernſthaft, und aus unſer Heyrath kann nichts werden,
wenn du kein Geld haſt; Mein Gutsherr wird dich nicht
annehmen, und ich muß Geld freyen, wenn ich meinen
Hof erhalten ſoll. Aber iſt es denn ſchon ſo ganz richtig
mit dem Freykauf? und iſt das Geld, was angeliehen
werden ſoll, ſchon gezaͤhlet? keines von beyden verſetzte
ſie eiligſt. Mein Vater hat acht Tage Zeit genommen,
um das Geld zu ſchaffen und Morgen will er zu den Leu-
ten in der Bauerſchaft gehen, die es haben und leihen
ſollen. Es iſt alſo noch moͤglich, daß wir alles ruͤckgaͤn-
gig machen, wenn wir entweder einen andern aufbrin-
gen, der fuͤr uns und unſern Hof dem Gutsherrn mehr
bietet, oder aber die Leute bereden koͤnnen, unſerm Va-
ter kein Geld zu leihen. Gehe du Morgen zu dieſen, und
mache ſie bange, ich will indeſſen ſehen, ob ich den Wa-
ſenmeiſter in unſerm Dorfe der Geld wie Heu hat, bewe-
gen kann, daß er unſerm Gutsherrn einhundert Thaler
fuͤr meinen Vater mehr biete. Jſt es doch heut zu Tage
ſo, daß ein Bauer den andern kaufen kann, und der
Waſenmeiſter, der ſein Camiſol mit Golde beſetzt hat, iſt
doch auch ein ehrlicher Mann.

Beyde
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[319/0331] Der Freykauf. angewandt werden, war ihre erſte Anrede gegen ihn ſo bald ſie ihn auf der gewohnten Stelle fand, und wann dann noch ſo viel Holz gehauen, ſo viel Laͤnderey von unſerm Hofe verſetzt, und alles was im Hauſe uͤberſluͤßig iſt, losgeſchlagen werden ſoll, ſo bekommſt du gerade nichts mit mir, und ich kann in die Welt gehen, um mein Brod zu betteln. O Henrich Henrich, wir muͤſſen dieſen Freykauf hintertreiben, oder du und ich ſind ungluͤcklich, unwiederbringlich ungluͤcklich, mit ledigen Haͤnden laͤßt ſich nichts anfangen. Das laͤßt ſich freylich nicht, erwiederte Henrich ganz ernſthaft, und aus unſer Heyrath kann nichts werden, wenn du kein Geld haſt; Mein Gutsherr wird dich nicht annehmen, und ich muß Geld freyen, wenn ich meinen Hof erhalten ſoll. Aber iſt es denn ſchon ſo ganz richtig mit dem Freykauf? und iſt das Geld, was angeliehen werden ſoll, ſchon gezaͤhlet? keines von beyden verſetzte ſie eiligſt. Mein Vater hat acht Tage Zeit genommen, um das Geld zu ſchaffen und Morgen will er zu den Leu- ten in der Bauerſchaft gehen, die es haben und leihen ſollen. Es iſt alſo noch moͤglich, daß wir alles ruͤckgaͤn- gig machen, wenn wir entweder einen andern aufbrin- gen, der fuͤr uns und unſern Hof dem Gutsherrn mehr bietet, oder aber die Leute bereden koͤnnen, unſerm Va- ter kein Geld zu leihen. Gehe du Morgen zu dieſen, und mache ſie bange, ich will indeſſen ſehen, ob ich den Wa- ſenmeiſter in unſerm Dorfe der Geld wie Heu hat, bewe- gen kann, daß er unſerm Gutsherrn einhundert Thaler fuͤr meinen Vater mehr biete. Jſt es doch heut zu Tage ſo, daß ein Bauer den andern kaufen kann, und der Waſenmeiſter, der ſein Camiſol mit Golde beſetzt hat, iſt doch auch ein ehrlicher Mann. Beyde

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/331>, abgerufen am 26.11.2024.