Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

Keine Plaggen dürfen aus einer Mark
die halbe Mark urbar machen, und euch dieses Land ver-
heuren; auf diese Weise aber würde euer vermeintliches
Recht keine Gränzen haben, und das ist eben so viel als
gar kein Recht. Wir selbst widersetzen uns allen neuen Zu-
schlägen, und besonders allen, welche zu Säelande ge-
macht werden sollen, weil das Plaggenmatt dadurch ver-
mindert, und gleichwohl dessen immer mehr erfordert wird,
nachdem mehr Zuschläge gemacht werden. Da wir nun
selbst um unser Plaggenmatt zu schonen, kein Säeland ma-
chen, wie können wir euch denn in aller Welt gestatten, daß
unsre Nachbarn den Vortheil, wir aber den augenschein-
lichsten Schaden haben sollen? Jede andre Sache kann zwar,
der Regel nach, aus der Mark, wenn sie zuförderst in der-
selben zu Hause und Hofe gebracht ist, verkaufet werden;
auch selbst das Zehntstroh, obgleich der Zehnte nicht vom
Felde aus der Mark gefahren werden darf, mag aus der
Scheune an Ausmärker verkaufet werden; allein bey Plag-
gen, die nicht von der Heyde aufs Feld, sondern allemal erst
zu Hause gefahren werden müssen, ehe sie gebraucht wer-
den können, fällt diese natürliche und überaus vernünftige
Einschränkung weg. Indessen sieht man doch aus eben der-
felben, wohin der Geist dieser Gesetze gehe. Man sieht fer-
ner leicht durch die Finger, wenn einer ein Fuder Dorf
vom Mohre verkauft; wenn aber ein geringer Genosse allen
Torf den er machen kann, auf diese Weise losschlägt, und
dem auswärtigen Käufer zugleich erlaubt, denselben vom
Mohre abzuholen: so zwingt man den Kötter nicht mehr
zu verkaufen, als er selbst vom Mohre zu Hause bringen
kann. Diese einzige Einschränkung hebt allen Mißbrauch;
indem einer gewiß viermal so viel auf dem Mohre verferti-
gen, und dort verkaufen, als mit seinen oder kostbar ge-
dungenen Pferden nach Hause bringen kann.

Es

Keine Plaggen duͤrfen aus einer Mark
die halbe Mark urbar machen, und euch dieſes Land ver-
heuren; auf dieſe Weiſe aber wuͤrde euer vermeintliches
Recht keine Graͤnzen haben, und das iſt eben ſo viel als
gar kein Recht. Wir ſelbſt widerſetzen uns allen neuen Zu-
ſchlaͤgen, und beſonders allen, welche zu Saͤelande ge-
macht werden ſollen, weil das Plaggenmatt dadurch ver-
mindert, und gleichwohl deſſen immer mehr erfordert wird,
nachdem mehr Zuſchlaͤge gemacht werden. Da wir nun
ſelbſt um unſer Plaggenmatt zu ſchonen, kein Saͤeland ma-
chen, wie koͤnnen wir euch denn in aller Welt geſtatten, daß
unſre Nachbarn den Vortheil, wir aber den augenſchein-
lichſten Schaden haben ſollen? Jede andre Sache kann zwar,
der Regel nach, aus der Mark, wenn ſie zufoͤrderſt in der-
ſelben zu Hauſe und Hofe gebracht iſt, verkaufet werden;
auch ſelbſt das Zehntſtroh, obgleich der Zehnte nicht vom
Felde aus der Mark gefahren werden darf, mag aus der
Scheune an Ausmaͤrker verkaufet werden; allein bey Plag-
gen, die nicht von der Heyde aufs Feld, ſondern allemal erſt
zu Hauſe gefahren werden muͤſſen, ehe ſie gebraucht wer-
den koͤnnen, faͤllt dieſe natuͤrliche und uͤberaus vernuͤnftige
Einſchraͤnkung weg. Indeſſen ſieht man doch aus eben der-
felben, wohin der Geiſt dieſer Geſetze gehe. Man ſieht fer-
ner leicht durch die Finger, wenn einer ein Fuder Dorf
vom Mohre verkauft; wenn aber ein geringer Genoſſe allen
Torf den er machen kann, auf dieſe Weiſe losſchlaͤgt, und
dem auswaͤrtigen Kaͤufer zugleich erlaubt, denſelben vom
Mohre abzuholen: ſo zwingt man den Koͤtter nicht mehr
zu verkaufen, als er ſelbſt vom Mohre zu Hauſe bringen
kann. Dieſe einzige Einſchraͤnkung hebt allen Mißbrauch;
indem einer gewiß viermal ſo viel auf dem Mohre verferti-
gen, und dort verkaufen, als mit ſeinen oder koſtbar ge-
dungenen Pferden nach Hauſe bringen kann.

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0242" n="228"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Keine Plaggen du&#x0364;rfen aus einer Mark</hi></fw><lb/>
die halbe Mark urbar machen, und euch die&#x017F;es Land ver-<lb/>
heuren; auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e aber wu&#x0364;rde euer vermeintliches<lb/>
Recht keine Gra&#x0364;nzen haben, und das i&#x017F;t eben &#x017F;o viel als<lb/>
gar kein Recht. Wir &#x017F;elb&#x017F;t wider&#x017F;etzen uns allen neuen Zu-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gen, und be&#x017F;onders allen, welche zu Sa&#x0364;elande ge-<lb/>
macht werden &#x017F;ollen, weil das Plaggenmatt dadurch ver-<lb/>
mindert, und gleichwohl de&#x017F;&#x017F;en immer mehr erfordert wird,<lb/>
nachdem mehr Zu&#x017F;chla&#x0364;ge gemacht werden. Da wir nun<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t um un&#x017F;er Plaggenmatt zu &#x017F;chonen, kein Sa&#x0364;eland ma-<lb/>
chen, wie ko&#x0364;nnen wir euch denn in aller Welt ge&#x017F;tatten, daß<lb/>
un&#x017F;re Nachbarn den Vortheil, wir aber den augen&#x017F;chein-<lb/>
lich&#x017F;ten Schaden haben &#x017F;ollen? Jede andre Sache kann zwar,<lb/>
der Regel nach, aus der Mark, wenn &#x017F;ie zufo&#x0364;rder&#x017F;t in der-<lb/>
&#x017F;elben zu Hau&#x017F;e und Hofe gebracht i&#x017F;t, verkaufet werden;<lb/>
auch &#x017F;elb&#x017F;t das Zehnt&#x017F;troh, obgleich der Zehnte nicht vom<lb/>
Felde aus der Mark gefahren werden darf, mag aus der<lb/>
Scheune an Ausma&#x0364;rker verkaufet werden; allein bey Plag-<lb/>
gen, die nicht von der Heyde aufs Feld, &#x017F;ondern allemal er&#x017F;t<lb/>
zu Hau&#x017F;e gefahren werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ehe &#x017F;ie gebraucht wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnen, fa&#x0364;llt die&#x017F;e natu&#x0364;rliche und u&#x0364;beraus vernu&#x0364;nftige<lb/>
Ein&#x017F;chra&#x0364;nkung weg. Inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ieht man doch aus eben der-<lb/>
felben, wohin der Gei&#x017F;t die&#x017F;er Ge&#x017F;etze gehe. Man &#x017F;ieht fer-<lb/>
ner leicht durch die Finger, wenn einer ein Fuder Dorf<lb/>
vom Mohre verkauft; wenn aber ein geringer Geno&#x017F;&#x017F;e allen<lb/>
Torf den er machen kann, auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e los&#x017F;chla&#x0364;gt, und<lb/>
dem auswa&#x0364;rtigen Ka&#x0364;ufer zugleich erlaubt, den&#x017F;elben vom<lb/>
Mohre abzuholen: &#x017F;o zwingt man den Ko&#x0364;tter nicht mehr<lb/>
zu verkaufen, als er &#x017F;elb&#x017F;t vom Mohre zu Hau&#x017F;e bringen<lb/>
kann. Die&#x017F;e einzige Ein&#x017F;chra&#x0364;nkung hebt allen Mißbrauch;<lb/>
indem einer gewiß viermal &#x017F;o viel auf dem Mohre verferti-<lb/>
gen, und dort verkaufen, als mit &#x017F;einen oder ko&#x017F;tbar ge-<lb/>
dungenen Pferden nach Hau&#x017F;e bringen kann.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0242] Keine Plaggen duͤrfen aus einer Mark die halbe Mark urbar machen, und euch dieſes Land ver- heuren; auf dieſe Weiſe aber wuͤrde euer vermeintliches Recht keine Graͤnzen haben, und das iſt eben ſo viel als gar kein Recht. Wir ſelbſt widerſetzen uns allen neuen Zu- ſchlaͤgen, und beſonders allen, welche zu Saͤelande ge- macht werden ſollen, weil das Plaggenmatt dadurch ver- mindert, und gleichwohl deſſen immer mehr erfordert wird, nachdem mehr Zuſchlaͤge gemacht werden. Da wir nun ſelbſt um unſer Plaggenmatt zu ſchonen, kein Saͤeland ma- chen, wie koͤnnen wir euch denn in aller Welt geſtatten, daß unſre Nachbarn den Vortheil, wir aber den augenſchein- lichſten Schaden haben ſollen? Jede andre Sache kann zwar, der Regel nach, aus der Mark, wenn ſie zufoͤrderſt in der- ſelben zu Hauſe und Hofe gebracht iſt, verkaufet werden; auch ſelbſt das Zehntſtroh, obgleich der Zehnte nicht vom Felde aus der Mark gefahren werden darf, mag aus der Scheune an Ausmaͤrker verkaufet werden; allein bey Plag- gen, die nicht von der Heyde aufs Feld, ſondern allemal erſt zu Hauſe gefahren werden muͤſſen, ehe ſie gebraucht wer- den koͤnnen, faͤllt dieſe natuͤrliche und uͤberaus vernuͤnftige Einſchraͤnkung weg. Indeſſen ſieht man doch aus eben der- felben, wohin der Geiſt dieſer Geſetze gehe. Man ſieht fer- ner leicht durch die Finger, wenn einer ein Fuder Dorf vom Mohre verkauft; wenn aber ein geringer Genoſſe allen Torf den er machen kann, auf dieſe Weiſe losſchlaͤgt, und dem auswaͤrtigen Kaͤufer zugleich erlaubt, denſelben vom Mohre abzuholen: ſo zwingt man den Koͤtter nicht mehr zu verkaufen, als er ſelbſt vom Mohre zu Hauſe bringen kann. Dieſe einzige Einſchraͤnkung hebt allen Mißbrauch; indem einer gewiß viermal ſo viel auf dem Mohre verferti- gen, und dort verkaufen, als mit ſeinen oder koſtbar ge- dungenen Pferden nach Hauſe bringen kann. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und verme… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/242
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/242>, abgerufen am 26.04.2024.