Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

der alten deutschen Criminaljurisdiction.
Daß Münster des Gowgerichts sonder Insperrung ge-
brauchen und alle Todtschläge und Blutrunnen zu stra-
fen haben sollte.
S. den Quakenb. Entwurf de 1568.

Oßnabrückscher Seits hingegen setzte man:
Daß Münster den Blutrunn, so zum Gowgericht gehö-
ret, unbekrott solle gebrauchen als bisher.
Altenb. Entwurf de 1521.

Und es erhellet daraus so viel, daß erstere den alten Blut-
richter zur Erhaltung in den Blutrichter an Leib und Leben,
oder den comitem in missum verwandeln wollten.

Ein ander Stück aus jener Auction ist ein Galgen, woraus
oft auf die Criminaljurisdiction geschlossen werden will. Der
alte Graf hatte freylich auch einen Galgen und einen Gerichts-
platz, worauf er nach obiger Hypothese einen auf frischer That
ergriffenen, gefangenen und überlieferten Missethäter hängen
lassen konnte. Aber von einem solchen Falle heißt es in der
Urkunde des Bischofes Walraven zu Münster für den Grafen
von Bentheim de 1452.

Der Gowgraf mußte den Missethäter in dreyen Tagen
mit Rechte zu Tode richten, oder wenn er das nicht
konnte, ihn liefern in des Herrn Bischofes höchste
Gerichte.

Und ferner:
Dies Gerichte möge der Graf bekleiden und spannen,
und sein Pferd binden an den Schwerdtpfahl vor dem
Gerichtsstuhle, und so weit das Pferd mit der Halftern

an

der alten deutſchen Criminaljurisdiction.
Daß Muͤnſter des Gowgerichts ſonder Inſperrung ge-
brauchen und alle Todtſchlaͤge und Blutrunnen zu ſtra-
fen haben ſollte.
S. den Quakenb. Entwurf de 1568.

Oßnabruͤckſcher Seits hingegen ſetzte man:
Daß Muͤnſter den Blutrunn, ſo zum Gowgericht gehoͤ-
ret, unbekrott ſolle gebrauchen als bisher.
Altenb. Entwurf de 1521.

Und es erhellet daraus ſo viel, daß erſtere den alten Blut-
richter zur Erhaltung in den Blutrichter an Leib und Leben,
oder den comitem in miſſum verwandeln wollten.

Ein ander Stuͤck aus jener Auction iſt ein Galgen, woraus
oft auf die Criminaljurisdiction geſchloſſen werden will. Der
alte Graf hatte freylich auch einen Galgen und einen Gerichts-
platz, worauf er nach obiger Hypotheſe einen auf friſcher That
ergriffenen, gefangenen und uͤberlieferten Miſſethaͤter haͤngen
laſſen konnte. Aber von einem ſolchen Falle heißt es in der
Urkunde des Biſchofes Walraven zu Muͤnſter fuͤr den Grafen
von Bentheim de 1452.

Der Gowgraf mußte den Miſſethaͤter in dreyen Tagen
mit Rechte zu Tode richten, oder wenn er das nicht
konnte, ihn liefern in des Herrn Biſchofes hoͤchſte
Gerichte.

Und ferner:
Dies Gerichte moͤge der Graf bekleiden und ſpannen,
und ſein Pferd binden an den Schwerdtpfahl vor dem
Gerichtsſtuhle, und ſo weit das Pferd mit der Halftern

an
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0495" n="477"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der alten deut&#x017F;chen Criminaljurisdiction.</hi></fw><lb/><cit><quote><hi rendition="#et">Daß Mu&#x0364;n&#x017F;ter des Gowgerichts &#x017F;onder In&#x017F;perrung ge-<lb/>
brauchen und alle Todt&#x017F;chla&#x0364;ge und Blutrunnen zu &#x017F;tra-<lb/>
fen haben &#x017F;ollte.<lb/><hi rendition="#et">S. den Quakenb. Entwurf <hi rendition="#aq">de</hi> 1568.</hi></hi></quote></cit><lb/>
Oßnabru&#x0364;ck&#x017F;cher Seits hingegen &#x017F;etzte man:<lb/><cit><quote><hi rendition="#et">Daß Mu&#x0364;n&#x017F;ter den Blutrunn, &#x017F;o zum Gowgericht geho&#x0364;-<lb/>
ret, unbekrott &#x017F;olle gebrauchen als bisher.<lb/><hi rendition="#et">Altenb. Entwurf <hi rendition="#aq">de</hi> 1521.</hi></hi></quote></cit><lb/>
Und es erhellet daraus &#x017F;o viel, daß er&#x017F;tere den alten Blut-<lb/>
richter zur Erhaltung in den Blutrichter an Leib und Leben,<lb/>
oder den <hi rendition="#aq">comitem in mi&#x017F;&#x017F;um</hi> verwandeln wollten.</p><lb/>
        <p>Ein <hi rendition="#fr">ander Stu&#x0364;ck</hi> aus jener Auction i&#x017F;t ein Galgen, woraus<lb/>
oft auf die Criminaljurisdiction ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden will. Der<lb/>
alte Graf hatte freylich auch einen Galgen und einen Gerichts-<lb/>
platz, worauf er nach obiger Hypothe&#x017F;e einen auf fri&#x017F;cher That<lb/>
ergriffenen, gefangenen und u&#x0364;berlieferten Mi&#x017F;&#x017F;etha&#x0364;ter ha&#x0364;ngen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en konnte. Aber von einem &#x017F;olchen Falle heißt es in der<lb/>
Urkunde des Bi&#x017F;chofes Walraven zu Mu&#x0364;n&#x017F;ter fu&#x0364;r den Grafen<lb/>
von Bentheim <hi rendition="#aq">de</hi> 1452.</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#et">Der Gowgraf mußte den Mi&#x017F;&#x017F;etha&#x0364;ter in dreyen Tagen<lb/>
mit Rechte zu Tode richten, oder wenn er das nicht<lb/>
konnte, ihn liefern in des Herrn Bi&#x017F;chofes ho&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
Gerichte.</hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <p>Und ferner:<lb/><cit><quote><hi rendition="#et">Dies Gerichte mo&#x0364;ge der Graf bekleiden und &#x017F;pannen,<lb/>
und &#x017F;ein Pferd binden an den Schwerdtpfahl vor dem<lb/>
Gerichts&#x017F;tuhle, und &#x017F;o weit das Pferd mit der Halftern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">an</fw><lb/></hi></quote></cit></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[477/0495] der alten deutſchen Criminaljurisdiction. Daß Muͤnſter des Gowgerichts ſonder Inſperrung ge- brauchen und alle Todtſchlaͤge und Blutrunnen zu ſtra- fen haben ſollte. S. den Quakenb. Entwurf de 1568. Oßnabruͤckſcher Seits hingegen ſetzte man: Daß Muͤnſter den Blutrunn, ſo zum Gowgericht gehoͤ- ret, unbekrott ſolle gebrauchen als bisher. Altenb. Entwurf de 1521. Und es erhellet daraus ſo viel, daß erſtere den alten Blut- richter zur Erhaltung in den Blutrichter an Leib und Leben, oder den comitem in miſſum verwandeln wollten. Ein ander Stuͤck aus jener Auction iſt ein Galgen, woraus oft auf die Criminaljurisdiction geſchloſſen werden will. Der alte Graf hatte freylich auch einen Galgen und einen Gerichts- platz, worauf er nach obiger Hypotheſe einen auf friſcher That ergriffenen, gefangenen und uͤberlieferten Miſſethaͤter haͤngen laſſen konnte. Aber von einem ſolchen Falle heißt es in der Urkunde des Biſchofes Walraven zu Muͤnſter fuͤr den Grafen von Bentheim de 1452. Der Gowgraf mußte den Miſſethaͤter in dreyen Tagen mit Rechte zu Tode richten, oder wenn er das nicht konnte, ihn liefern in des Herrn Biſchofes hoͤchſte Gerichte. Und ferner: Dies Gerichte moͤge der Graf bekleiden und ſpannen, und ſein Pferd binden an den Schwerdtpfahl vor dem Gerichtsſtuhle, und ſo weit das Pferd mit der Halftern an

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/495
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/495>, abgerufen am 23.07.2024.