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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832.

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zeige zu Gedichten, theils ausgeführte Stücke, welche
in loser und schwebender Verknüpfung, wie es der
mythischen Komposition angemessen schien, zulezt einen
gewissen Lebenskreis erschöpfen sollten. Freilich ge-
schah diese wunderliche Amplifikation der an sich schon
wunderbaren Thatsachen mehr in seiner eignen als
Noltens Sinnesweise. Der Maler konnte sich an
der Fiktion als solcher ergötzen, doch brachte diese
Reihe von seltsamen Bildern alsbald eine solche Be-
klemmung, Unruhe und Schwere über ihn, daß er die
Blätter mehr als Einmal ungeduldig wegwarf.

Indem hier einige Stücke ausgehoben werden
mögen, ist zum Verständniß des ersten Gedichts ei-
ner Randbemerkung zu erwähnen, wodurch auf eine
gewisse Zeichnung hingewiesen wird, welche von Nol-
ten
zur Zeit, als er die Schule zu ** besuchte, ent-
worfen, Elisabeths Gestalt in asiatischem Costume,
mit Scenerie im ähnlichen Geschmack, darstellte; spä-
ter sah Larkens das Blatt und bat sich's aus, doch
lag es nicht hier bei.

Die Hochzeit *).
Aufgeschmückt ist der Freudensaal;
Lichterhell, bunt, in laulicher Sommernacht
Stehet das offene Gartengezelte;
Säulengleich steigen,
*) Im Munde des Bräutigams gedacht.

zeige zu Gedichten, theils ausgeführte Stücke, welche
in loſer und ſchwebender Verknüpfung, wie es der
mythiſchen Kompoſition angemeſſen ſchien, zulezt einen
gewiſſen Lebenskreis erſchöpfen ſollten. Freilich ge-
ſchah dieſe wunderliche Amplifikation der an ſich ſchon
wunderbaren Thatſachen mehr in ſeiner eignen als
Noltens Sinnesweiſe. Der Maler konnte ſich an
der Fiktion als ſolcher ergötzen, doch brachte dieſe
Reihe von ſeltſamen Bildern alsbald eine ſolche Be-
klemmung, Unruhe und Schwere über ihn, daß er die
Blätter mehr als Einmal ungeduldig wegwarf.

Indem hier einige Stücke ausgehoben werden
mögen, iſt zum Verſtändniß des erſten Gedichts ei-
ner Randbemerkung zu erwähnen, wodurch auf eine
gewiſſe Zeichnung hingewieſen wird, welche von Nol-
ten
zur Zeit, als er die Schule zu ** beſuchte, ent-
worfen, Eliſabeths Geſtalt in aſiatiſchem Coſtume,
mit Scenerie im ähnlichen Geſchmack, darſtellte; ſpä-
ter ſah Larkens das Blatt und bat ſich’s aus, doch
lag es nicht hier bei.

Die Hochzeit *).
Aufgeſchmückt iſt der Freudenſaal;
Lichterhell, bunt, in laulicher Sommernacht
Stehet das offene Gartengezelte;
Säulengleich ſteigen,
*) Im Munde des Bräutigams gedacht.
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[557/0243] zeige zu Gedichten, theils ausgeführte Stücke, welche in loſer und ſchwebender Verknüpfung, wie es der mythiſchen Kompoſition angemeſſen ſchien, zulezt einen gewiſſen Lebenskreis erſchöpfen ſollten. Freilich ge- ſchah dieſe wunderliche Amplifikation der an ſich ſchon wunderbaren Thatſachen mehr in ſeiner eignen als Noltens Sinnesweiſe. Der Maler konnte ſich an der Fiktion als ſolcher ergötzen, doch brachte dieſe Reihe von ſeltſamen Bildern alsbald eine ſolche Be- klemmung, Unruhe und Schwere über ihn, daß er die Blätter mehr als Einmal ungeduldig wegwarf. Indem hier einige Stücke ausgehoben werden mögen, iſt zum Verſtändniß des erſten Gedichts ei- ner Randbemerkung zu erwähnen, wodurch auf eine gewiſſe Zeichnung hingewieſen wird, welche von Nol- ten zur Zeit, als er die Schule zu ** beſuchte, ent- worfen, Eliſabeths Geſtalt in aſiatiſchem Coſtume, mit Scenerie im ähnlichen Geſchmack, darſtellte; ſpä- ter ſah Larkens das Blatt und bat ſich’s aus, doch lag es nicht hier bei. Die Hochzeit *). Aufgeſchmückt iſt der Freudenſaal; Lichterhell, bunt, in laulicher Sommernacht Stehet das offene Gartengezelte; Säulengleich ſteigen, *) Im Munde des Bräutigams gedacht.

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten02_1832/243>, abgerufen am 02.05.2024.