merkenswerthe Wort der wechselseitigen Aufklärung über die Eigenthümlichkeit und allmälige Verkümmerung von Larkens's Wesen zu übergehn, und erzählen dafür mit den eignen Worten des Präsidenten, auf welche Art er zur Bekanntschaft des Schauspielers gelangte.
"Vor einem Vierteljahr machte die hiesige Bühne den bis daher in Deutschland noch nicht erhörten Ver- such, Ludwig Tiecks Lustspiele aufzuführen. Die Idee war von dem berühmten S * * ausgegangen, welcher als Gast hier einige Monate spielte und für jenes enthusiastische Projekt weniger die Intendanz, als vielmehr die höheren Privatzirkel des gebildeten Publikums, denen er Vorlesungen hielt, zu elektrisiren wußte. Nach einer sehr gründlichen Vorbereitung un- serer Akteurs, und nachdem er durch eine Reihe an- derer, gewohnter Vorstellungen sich vorweg das Zu- trauen sämmtlicher Theaterliebhaber im höchsten Grade gewonnen hatte, ward endlich "die verkehrte Welt" angekündigt. Die Wenigen, welche diese geistvolle Dichtung kannten und schäzten, wollten freilich vor- aussehn, daß bei der Stumpfsinnigkeit, nicht nur der Menge, auf die man im Voraus verzichtete, sondern der sogenannten Gebildeten, die schöne Absicht im Ganzen verunglücken müsse; ja S * * selbst soll dieß vorhergesehen haben, und man glaubt, er habe dieß- mal theils auf Kosten des großen Publikums, theils seines eignen Rufs, einer Privat-Vorliebe zu viel nach- gegeben. Auf der andern Seite ist seine Uneigennützig-
merkenswerthe Wort der wechſelſeitigen Aufklärung über die Eigenthümlichkeit und allmälige Verkümmerung von Larkens’s Weſen zu übergehn, und erzählen dafür mit den eignen Worten des Präſidenten, auf welche Art er zur Bekanntſchaft des Schauſpielers gelangte.
„Vor einem Vierteljahr machte die hieſige Bühne den bis daher in Deutſchland noch nicht erhörten Ver- ſuch, Ludwig Tiecks Luſtſpiele aufzuführen. Die Idee war von dem berühmten S * * ausgegangen, welcher als Gaſt hier einige Monate ſpielte und für jenes enthuſiaſtiſche Projekt weniger die Intendanz, als vielmehr die höheren Privatzirkel des gebildeten Publikums, denen er Vorleſungen hielt, zu elektriſiren wußte. Nach einer ſehr gründlichen Vorbereitung un- ſerer Akteurs, und nachdem er durch eine Reihe an- derer, gewohnter Vorſtellungen ſich vorweg das Zu- trauen ſämmtlicher Theaterliebhaber im höchſten Grade gewonnen hatte, ward endlich „die verkehrte Welt“ angekündigt. Die Wenigen, welche dieſe geiſtvolle Dichtung kannten und ſchäzten, wollten freilich vor- ausſehn, daß bei der Stumpfſinnigkeit, nicht nur der Menge, auf die man im Voraus verzichtete, ſondern der ſogenannten Gebildeten, die ſchöne Abſicht im Ganzen verunglücken müſſe; ja S * * ſelbſt ſoll dieß vorhergeſehen haben, und man glaubt, er habe dieß- mal theils auf Koſten des großen Publikums, theils ſeines eignen Rufs, einer Privat-Vorliebe zu viel nach- gegeben. Auf der andern Seite iſt ſeine Uneigennützig-
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merkenswerthe Wort der wechſelſeitigen Aufklärung über
die Eigenthümlichkeit und allmälige Verkümmerung von
Larkens’s Weſen zu übergehn, und erzählen dafür
mit den eignen Worten des Präſidenten, auf welche
Art er zur Bekanntſchaft des Schauſpielers gelangte.
„Vor einem Vierteljahr machte die hieſige Bühne
den bis daher in Deutſchland noch nicht erhörten Ver-
ſuch, Ludwig Tiecks Luſtſpiele aufzuführen. Die
Idee war von dem berühmten S * * ausgegangen,
welcher als Gaſt hier einige Monate ſpielte und für
jenes enthuſiaſtiſche Projekt weniger die Intendanz,
als vielmehr die höheren Privatzirkel des gebildeten
Publikums, denen er Vorleſungen hielt, zu elektriſiren
wußte. Nach einer ſehr gründlichen Vorbereitung un-
ſerer Akteurs, und nachdem er durch eine Reihe an-
derer, gewohnter Vorſtellungen ſich vorweg das Zu-
trauen ſämmtlicher Theaterliebhaber im höchſten Grade
gewonnen hatte, ward endlich „die verkehrte Welt“
angekündigt. Die Wenigen, welche dieſe geiſtvolle
Dichtung kannten und ſchäzten, wollten freilich vor-
ausſehn, daß bei der Stumpfſinnigkeit, nicht nur der
Menge, auf die man im Voraus verzichtete, ſondern
der ſogenannten Gebildeten, die ſchöne Abſicht im
Ganzen verunglücken müſſe; ja S * * ſelbſt ſoll dieß
vorhergeſehen haben, und man glaubt, er habe dieß-
mal theils auf Koſten des großen Publikums, theils
ſeines eignen Rufs, einer Privat-Vorliebe zu viel nach-
gegeben. Auf der andern Seite iſt ſeine Uneigennützig-
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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten02_1832/204>, abgerufen am 22.11.2024.
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