Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.Aber bald nachher, verflucht! die garstige Niederträch- "Nun?" "Ein zierlicher Laffe kam in's Haus, Geometer, "Ist nicht möglich das!" rief Larkens erschrocken "Und ist gewiß. Zwar Agnes wußt' Anfangs Aber bald nachher, verflucht! die garſtige Niederträch- „Nun?“ „Ein zierlicher Laffe kam in’s Haus, Geometer, „Iſt nicht möglich das!“ rief Larkens erſchrocken „Und iſt gewiß. Zwar Agnes wußt’ Anfangs <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0065" n="57"/> Aber bald nachher, verflucht! die garſtige Niederträch-<lb/> tigkeit!“</p><lb/> <p>„Nun?“</p><lb/> <p>„Ein zierlicher Laffe kam in’s Haus, Geometer,<lb/> oder was er iſt, ein weitläuftiger Vetter aus der be-<lb/> nachbarten Stadt. Mir ward von freundſchaftlicher<lb/> Hand ein Wink gegeben, daß man ſich in dem Bur-<lb/> ſcheu, nur auf gewiſſe Fälle, ein Schwiegerſöhnchen<lb/> reſerviren wolle.“</p><lb/> <p>„Iſt nicht möglich das!“ rief <hi rendition="#g">Larkens</hi> erſchrocken<lb/> aufſpringend.</p><lb/> <p>„Und iſt gewiß. Zwar <hi rendition="#g">Agnes</hi> wußt’ Anfangs<lb/> nicht um den ſaubern Plan, man wollt’ abwarten, ob<lb/> ihr s’ Mäulchen nicht ſelber überliefe, man ſteckte die<lb/> Leutchen recht gefliſſentlich zuſammen, daß dem Mädel<lb/> zulezt wirklich ſchwindlich ward, denn mein Rival trug<lb/> ohne Zweifel eine brillante Vorſtecknadel, wußte treff-<lb/> liche Dinge von Bällen und dergleichen zu erzählen,<lb/> wunderte ſich recht mitleidig, daß Fräulein <hi rendition="#g">Agnes</hi><lb/> an ſolchen Herrlichkeiten keinen Theil nehme, worauf<lb/> denn das gute Schäfchen ſich ebenfalls im Stillen ver-<lb/> wunderte, ſich ganz tiefſinnig in die neue prächtige<lb/> Welt verguckte, von welcher ſie auf ihrem ſtillen<lb/> Waldhäuschen bisher das Mindeſte nicht geahnt. Mir<lb/> entdeckten jedoch ihre ſehr liebreichen, wiewohl etwas<lb/> ſparſamen, Briefe nichts von dieſen Viſionen, die<lb/> Wiſchchen waren lieb und ſimpel und treuherzig, wie<lb/> ſonſt auch, rochen weder nach <hi rendition="#aq">eau de Portugal</hi> noch <hi rendition="#aq">de<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0065]
Aber bald nachher, verflucht! die garſtige Niederträch-
tigkeit!“
„Nun?“
„Ein zierlicher Laffe kam in’s Haus, Geometer,
oder was er iſt, ein weitläuftiger Vetter aus der be-
nachbarten Stadt. Mir ward von freundſchaftlicher
Hand ein Wink gegeben, daß man ſich in dem Bur-
ſcheu, nur auf gewiſſe Fälle, ein Schwiegerſöhnchen
reſerviren wolle.“
„Iſt nicht möglich das!“ rief Larkens erſchrocken
aufſpringend.
„Und iſt gewiß. Zwar Agnes wußt’ Anfangs
nicht um den ſaubern Plan, man wollt’ abwarten, ob
ihr s’ Mäulchen nicht ſelber überliefe, man ſteckte die
Leutchen recht gefliſſentlich zuſammen, daß dem Mädel
zulezt wirklich ſchwindlich ward, denn mein Rival trug
ohne Zweifel eine brillante Vorſtecknadel, wußte treff-
liche Dinge von Bällen und dergleichen zu erzählen,
wunderte ſich recht mitleidig, daß Fräulein Agnes
an ſolchen Herrlichkeiten keinen Theil nehme, worauf
denn das gute Schäfchen ſich ebenfalls im Stillen ver-
wunderte, ſich ganz tiefſinnig in die neue prächtige
Welt verguckte, von welcher ſie auf ihrem ſtillen
Waldhäuschen bisher das Mindeſte nicht geahnt. Mir
entdeckten jedoch ihre ſehr liebreichen, wiewohl etwas
ſparſamen, Briefe nichts von dieſen Viſionen, die
Wiſchchen waren lieb und ſimpel und treuherzig, wie
ſonſt auch, rochen weder nach eau de Portugal noch de
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