Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.Schaut, da sprengt er, wüthend schier, Durch das Thor, der Feuerreiter, Auf dem rippendürren Thier, Als auf einer Feuerleiter; Durch den Qualm und durch die Schwüle Rennt er schon wie Windesbraut, Aus der Stadt da ruft es laut: Hinter'm Berg, hinter'm Berg Brennt's in einer Mühle! Keine Stunde hielt es an, Bis die Mühle borst in Trümmer, Und den wilden Reitersmann Sah man von der Stunde nimmer; Darauf stille das Gewühle Kehret wiederum nach Haus, Auch das Glöcklein klinget aus: Hinter'm Berg, hinter'm Berg Brennt's! -- Nach der Zeit ein Müller fand Ein Gerippe sammt der Mützen, Ruhig an der Kellerwand Auf der beinern' Mähre sitzen. Feuerreiter, wie so kühle Reitest du in deinem Grab! Husch! da fällt's in Asche ab -- Ruhe wohl, ruhe wohl, Drunten in der Mühle! Schon vor dem Schlusse des Gesanges öffnete Schaut, da ſprengt er, wüthend ſchier, Durch das Thor, der Feuerreiter, Auf dem rippendürren Thier, Als auf einer Feuerleiter; Durch den Qualm und durch die Schwüle Rennt er ſchon wie Windesbraut, Aus der Stadt da ruft es laut: Hinter’m Berg, hinter’m Berg Brennt’s in einer Mühle! Keine Stunde hielt es an, Bis die Mühle borſt in Trümmer, Und den wilden Reitersmann Sah man von der Stunde nimmer; Darauf ſtille das Gewühle Kehret wiederum nach Haus, Auch das Glöcklein klinget aus: Hinter’m Berg, hinter’m Berg Brennt’s! — Nach der Zeit ein Müller fand Ein Gerippe ſammt der Mützen, Ruhig an der Kellerwand Auf der beinern’ Mähre ſitzen. Feuerreiter, wie ſo kühle Reiteſt du in deinem Grab! Huſch! da fällt’s in Aſche ab — Ruhe wohl, ruhe wohl, Drunten in der Mühle! Schon vor dem Schluſſe des Geſanges öffnete <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0054" n="46"/> <lg n="2"> <l>Schaut, da ſprengt er, wüthend ſchier,</l><lb/> <l>Durch das Thor, der Feuerreiter,</l><lb/> <l>Auf dem rippendürren Thier,</l><lb/> <l>Als auf einer Feuerleiter;</l><lb/> <l>Durch den Qualm und durch die Schwüle</l><lb/> <l>Rennt er ſchon wie Windesbraut,</l><lb/> <l>Aus der Stadt da ruft es laut:</l><lb/> <l>Hinter’m Berg, hinter’m Berg</l><lb/> <l>Brennt’s in einer Mühle!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Keine Stunde hielt es an,</l><lb/> <l>Bis die Mühle borſt in Trümmer,</l><lb/> <l>Und den wilden Reitersmann</l><lb/> <l>Sah man von der Stunde nimmer;</l><lb/> <l>Darauf ſtille das Gewühle</l><lb/> <l>Kehret wiederum nach Haus,</l><lb/> <l>Auch das Glöcklein klinget aus:</l><lb/> <l>Hinter’m Berg, hinter’m Berg</l><lb/> <l>Brennt’s! —</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nach der Zeit ein Müller fand</l><lb/> <l>Ein Gerippe ſammt der Mützen,</l><lb/> <l>Ruhig an der Kellerwand</l><lb/> <l>Auf der beinern’ Mähre ſitzen.</l><lb/> <l>Feuerreiter, wie ſo kühle</l><lb/> <l>Reiteſt du in deinem Grab!</l><lb/> <l>Huſch! da fällt’s in Aſche ab —</l><lb/> <l>Ruhe wohl, ruhe wohl,</l><lb/> <l>Drunten in der Mühle!</l> </lg> </lg><lb/> <p>Schon vor dem Schluſſe des Geſanges öffnete<lb/> ſich die Thür und leiſe trat die Geſtalt des <hi rendition="#g">Nacht-<lb/> wächters</hi> herein. Er blieb unbeweglich an der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0054]
Schaut, da ſprengt er, wüthend ſchier,
Durch das Thor, der Feuerreiter,
Auf dem rippendürren Thier,
Als auf einer Feuerleiter;
Durch den Qualm und durch die Schwüle
Rennt er ſchon wie Windesbraut,
Aus der Stadt da ruft es laut:
Hinter’m Berg, hinter’m Berg
Brennt’s in einer Mühle!
Keine Stunde hielt es an,
Bis die Mühle borſt in Trümmer,
Und den wilden Reitersmann
Sah man von der Stunde nimmer;
Darauf ſtille das Gewühle
Kehret wiederum nach Haus,
Auch das Glöcklein klinget aus:
Hinter’m Berg, hinter’m Berg
Brennt’s! —
Nach der Zeit ein Müller fand
Ein Gerippe ſammt der Mützen,
Ruhig an der Kellerwand
Auf der beinern’ Mähre ſitzen.
Feuerreiter, wie ſo kühle
Reiteſt du in deinem Grab!
Huſch! da fällt’s in Aſche ab —
Ruhe wohl, ruhe wohl,
Drunten in der Mühle!
Schon vor dem Schluſſe des Geſanges öffnete
ſich die Thür und leiſe trat die Geſtalt des Nacht-
wächters herein. Er blieb unbeweglich an der
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