Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.begibt! Hier eine Scene aus dem goldenen Weltalter "Vortrefflich!" triumphirte Max, "da hätten wir "So ist's! nicht anders!" applaudirte Franziska, "Ganz recht; es ist der ihm geweihte Oelbaum." "Keineswegs! die schönsten Apfelsinen sind's! "Vielmehr," rief Mozart, "er wird gleich diesen begibt! Hier eine Scene aus dem goldenen Weltalter „Vortrefflich!“ triumphirte Max, „da hätten wir „So iſt's! nicht anders!“ applaudirte Franziska, „Ganz recht; es iſt der ihm geweihte Oelbaum.“ „Keineswegs! die ſchönſten Apfelſinen ſind's! „Vielmehr,“ rief Mozart, „er wird gleich dieſen <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0079" n="67"/> begibt! Hier eine Scene aus dem goldenen Weltalter<lb/> — und haben wir ſie nicht erſt heute erlebt? Ich hoffe<lb/> doch, Apollo werde ſich in dieſer Situation erkennen.“</p><lb/> <p>„Vortrefflich!“ triumphirte Max, „da hätten wir<lb/> ihn ja, den ſchönen Gott, wie er ſich juſt gedanken¬<lb/> voll über den heiligen Quell hinbeugt. Und damit<lb/> nicht genug — dort, ſeht nur, einen alten Satyr<lb/> hinten im Gebüſch, der ihn belauſcht! Man möchte<lb/> darauf ſchwören, Apoll beſinnt ſich eben auf ein<lb/> lange vergeſſenes arkadiſches Tänzchen, das ihn in<lb/> ſeiner Kindheit der alte Chiron zu der Cither lehrte.“</p><lb/> <p>„So iſt's! nicht anders!“ applaudirte Franziska,<lb/> die hinter Mozart ſtand. „Und,“ fuhr ſie gegen<lb/> dieſen fort, „bemerken Sie auch wohl den frucht¬<lb/> beſchwerten Aſt, der ſich zum Gott herunter ſenkt?“</p><lb/> <p>„Ganz recht; es iſt der ihm geweihte Oelbaum.“</p><lb/> <p>„Keineswegs! die ſchönſten Apfelſinen ſind's!<lb/> Gleich wird er ſich in der Zerſtreuung eine herunter<lb/> holen.“</p><lb/> <p>„Vielmehr,“ rief Mozart, „er wird gleich dieſen<lb/> Schelmenmund mit tauſend Küſſen ſchließen!“ Da¬<lb/> mit erwiſchte er ſie am Arm und ſchwur, ſie nicht<lb/> mehr loszulaſſen, bis ſie ihm ihre Lippen reiche, was<lb/> ſie denn auch ohne vieles Sträuben that.</p><lb/> </body> </text> </TEI> [67/0079]
begibt! Hier eine Scene aus dem goldenen Weltalter
— und haben wir ſie nicht erſt heute erlebt? Ich hoffe
doch, Apollo werde ſich in dieſer Situation erkennen.“
„Vortrefflich!“ triumphirte Max, „da hätten wir
ihn ja, den ſchönen Gott, wie er ſich juſt gedanken¬
voll über den heiligen Quell hinbeugt. Und damit
nicht genug — dort, ſeht nur, einen alten Satyr
hinten im Gebüſch, der ihn belauſcht! Man möchte
darauf ſchwören, Apoll beſinnt ſich eben auf ein
lange vergeſſenes arkadiſches Tänzchen, das ihn in
ſeiner Kindheit der alte Chiron zu der Cither lehrte.“
„So iſt's! nicht anders!“ applaudirte Franziska,
die hinter Mozart ſtand. „Und,“ fuhr ſie gegen
dieſen fort, „bemerken Sie auch wohl den frucht¬
beſchwerten Aſt, der ſich zum Gott herunter ſenkt?“
„Ganz recht; es iſt der ihm geweihte Oelbaum.“
„Keineswegs! die ſchönſten Apfelſinen ſind's!
Gleich wird er ſich in der Zerſtreuung eine herunter
holen.“
„Vielmehr,“ rief Mozart, „er wird gleich dieſen
Schelmenmund mit tauſend Küſſen ſchließen!“ Da¬
mit erwiſchte er ſie am Arm und ſchwur, ſie nicht
mehr loszulaſſen, bis ſie ihm ihre Lippen reiche, was
ſie denn auch ohne vieles Sträuben that.
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