Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.
Alles wird mir durch dieses ersetzt! Du hast dein Versprechen, Gütigster Schöpfer, erfüllt, du Geber von allem dem Schönen, Und von diesem, dem schönsten von allen deinen Geschenken, 495Das du mir nicht zu entziehen gedacht! Jch sehe mich selber, Jst es nicht Bein von meinen Beinen? von meinem Fleische Fleisch? ihr Nam' ist Männinn, sie ist vom Manne genommen. Er wird Vater und Mutter aus dieser Ursach verlassen, Und am Weibe hangen; sie werden Ein Fleisch, und Ein Geist seyn. Also
Alles wird mir durch dieſes erſetzt! Du haſt dein Verſprechen, Guͤtigſter Schoͤpfer, erfuͤllt, du Geber von allem dem Schoͤnen, Und von dieſem, dem ſchoͤnſten von allen deinen Geſchenken, 495Das du mir nicht zu entziehen gedacht! Jch ſehe mich ſelber, Jſt es nicht Bein von meinen Beinen? von meinem Fleiſche Fleiſch? ihr Nam’ iſt Maͤnninn, ſie iſt vom Manne genommen. Er wird Vater und Mutter aus dieſer Urſach verlaſſen, Und am Weibe hangen; ſie werden Ein Fleiſch, und Ein Geiſt ſeyn. Alſo
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Das verlohrne Paradies.
Und es ſchien, als haͤtr ihr Betragen auf alles, Vergnuͤgen,
Und den Geiſt der Liebe, gehaucht. Sie verſchwand, und verließ mich
Jn der Nacht; ich erwachte ſogleich, ſie entweder zu finden,
Oder auf ewig ihren Verluſt zu beweinen, und alles
Andre Vergnuͤgen zu fliehn; als ploͤtzlich, ohne mein Hoffen,
Jch ſie erblickte, nicht fern von mir, ſo wie ich im Traume
Sie geſehn, mit allem geſchmuͤckt, was Himmel und Erde
Jhr zu ertheilen vermocht, ſie liebenswuͤrdig zu machen.
Sie kam naͤher, gefuͤhrt von ihrem himmliſchen Schoͤpfer,
(Doch unſichtbar war er;) durch ſeine Stimme geleitet,
Und im heiligen Buͤndniß, und in den Sitten des Ehſtands,
Unterrichtet; in jedem von ihren Schritten war Anmuth,
Und in ihrem Auge der Himmel; in allen Geberden
Lieb’ und Hoheit. Jch konnte mich nicht im maͤchtgen Entzuͤcken
Ueber dieß neue Geſchenk vor Freuden enthalten, zu rufen.
Alles wird mir durch dieſes erſetzt! Du haſt dein Verſprechen,
Guͤtigſter Schoͤpfer, erfuͤllt, du Geber von allem dem Schoͤnen,
Und von dieſem, dem ſchoͤnſten von allen deinen Geſchenken,
Das du mir nicht zu entziehen gedacht! Jch ſehe mich ſelber,
Jſt es nicht Bein von meinen Beinen? von meinem Fleiſche
Fleiſch? ihr Nam’ iſt Maͤnninn, ſie iſt vom Manne genommen.
Er wird Vater und Mutter aus dieſer Urſach verlaſſen,
Und am Weibe hangen; ſie werden Ein Fleiſch, und Ein Geiſt ſeyn.
Alſo
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