Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.
Also sprach ich voll Muth, indem ich mich aller der Freyheit, Die er mir gab, bediente. Die Kühnheit wurde vergeben, Und die gnädige göttliche Stimme gab drauf mir die Antwort. So weit wollt' ich, o Adam, dich prüfen. Jch seh es, die Thiere, 440Denen du allen auf Erden die rechten Namen gegeben, Kennst du nicht nur, du kennest dich selbst; und drückest den Geist aus, Der frey in dir wohnt, mein Ebenbild, welches dem Thier nicht Mitgetheilt ward; und darum ist auch der Thiere Gesellschaft Deiner nicht werth; du hast sie von selbst mit Grunde verworfen. 445Bleib beständig so edel gesinnt! noch ehe du redtest, Wußt ich, es sey für den Menschen nicht gut, wofern er allein sey [Spaltenumbruch] n), Und mein Wille war nicht, dir jene zum Umgang zu geben, Welche du vor dir sahest, und die ich allein, dich zu prüfen, Vor dich gebracht, um zu sehn, wie du von dem, was dir ansteht, 450Richten könntest. Das, was ich dir nun das nächstemal bringe, Soll, sey versichert, dir besser gefallen; dein völliges Abbild, Deine würdge Gehülfinn, dein anderes Selbst, und das alles, Was dein Herz sich gewünscht, und deine Gedanken vermisset. Hier n) 1 B. Mos. II, 18. Und Gott
der Herr sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sey, ich will [Spaltenumbruch] ihm eine Gehülfinn machen, die um ihn sey.
Alſo ſprach ich voll Muth, indem ich mich aller der Freyheit, Die er mir gab, bediente. Die Kuͤhnheit wurde vergeben, Und die gnaͤdige goͤttliche Stimme gab drauf mir die Antwort. So weit wollt’ ich, o Adam, dich pruͤfen. Jch ſeh es, die Thiere, 440Denen du allen auf Erden die rechten Namen gegeben, Kennſt du nicht nur, du kenneſt dich ſelbſt; und druͤckeſt den Geiſt aus, Der frey in dir wohnt, mein Ebenbild, welches dem Thier nicht Mitgetheilt ward; und darum iſt auch der Thiere Geſellſchaft Deiner nicht werth; du haſt ſie von ſelbſt mit Grunde verworfen. 445Bleib beſtaͤndig ſo edel geſinnt! noch ehe du redteſt, Wußt ich, es ſey fuͤr den Menſchen nicht gut, wofern er allein ſey [Spaltenumbruch] n), Und mein Wille war nicht, dir jene zum Umgang zu geben, Welche du vor dir ſaheſt, und die ich allein, dich zu pruͤfen, Vor dich gebracht, um zu ſehn, wie du von dem, was dir anſteht, 450Richten koͤnnteſt. Das, was ich dir nun das naͤchſtemal bringe, Soll, ſey verſichert, dir beſſer gefallen; dein voͤlliges Abbild, Deine wuͤrdge Gehuͤlfinn, dein anderes Selbſt, und das alles, Was dein Herz ſich gewuͤnſcht, und deine Gedanken vermiſſet. Hier n) 1 B. Moſ. II, 18. Und Gott
der Herr ſprach: Es iſt nicht gut, daß der Menſch allein ſey, ich will [Spaltenumbruch] ihm eine Gehülfinn machen, die um ihn ſey. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="15"> <l> <pb facs="#f0072" n="54"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Und vergoͤttern; ich aber kann nicht die Thier’ in dem Umgang<lb/><note place="left">435</note>Von der Erden erheben, und mich an ihnen ergoͤtzen.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Alſo ſprach ich voll Muth, indem ich mich aller der Freyheit,</l><lb/> <l>Die er mir gab, bediente. Die Kuͤhnheit wurde vergeben,</l><lb/> <l>Und die gnaͤdige goͤttliche Stimme gab drauf mir die Antwort.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>So weit wollt’ ich, o <hi rendition="#fr">Adam,</hi> dich pruͤfen. Jch ſeh es, die Thiere,<lb/><note place="left">440</note>Denen du allen auf Erden die rechten Namen gegeben,</l><lb/> <l>Kennſt du nicht nur, du kenneſt dich ſelbſt; und druͤckeſt den Geiſt aus,</l><lb/> <l>Der frey in dir wohnt, mein Ebenbild, welches dem Thier nicht</l><lb/> <l>Mitgetheilt ward; und darum iſt auch der Thiere Geſellſchaft</l><lb/> <l>Deiner nicht werth; du haſt ſie von ſelbſt mit Grunde verworfen.<lb/><note place="left">445</note>Bleib beſtaͤndig ſo edel geſinnt! noch ehe du redteſt,</l><lb/> <l>Wußt ich, es ſey fuͤr den Menſchen nicht gut, wofern er allein ſey <cb/> <note place="foot" n="n)">1 B. Moſ. <hi rendition="#aq">II,</hi> 18. <hi rendition="#fr">Und Gott<lb/> der Herr ſprach: Es iſt nicht gut,<lb/> daß der Menſch allein ſey, ich will<lb/><cb/> ihm eine Gehülfinn machen, die um<lb/> ihn ſey.</hi></note>,</l><lb/> <l>Und mein Wille war nicht, dir jene zum Umgang zu geben,</l><lb/> <l>Welche du vor dir ſaheſt, und die ich allein, dich zu pruͤfen,</l><lb/> <l>Vor dich gebracht, um zu ſehn, wie du von dem, was dir anſteht,<lb/><note place="left">450</note>Richten koͤnnteſt. Das, was ich dir nun das naͤchſtemal bringe,</l><lb/> <l>Soll, ſey verſichert, dir beſſer gefallen; dein voͤlliges Abbild,</l><lb/> <l>Deine wuͤrdge Gehuͤlfinn, dein anderes Selbſt, und das alles,</l><lb/> <l>Was dein Herz ſich gewuͤnſcht, und deine Gedanken vermiſſet.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Hier</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [54/0072]
Das verlohrne Paradies.
Und vergoͤttern; ich aber kann nicht die Thier’ in dem Umgang
Von der Erden erheben, und mich an ihnen ergoͤtzen.
Alſo ſprach ich voll Muth, indem ich mich aller der Freyheit,
Die er mir gab, bediente. Die Kuͤhnheit wurde vergeben,
Und die gnaͤdige goͤttliche Stimme gab drauf mir die Antwort.
So weit wollt’ ich, o Adam, dich pruͤfen. Jch ſeh es, die Thiere,
Denen du allen auf Erden die rechten Namen gegeben,
Kennſt du nicht nur, du kenneſt dich ſelbſt; und druͤckeſt den Geiſt aus,
Der frey in dir wohnt, mein Ebenbild, welches dem Thier nicht
Mitgetheilt ward; und darum iſt auch der Thiere Geſellſchaft
Deiner nicht werth; du haſt ſie von ſelbſt mit Grunde verworfen.
Bleib beſtaͤndig ſo edel geſinnt! noch ehe du redteſt,
Wußt ich, es ſey fuͤr den Menſchen nicht gut, wofern er allein ſey
n),
Und mein Wille war nicht, dir jene zum Umgang zu geben,
Welche du vor dir ſaheſt, und die ich allein, dich zu pruͤfen,
Vor dich gebracht, um zu ſehn, wie du von dem, was dir anſteht,
Richten koͤnnteſt. Das, was ich dir nun das naͤchſtemal bringe,
Soll, ſey verſichert, dir beſſer gefallen; dein voͤlliges Abbild,
Deine wuͤrdge Gehuͤlfinn, dein anderes Selbſt, und das alles,
Was dein Herz ſich gewuͤnſcht, und deine Gedanken vermiſſet.
Hier
n) 1 B. Moſ. II, 18. Und Gott
der Herr ſprach: Es iſt nicht gut,
daß der Menſch allein ſey, ich will
ihm eine Gehülfinn machen, die um
ihn ſey.
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