Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.
Nicht ganz unzufrieden erwiederte drauf der Allmächtge: Ein sehr zartes und feines Glück hast du, wie ich sehe, Adam, dir selbst in der Wahl von deiner Gesellschaft ersonnen. 405Kein Vergnügen willst du, auch mitten in dem Vergnügen, Für dich allein in der Einsamkeit schmecken. Was denkst du von mir denn, Und von meinem eigenen Stand? Schein Jch dir genugsam Glücklich zu seyn, oder nicht? Seit allen den Ewigkeiten Bin ich allein; ich kenne keinen, der nach mir der zweyte, 410Der mir ähnlich, vielweniger Einen, welcher mir gleich sey. Was l) Eine musikalische Metapher | von
Saiten. Die straffsten und kürzesten ge- ben einen scharfen spitzigen Ton, und die [Spaltenumbruch] langen und schlaffen, einen tiefen und dumpfigen. Hume.
Nicht ganz unzufrieden erwiederte drauf der Allmaͤchtge: Ein ſehr zartes und feines Gluͤck haſt du, wie ich ſehe, Adam, dir ſelbſt in der Wahl von deiner Geſellſchaft erſonnen. 405Kein Vergnuͤgen willſt du, auch mitten in dem Vergnuͤgen, Fuͤr dich allein in der Einſamkeit ſchmecken. Was denkſt du von mir denn, Und von meinem eigenen Stand? Schein Jch dir genugſam Gluͤcklich zu ſeyn, oder nicht? Seit allen den Ewigkeiten Bin ich allein; ich kenne keinen, der nach mir der zweyte, 410Der mir aͤhnlich, vielweniger Einen, welcher mir gleich ſey. Was l) Eine muſikaliſche Metapher | von
Saiten. Die ſtraffſten und kuͤrzeſten ge- ben einen ſcharfen ſpitzigen Ton, und die [Spaltenumbruch] langen und ſchlaffen, einen tiefen und dumpfigen. Hume. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="13"> <l> <pb facs="#f0070" n="52"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Und empfangen. Allein, wo ſolch ein Unterſchied herrſchet,<lb/><note place="left">390</note>Wo das eine zu ſtark geſpannt <cb/> <note place="foot" n="l)">Eine muſikaliſche Metapher | von<lb/> Saiten. Die ſtraffſten und kuͤrzeſten ge-<lb/> ben einen ſcharfen ſpitzigen Ton, und die<lb/><cb/> langen und ſchlaffen, einen tiefen und<lb/> dumpfigen. <hi rendition="#fr">Hume.</hi></note>, das andre zu ſchlaff iſt,</l><lb/> <l>Werden ſie nie zuſammen geſtimmt; und werden in kurzem</l><lb/> <l>Eines dem andern zur Laſt. Jch rede von ſolcher Geſellſchaft,</l><lb/> <l>Wie ich ſie ſuche, fuͤr mich, die mit mir an jedem Vergnuͤgen,</l><lb/> <l>Jeden vernuͤnftgen Ergoͤtzungen Theil zu nehmen geſchickt iſt.<lb/><note place="left">395</note>Hierinn kann kein Thier des Menſchen Mitgeſell werden,</l><lb/> <l>Jedes ergoͤtzt ſich mit ſeiner Art, mit ſeinem Geſchlechte;</l><lb/> <l>Mit der Loͤwinn der Loͤwe, ſo weislich haſt du in Paaren</l><lb/> <l>Sie zuſammengeſellt. So wenig der Vogel mit Thieren,</l><lb/> <l>Mit dem Vogel der Fiſch, und mit dem Ochſen der Affe,<lb/><note place="left">400</note>Umgehn kann, ſo wenig, und noch viel weniger kann es</l><lb/> <l>Unter allen der Menſch mit dieſen viel niedrigern Thieren.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Nicht ganz unzufrieden erwiederte drauf der Allmaͤchtge:</l><lb/> <l>Ein ſehr zartes und feines Gluͤck haſt du, wie ich ſehe,<lb/><hi rendition="#fr">Adam,</hi> dir ſelbſt in der Wahl von deiner Geſellſchaft erſonnen.<lb/><note place="left">405</note>Kein Vergnuͤgen willſt du, auch mitten in dem Vergnuͤgen,</l><lb/> <l>Fuͤr dich allein in der Einſamkeit ſchmecken. Was denkſt du von mir denn,</l><lb/> <l>Und von meinem eigenen Stand? Schein Jch dir genugſam</l><lb/> <l>Gluͤcklich zu ſeyn, oder nicht? Seit allen den Ewigkeiten</l><lb/> <l>Bin ich allein; ich kenne keinen, der nach mir der zweyte,<lb/><note place="left">410</note>Der mir aͤhnlich, vielweniger Einen, welcher mir gleich ſey.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [52/0070]
Das verlohrne Paradies.
Und empfangen. Allein, wo ſolch ein Unterſchied herrſchet,
Wo das eine zu ſtark geſpannt
l), das andre zu ſchlaff iſt,
Werden ſie nie zuſammen geſtimmt; und werden in kurzem
Eines dem andern zur Laſt. Jch rede von ſolcher Geſellſchaft,
Wie ich ſie ſuche, fuͤr mich, die mit mir an jedem Vergnuͤgen,
Jeden vernuͤnftgen Ergoͤtzungen Theil zu nehmen geſchickt iſt.
Hierinn kann kein Thier des Menſchen Mitgeſell werden,
Jedes ergoͤtzt ſich mit ſeiner Art, mit ſeinem Geſchlechte;
Mit der Loͤwinn der Loͤwe, ſo weislich haſt du in Paaren
Sie zuſammengeſellt. So wenig der Vogel mit Thieren,
Mit dem Vogel der Fiſch, und mit dem Ochſen der Affe,
Umgehn kann, ſo wenig, und noch viel weniger kann es
Unter allen der Menſch mit dieſen viel niedrigern Thieren.
Nicht ganz unzufrieden erwiederte drauf der Allmaͤchtge:
Ein ſehr zartes und feines Gluͤck haſt du, wie ich ſehe,
Adam, dir ſelbſt in der Wahl von deiner Geſellſchaft erſonnen.
Kein Vergnuͤgen willſt du, auch mitten in dem Vergnuͤgen,
Fuͤr dich allein in der Einſamkeit ſchmecken. Was denkſt du von mir denn,
Und von meinem eigenen Stand? Schein Jch dir genugſam
Gluͤcklich zu ſeyn, oder nicht? Seit allen den Ewigkeiten
Bin ich allein; ich kenne keinen, der nach mir der zweyte,
Der mir aͤhnlich, vielweniger Einen, welcher mir gleich ſey.
Was
l) Eine muſikaliſche Metapher | von
Saiten. Die ſtraffſten und kuͤrzeſten ge-
ben einen ſcharfen ſpitzigen Ton, und die
langen und ſchlaffen, einen tiefen und
dumpfigen. Hume.
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