Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.
Da
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <l> <pb facs="#f0057" n="39"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Achter Geſang.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Jhre Sphaͤren bemahlen. Jch ſeh es aus deinem Vernuͤnfteln,</l><lb/> <l>Deine Nachwelt gleichet dir einſt. Du hegeſt die Meynung,</l><lb/> <l>Daß die hellen groͤßeren Koͤrper nicht ſollten den dunkeln,<lb/><note place="left">90</note>Und geringeren dienen; und daß der Himmel nicht muͤſſe</l><lb/> <l>Solche Reiſen verrichten, indem die Erde beſtaͤndig</l><lb/> <l>Still ſteht, und den Nutzen allein von ihnen empfaͤnget.</l><lb/> <l>Aber erwaͤge zuerſt, daß groß und hell ſeyn, deshalb nicht</l><lb/> <l>Eine beſondre Vortrefflichkeit zeigt. Die Erde, ſo klein ſie<lb/><note place="left">95</note>Jn Vergleichung des Himmels iſt, obgleich ſie nicht glaͤnzet,</l><lb/> <l>Kann mehr Ueberfluß doch vom wahren Guten beſitzen,</l><lb/> <l>Als die Sonne, die unfruchtbar ſtralt; die erwaͤrmenden Kraͤfte</l><lb/> <l>Wirken nicht auf ſie ſelbſt, nur auf die befruchtete Erde,</l><lb/> <l>Welche den ſonſt unwirkſamen Stral empfaͤngt, und zuerſt dann<lb/><note place="left">100</note>Seinen Einfluß empfindet. Die großen ſtralenden Lichter</l><lb/> <l>Dienen auch eigentlich nicht mit ihrem Glanze der Erde,</l><lb/> <l>Sondern nur dir, dem Erdebewohner. Auch ſoll dir des Himmels</l><lb/> <l>Unermeßlicher Umfang die Pracht des Schoͤpfers verkuͤndgen,</l><lb/> <l>Welcher ſo groß und geraum gebaut, und die Graͤnzen der Schoͤpſung<lb/><note place="left">105</note>So weit ausgedehnt hat, damit der Menſch ſich erinnre,</l><lb/> <l>Daß er allein nicht allhier in ſeinem Eigenthum wohne,</l><lb/> <l>Sondern die Welt zu groß fuͤr ihn ſey, ſie ganz zu erfuͤllen,</l><lb/> <l>Da er den kleineſten Theil nur bewohnt, und zu anderm Gebrauche,</l><lb/> <l>Welchen der Schoͤpfer am beſten kennt, das uͤbrige da iſt.<lb/><note place="left">110</note>Dieſer zahlloſen Kreiſe Geſchwindigkeit ſchreibe des Schoͤpfers</l><lb/> <l>Allmacht zu, der den Koͤrpern ſo eine Schnelligkeit beylegt,</l><lb/> <l>Welche faſt geiſtig iſt. Mich wirſt du fuͤr langſam nicht halten,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [39/0057]
Achter Geſang.
Jhre Sphaͤren bemahlen. Jch ſeh es aus deinem Vernuͤnfteln,
Deine Nachwelt gleichet dir einſt. Du hegeſt die Meynung,
Daß die hellen groͤßeren Koͤrper nicht ſollten den dunkeln,
Und geringeren dienen; und daß der Himmel nicht muͤſſe
Solche Reiſen verrichten, indem die Erde beſtaͤndig
Still ſteht, und den Nutzen allein von ihnen empfaͤnget.
Aber erwaͤge zuerſt, daß groß und hell ſeyn, deshalb nicht
Eine beſondre Vortrefflichkeit zeigt. Die Erde, ſo klein ſie
Jn Vergleichung des Himmels iſt, obgleich ſie nicht glaͤnzet,
Kann mehr Ueberfluß doch vom wahren Guten beſitzen,
Als die Sonne, die unfruchtbar ſtralt; die erwaͤrmenden Kraͤfte
Wirken nicht auf ſie ſelbſt, nur auf die befruchtete Erde,
Welche den ſonſt unwirkſamen Stral empfaͤngt, und zuerſt dann
Seinen Einfluß empfindet. Die großen ſtralenden Lichter
Dienen auch eigentlich nicht mit ihrem Glanze der Erde,
Sondern nur dir, dem Erdebewohner. Auch ſoll dir des Himmels
Unermeßlicher Umfang die Pracht des Schoͤpfers verkuͤndgen,
Welcher ſo groß und geraum gebaut, und die Graͤnzen der Schoͤpſung
So weit ausgedehnt hat, damit der Menſch ſich erinnre,
Daß er allein nicht allhier in ſeinem Eigenthum wohne,
Sondern die Welt zu groß fuͤr ihn ſey, ſie ganz zu erfuͤllen,
Da er den kleineſten Theil nur bewohnt, und zu anderm Gebrauche,
Welchen der Schoͤpfer am beſten kennt, das uͤbrige da iſt.
Dieſer zahlloſen Kreiſe Geſchwindigkeit ſchreibe des Schoͤpfers
Allmacht zu, der den Koͤrpern ſo eine Schnelligkeit beylegt,
Welche faſt geiſtig iſt. Mich wirſt du fuͤr langſam nicht halten,
Da
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