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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.

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Eilfter Gesang.
Eva mit traurigsanftem Gesicht gab also zur Antwort:
170Diesen Namen kann ich, o Adam, wenig verdienen,

Jch, die Verbrecherinn, die dir allein zur Gehülfinn bestimmt war,
Und dein Fallstrick geworden! Nichts könnt ich verlangen, als Mißtraun,
Tadel, Verweis! Wie unendlich indeß war in der Verzeihung
Er, mein Richter! Jch, die den Tod auf alles gebracht hat,
175Bin begnadiget worden, die Quelle des Lebens zu werden.

Du auch, gütig bist du, da du so hoher Benennung
Würdig mich hältst; mich, die weit andere Namen verdiente!
Doch das thauende Feld, so itzo frischer umhersieht,
Ruft uns zur Arbeit, die wir im Schweiße verrichten sollen,
180Ob wir die Nacht gleich wenig geruht. Denn siehe! der Morgen,

Welcher nicht achtet darauf, daß wir so wenig erquickt sind,
Naht sich lächelnd bereits mit rosenfarbenen Schritten.
Laß uns gehn! Jch werde von deiner Seite mich künftig
Nie mehr trennen, so weit die Arbeit auch immer entfernt liegt,
185Und so mühsam sie auch, wie unser Urtheil befohlen,

Uns beschäfftigen soll, bis sich die Sonne geneiget.
Da wir hier wehnen, was kann, in diesen reizenden Auen,
Uns verdrüßlich seyn? Hier, laß, o Adam, uns leben
Ruhig, zufrieden; obgleich in einem gefallenen Stande.
190
So sprach Eva gebeugt; so wünschte sie: aber das Schicksal
Unterschrieb nicht den Wunsch! die Natur gab mancherley Zeichen
An der Luft, und an Vögeln und Thieren. Die feurige Luft ward
Plötzlich, nach einer flüchtigen Röthe des Himmels, verdunkelt.
Naht
Z 3
Eilfter Geſang.
Eva mit traurigſanftem Geſicht gab alſo zur Antwort:
170Dieſen Namen kann ich, o Adam, wenig verdienen,

Jch, die Verbrecherinn, die dir allein zur Gehuͤlfinn beſtimmt war,
Und dein Fallſtrick geworden! Nichts koͤnnt ich verlangen, als Mißtraun,
Tadel, Verweis! Wie unendlich indeß war in der Verzeihung
Er, mein Richter! Jch, die den Tod auf alles gebracht hat,
175Bin begnadiget worden, die Quelle des Lebens zu werden.

Du auch, guͤtig biſt du, da du ſo hoher Benennung
Wuͤrdig mich haͤltſt; mich, die weit andere Namen verdiente!
Doch das thauende Feld, ſo itzo friſcher umherſieht,
Ruft uns zur Arbeit, die wir im Schweiße verrichten ſollen,
180Ob wir die Nacht gleich wenig geruht. Denn ſiehe! der Morgen,

Welcher nicht achtet darauf, daß wir ſo wenig erquickt ſind,
Naht ſich laͤchelnd bereits mit roſenfarbenen Schritten.
Laß uns gehn! Jch werde von deiner Seite mich kuͤnftig
Nie mehr trennen, ſo weit die Arbeit auch immer entfernt liegt,
185Und ſo muͤhſam ſie auch, wie unſer Urtheil befohlen,

Uns beſchaͤfftigen ſoll, bis ſich die Sonne geneiget.
Da wir hier wehnen, was kann, in dieſen reizenden Auen,
Uns verdruͤßlich ſeyn? Hier, laß, o Adam, uns leben
Ruhig, zufrieden; obgleich in einem gefallenen Stande.
190
So ſprach Eva gebeugt; ſo wuͤnſchte ſie: aber das Schickſal
Unterſchrieb nicht den Wunſch! die Natur gab mancherley Zeichen
An der Luft, und an Voͤgeln und Thieren. Die feurige Luft ward
Ploͤtzlich, nach einer fluͤchtigen Roͤthe des Himmels, verdunkelt.
Naht
Z 3
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[181/0205] Eilfter Geſang. Eva mit traurigſanftem Geſicht gab alſo zur Antwort: Dieſen Namen kann ich, o Adam, wenig verdienen, Jch, die Verbrecherinn, die dir allein zur Gehuͤlfinn beſtimmt war, Und dein Fallſtrick geworden! Nichts koͤnnt ich verlangen, als Mißtraun, Tadel, Verweis! Wie unendlich indeß war in der Verzeihung Er, mein Richter! Jch, die den Tod auf alles gebracht hat, Bin begnadiget worden, die Quelle des Lebens zu werden. Du auch, guͤtig biſt du, da du ſo hoher Benennung Wuͤrdig mich haͤltſt; mich, die weit andere Namen verdiente! Doch das thauende Feld, ſo itzo friſcher umherſieht, Ruft uns zur Arbeit, die wir im Schweiße verrichten ſollen, Ob wir die Nacht gleich wenig geruht. Denn ſiehe! der Morgen, Welcher nicht achtet darauf, daß wir ſo wenig erquickt ſind, Naht ſich laͤchelnd bereits mit roſenfarbenen Schritten. Laß uns gehn! Jch werde von deiner Seite mich kuͤnftig Nie mehr trennen, ſo weit die Arbeit auch immer entfernt liegt, Und ſo muͤhſam ſie auch, wie unſer Urtheil befohlen, Uns beſchaͤfftigen ſoll, bis ſich die Sonne geneiget. Da wir hier wehnen, was kann, in dieſen reizenden Auen, Uns verdruͤßlich ſeyn? Hier, laß, o Adam, uns leben Ruhig, zufrieden; obgleich in einem gefallenen Stande. So ſprach Eva gebeugt; ſo wuͤnſchte ſie: aber das Schickſal Unterſchrieb nicht den Wunſch! die Natur gab mancherley Zeichen An der Luft, und an Voͤgeln und Thieren. Die feurige Luft ward Ploͤtzlich, nach einer fluͤchtigen Roͤthe des Himmels, verdunkelt. Naht Z 3

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/205>, abgerufen am 27.11.2024.