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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.

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Eilfter Gesang.
85Nach dem Orte, wohin der hohe Befehl sie berufen.
Jeder begab sich auf seinen Sitz; drauf that der Allmächtge
Also seinen erhabenen Willen vom obersten Thron kund.

O ihr Söhne, der Mensch ist worden, als unser einer [Spaltenumbruch] d) ,
Und kennt beydes das Gut' und das Böse, seitdem er gegessen
90Von der verbothenen Frucht. Doch laßt ihn sich immer der Kenntniß

Des verlohrenen Guten und des erworbenen Bösen
Rühmen! Wie glücklicher, wenn er sich stets begnüget, das Gute
Ganz allein nur zu kennen, und nie das Böse. Nun traurt er,
Steht voll Reu, und bethet zu mir mit zerschlagenem Herzen,
95Wie ich es in ihm gewirkt; doch länger, als diese Zerknirschung

Jn ihm daurt, kenn ich sein Herz; ich weiß es, wie eitel,
Wie veränderlich es, sich selber gelassen, ihn täuschet.
Daß er also nicht auch mit seinen verwegenen Händen
Sich zu größerer| Schuld am Baume des Lebens vergreife,
100Von ihm eß', und ewiglich lebe, zum wenigsten träume,

Ewig zu leben, so hab ich beschlossen, ihn auszutreiben,
Und ihn aus diesem Garten zu senden, damit er den Boden
Baue, von dem ich ihn nahm, und der sich besser für ihn schickt.
Michael,
d) Diese ganze Rede gründet sich auf
folgende Stelle im 1 B. Mos. III. 22.
23. 24. Und Gott der Herr sprach:
Siehe, Adam ist worden, als unser
einer, und weiß was gut und böse
ist. Nun aber, daß er nicht aus-
strecke seine Hand, und breche auch
von dem Baum des Lebens, und
esse, und lebe ewiglich: Da ließ ihn
[Spaltenumbruch] Gott der Herr aus dem Garten
Eden, daß er das Feld bauete, von
dem er genommen ist. Und trieb
Adam aus, und lagerte vor den
Garten Eden den Chernbim mit ei-
nem bloßen hauenden Schwerdt, zu
bewahren den Weg zu dem Baume
des Lebens.
II. Theil. Z

Eilfter Geſang.
85Nach dem Orte, wohin der hohe Befehl ſie berufen.
Jeder begab ſich auf ſeinen Sitz; drauf that der Allmaͤchtge
Alſo ſeinen erhabenen Willen vom oberſten Thron kund.

O ihr Soͤhne, der Menſch iſt worden, als unſer einer [Spaltenumbruch] d) ,
Und kennt beydes das Gut’ und das Boͤſe, ſeitdem er gegeſſen
90Von der verbothenen Frucht. Doch laßt ihn ſich immer der Kenntniß

Des verlohrenen Guten und des erworbenen Boͤſen
Ruͤhmen! Wie gluͤcklicher, wenn er ſich ſtets begnuͤget, das Gute
Ganz allein nur zu kennen, und nie das Boͤſe. Nun traurt er,
Steht voll Reu, und bethet zu mir mit zerſchlagenem Herzen,
95Wie ich es in ihm gewirkt; doch laͤnger, als dieſe Zerknirſchung

Jn ihm daurt, kenn ich ſein Herz; ich weiß es, wie eitel,
Wie veraͤnderlich es, ſich ſelber gelaſſen, ihn taͤuſchet.
Daß er alſo nicht auch mit ſeinen verwegenen Haͤnden
Sich zu groͤßerer| Schuld am Baume des Lebens vergreife,
100Von ihm eß’, und ewiglich lebe, zum wenigſten traͤume,

Ewig zu leben, ſo hab ich beſchloſſen, ihn auszutreiben,
Und ihn aus dieſem Garten zu ſenden, damit er den Boden
Baue, von dem ich ihn nahm, und der ſich beſſer fuͤr ihn ſchickt.
Michael,
d) Dieſe ganze Rede gruͤndet ſich auf
folgende Stelle im 1 B. Moſ. III. 22.
23. 24. Und Gott der Herr ſprach:
Siehe, Adam iſt worden, als unſer
einer, und weiß was gut und böſe
iſt. Nun aber, daß er nicht aus-
ſtrecke ſeine Hand, und breche auch
von dem Baum des Lebens, und
eſſe, und lebe ewiglich: Da ließ ihn
[Spaltenumbruch] Gott der Herr aus dem Garten
Eden, daß er das Feld bauete, von
dem er genommen iſt. Und trieb
Adam aus, und lagerte vor den
Garten Eden den Chernbim mit ei-
nem bloßen hauenden Schwerdt, zu
bewahren den Weg zu dem Baume
des Lebens.
II. Theil. Z
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[177/0201] Eilfter Geſang. Nach dem Orte, wohin der hohe Befehl ſie berufen. Jeder begab ſich auf ſeinen Sitz; drauf that der Allmaͤchtge Alſo ſeinen erhabenen Willen vom oberſten Thron kund. O ihr Soͤhne, der Menſch iſt worden, als unſer einer d) , Und kennt beydes das Gut’ und das Boͤſe, ſeitdem er gegeſſen Von der verbothenen Frucht. Doch laßt ihn ſich immer der Kenntniß Des verlohrenen Guten und des erworbenen Boͤſen Ruͤhmen! Wie gluͤcklicher, wenn er ſich ſtets begnuͤget, das Gute Ganz allein nur zu kennen, und nie das Boͤſe. Nun traurt er, Steht voll Reu, und bethet zu mir mit zerſchlagenem Herzen, Wie ich es in ihm gewirkt; doch laͤnger, als dieſe Zerknirſchung Jn ihm daurt, kenn ich ſein Herz; ich weiß es, wie eitel, Wie veraͤnderlich es, ſich ſelber gelaſſen, ihn taͤuſchet. Daß er alſo nicht auch mit ſeinen verwegenen Haͤnden Sich zu groͤßerer| Schuld am Baume des Lebens vergreife, Von ihm eß’, und ewiglich lebe, zum wenigſten traͤume, Ewig zu leben, ſo hab ich beſchloſſen, ihn auszutreiben, Und ihn aus dieſem Garten zu ſenden, damit er den Boden Baue, von dem ich ihn nahm, und der ſich beſſer fuͤr ihn ſchickt. Michael, d) Dieſe ganze Rede gruͤndet ſich auf folgende Stelle im 1 B. Moſ. III. 22. 23. 24. Und Gott der Herr ſprach: Siehe, Adam iſt worden, als unſer einer, und weiß was gut und böſe iſt. Nun aber, daß er nicht aus- ſtrecke ſeine Hand, und breche auch von dem Baum des Lebens, und eſſe, und lebe ewiglich: Da ließ ihn Gott der Herr aus dem Garten Eden, daß er das Feld bauete, von dem er genommen iſt. Und trieb Adam aus, und lagerte vor den Garten Eden den Chernbim mit ei- nem bloßen hauenden Schwerdt, zu bewahren den Weg zu dem Baume des Lebens. II. Theil. Z

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/201>, abgerufen am 23.11.2024.