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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

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Vierter Gesang.
Ungesehen, so wohl wenn wir wachen, als wenn wir schlafen.
Mit unaufhörlichem Lobe betrachten des Tags und des Nachts sie
Seine Werke. Wie oft vernehmen wir himmlische Stimmen
Von dem wiederschallenden Hügel, vom dicken Gebüsche,
685Durch die mitternächtliche Luft, in einzeln Gesängen,
Oder in sich antwortenden wechselnden Chören, womit sie
Jhren großen Schöpfer besingen. Oft wenn sie in Schaaren
Wache halten, oder bey Nacht sorgfältig herumgehn:
Mischen sie unter den Klang der güldnen Saiten die vollen,
690Hohen, harmonischen Lieder, womit sie die Stunden der Nachtwach
Unterscheiden z), und unsre Gedanken zum Himmel erheben,
Beyde begaben sich Hand in Hand, indem sie so sprachen,
Ganz allein zur stillen glückseeligen lustreichen Laube.
Dies war ein Platz, den der oberste Pflanzer sich selber erwählet,
695Als er alle Dinge zur Lust und zum Nutzen des Menschen
Machte. Das Dach von dicken zusammengewachsenen Zweigen
War ein dichter verflochtner Schatten von Lorbeer und Myrthen,
Und was höher noch wächst von starken geruchreichen Laube
An den Seiten her schloß sich in grünenden Wänden Acanthus
700Und jedwede wohlriechende Staude; die herrlichsten Blumen,
Jris von allen Farben, Jesmin und Rosen, erhuben
Jhre Häupter darunter empor, und flochten mosaisch
Jn die Wände sich ein. Den Boden stickten Violen,

Crokus,
z) So wie die Trompete bey den Alten erklang, wenn die Wachen ab-
gelöst wurden. Richardson.
X 3

Vierter Geſang.
Ungeſehen, ſo wohl wenn wir wachen, als wenn wir ſchlafen.
Mit unaufhoͤrlichem Lobe betrachten des Tags und des Nachts ſie
Seine Werke. Wie oft vernehmen wir himmliſche Stimmen
Von dem wiederſchallenden Huͤgel, vom dicken Gebuͤſche,
685Durch die mitternaͤchtliche Luft, in einzeln Geſaͤngen,
Oder in ſich antwortenden wechſelnden Choͤren, womit ſie
Jhren großen Schoͤpfer beſingen. Oft wenn ſie in Schaaren
Wache halten, oder bey Nacht ſorgfaͤltig herumgehn:
Miſchen ſie unter den Klang der guͤldnen Saiten die vollen,
690Hohen, harmoniſchen Lieder, womit ſie die Stunden der Nachtwach
Unterſcheiden z), und unſre Gedanken zum Himmel erheben,
Beyde begaben ſich Hand in Hand, indem ſie ſo ſprachen,
Ganz allein zur ſtillen gluͤckſeeligen luſtreichen Laube.
Dies war ein Platz, den der oberſte Pflanzer ſich ſelber erwaͤhlet,
695Als er alle Dinge zur Luſt und zum Nutzen des Menſchen
Machte. Das Dach von dicken zuſammengewachſenen Zweigen
War ein dichter verflochtner Schatten von Lorbeer und Myrthen,
Und was hoͤher noch waͤchſt von ſtarken geruchreichen Laube
An den Seiten her ſchloß ſich in gruͤnenden Waͤnden Acanthus
700Und jedwede wohlriechende Staude; die herrlichſten Blumen,
Jris von allen Farben, Jesmin und Roſen, erhuben
Jhre Haͤupter darunter empor, und flochten moſaiſch
Jn die Waͤnde ſich ein. Den Boden ſtickten Violen,

Crokus,
z) So wie die Trompete bey den Alten erklang, wenn die Wachen ab-
geloͤſt wurden. Richardſon.
X 3
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[165/0185] Vierter Geſang. Ungeſehen, ſo wohl wenn wir wachen, als wenn wir ſchlafen. Mit unaufhoͤrlichem Lobe betrachten des Tags und des Nachts ſie Seine Werke. Wie oft vernehmen wir himmliſche Stimmen Von dem wiederſchallenden Huͤgel, vom dicken Gebuͤſche, Durch die mitternaͤchtliche Luft, in einzeln Geſaͤngen, Oder in ſich antwortenden wechſelnden Choͤren, womit ſie Jhren großen Schoͤpfer beſingen. Oft wenn ſie in Schaaren Wache halten, oder bey Nacht ſorgfaͤltig herumgehn: Miſchen ſie unter den Klang der guͤldnen Saiten die vollen, Hohen, harmoniſchen Lieder, womit ſie die Stunden der Nachtwach Unterſcheiden z), und unſre Gedanken zum Himmel erheben, Beyde begaben ſich Hand in Hand, indem ſie ſo ſprachen, Ganz allein zur ſtillen gluͤckſeeligen luſtreichen Laube. Dies war ein Platz, den der oberſte Pflanzer ſich ſelber erwaͤhlet, Als er alle Dinge zur Luſt und zum Nutzen des Menſchen Machte. Das Dach von dicken zuſammengewachſenen Zweigen War ein dichter verflochtner Schatten von Lorbeer und Myrthen, Und was hoͤher noch waͤchſt von ſtarken geruchreichen Laube An den Seiten her ſchloß ſich in gruͤnenden Waͤnden Acanthus Und jedwede wohlriechende Staude; die herrlichſten Blumen, Jris von allen Farben, Jesmin und Roſen, erhuben Jhre Haͤupter darunter empor, und flochten moſaiſch Jn die Waͤnde ſich ein. Den Boden ſtickten Violen, Crokus, z) So wie die Trompete bey den Alten erklang, wenn die Wachen ab- geloͤſt wurden. Richardſon. X 3

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/185>, abgerufen am 22.11.2024.