stehts? Rothfels winkte mit der Hand, weil zween Bediente gegenwärtig waren. Siegwart eilte mit ihm die Treppe hinauf, und konnt es kaum er- warten, bis sie miteinander im Zimmer waren. Sie ists! sagte Rothsels. Es ist weiter gar kein Zweifel. Jst sies, ist sies? rief Siegwart, und fiel ihm um den Hals; aber weiter, weiter, be- ster Rothfels! Der Pater, fuhr dieser fort, war gestern Abend bey mir, und da erfuhr ich durch vie- le Umschweife, daß er der Beichtvater des Frauen- zimmers sey, daß das Kloster Marienfeld, und das Frauenzimmer Mariane heisse, und eine Hof- rathstochter aus Jngolstadt sey; daß sie unaufhör- lich beth und weine, und künftiges Frühjahr ein- gekleidet werden solle. -- Aber weiter, weiter! sagte Siegwart. Das ist nicht genug! -- Weiter hab ich nichts erfahren können, antwortete Rothfels, aber doch hab ich den Pater Klemens so weit ge- bracht, daß er mir, nach vorhergegangenem Ver- sprechen der tiefsten Verschwiegenheit, versprach, wenn er wieder ins Kloster komme, ein Briefchen von mir an das Frauenzimmer abzugeben, weil ich vorgab, ich sey nah mit ihr verwandt. An- fangs wollt er lang nicht dran, weil er sagte: Jch wolle wol der Kirche eine Braut stehlen, aber als
ſtehts? Rothfels winkte mit der Hand, weil zween Bediente gegenwaͤrtig waren. Siegwart eilte mit ihm die Treppe hinauf, und konnt es kaum er- warten, bis ſie miteinander im Zimmer waren. Sie iſts! ſagte Rothſels. Es iſt weiter gar kein Zweifel. Jſt ſies, iſt ſies? rief Siegwart, und fiel ihm um den Hals; aber weiter, weiter, be- ſter Rothfels! Der Pater, fuhr dieſer fort, war geſtern Abend bey mir, und da erfuhr ich durch vie- le Umſchweife, daß er der Beichtvater des Frauen- zimmers ſey, daß das Kloſter Marienfeld, und das Frauenzimmer Mariane heiſſe, und eine Hof- rathstochter aus Jngolſtadt ſey; daß ſie unaufhoͤr- lich beth und weine, und kuͤnftiges Fruͤhjahr ein- gekleidet werden ſolle. — Aber weiter, weiter! ſagte Siegwart. Das iſt nicht genug! — Weiter hab ich nichts erfahren koͤnnen, antwortete Rothfels, aber doch hab ich den Pater Klemens ſo weit ge- bracht, daß er mir, nach vorhergegangenem Ver- ſprechen der tiefſten Verſchwiegenheit, verſprach, wenn er wieder ins Kloſter komme, ein Briefchen von mir an das Frauenzimmer abzugeben, weil ich vorgab, ich ſey nah mit ihr verwandt. An- fangs wollt er lang nicht dran, weil er ſagte: Jch wolle wol der Kirche eine Braut ſtehlen, aber als
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ſtehts? Rothfels winkte mit der Hand, weil zween
Bediente gegenwaͤrtig waren. Siegwart eilte mit
ihm die Treppe hinauf, und konnt es kaum er-
warten, bis ſie miteinander im Zimmer waren.
Sie iſts! ſagte Rothſels. Es iſt weiter gar kein
Zweifel. Jſt ſies, iſt ſies? rief Siegwart, und
fiel ihm um den Hals; aber weiter, weiter, be-
ſter Rothfels! Der Pater, fuhr dieſer fort, war
geſtern Abend bey mir, und da erfuhr ich durch vie-
le Umſchweife, daß er der Beichtvater des Frauen-
zimmers ſey, daß das Kloſter Marienfeld, und
das Frauenzimmer Mariane heiſſe, und eine Hof-
rathstochter aus Jngolſtadt ſey; daß ſie unaufhoͤr-
lich beth und weine, und kuͤnftiges Fruͤhjahr ein-
gekleidet werden ſolle. — Aber weiter, weiter! ſagte
Siegwart. Das iſt nicht genug! — Weiter hab
ich nichts erfahren koͤnnen, antwortete Rothfels,
aber doch hab ich den Pater Klemens ſo weit ge-
bracht, daß er mir, nach vorhergegangenem Ver-
ſprechen der tiefſten Verſchwiegenheit, verſprach,
wenn er wieder ins Kloſter komme, ein Briefchen
von mir an das Frauenzimmer abzugeben, weil
ich vorgab, ich ſey nah mit ihr verwandt. An-
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 989. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/569>, abgerufen am 22.07.2024.
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