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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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und weil er hoffte, sein Schwager würde vielleicht
in dem Probjahr am Kloster genug kriegen, und
gern wieder in die Welt zurück kehren. Er wu-
ste dieses, von den Bitten seiner Frau unter-
stützt, so annehmlich vorzutragen, daß Siegwart
endlich in diesen Vorschlag willigte. Kronhelm
wollte ihn auch überreden, in ein benachbartes
Augustiner Kloster zu gehen, theils, weil das Klo-
ster seinem Schloß so nahe lag, theils weil die
Regel dieses Ordens minder streng ist, aber Sieg-
wart wollte schlechterdings in das Kapuzinerklo-
ster zu *** treten; und hierinn muste ihm sein
Schwager nachgeben, und ihm auch versprechen,
nächstertagen seinetwegen an den dortigen Guar-
dian zu schreiben.

Allein er ward durch eine unglückliche Begeben-
heit daran verhindert. Seine Therese sollte nieder-
kommen, und die Geburt war so schwer, daß sie
in die äusserste Lebensgefahr dabey kam. Das Kind,
ein Knäblein, war gebohren; aber zween geschick-
te Aerzte, die herbey gerufen waren, zweifelten
am Aufkommen der Mutter. Der arme Kron-
helm gieng verzweifelnd und halb todt im Schloß
herum, rang die Hände, und wuste nicht, wo
er bleiben sollte? Das ganze Schloß war ein Haus



und weil er hoffte, ſein Schwager wuͤrde vielleicht
in dem Probjahr am Kloſter genug kriegen, und
gern wieder in die Welt zuruͤck kehren. Er wu-
ſte dieſes, von den Bitten ſeiner Frau unter-
ſtuͤtzt, ſo annehmlich vorzutragen, daß Siegwart
endlich in dieſen Vorſchlag willigte. Kronhelm
wollte ihn auch uͤberreden, in ein benachbartes
Auguſtiner Kloſter zu gehen, theils, weil das Klo-
ſter ſeinem Schloß ſo nahe lag, theils weil die
Regel dieſes Ordens minder ſtreng iſt, aber Sieg-
wart wollte ſchlechterdings in das Kapuzinerklo-
ſter zu *** treten; und hierinn muſte ihm ſein
Schwager nachgeben, und ihm auch verſprechen,
naͤchſtertagen ſeinetwegen an den dortigen Guar-
dian zu ſchreiben.

Allein er ward durch eine ungluͤckliche Begeben-
heit daran verhindert. Seine Thereſe ſollte nieder-
kommen, und die Geburt war ſo ſchwer, daß ſie
in die aͤuſſerſte Lebensgefahr dabey kam. Das Kind,
ein Knaͤblein, war gebohren; aber zween geſchick-
te Aerzte, die herbey gerufen waren, zweifelten
am Aufkommen der Mutter. Der arme Kron-
helm gieng verzweifelnd und halb todt im Schloß
herum, rang die Haͤnde, und wuſte nicht, wo
er bleiben ſollte? Das ganze Schloß war ein Haus

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[978/0558] und weil er hoffte, ſein Schwager wuͤrde vielleicht in dem Probjahr am Kloſter genug kriegen, und gern wieder in die Welt zuruͤck kehren. Er wu- ſte dieſes, von den Bitten ſeiner Frau unter- ſtuͤtzt, ſo annehmlich vorzutragen, daß Siegwart endlich in dieſen Vorſchlag willigte. Kronhelm wollte ihn auch uͤberreden, in ein benachbartes Auguſtiner Kloſter zu gehen, theils, weil das Klo- ſter ſeinem Schloß ſo nahe lag, theils weil die Regel dieſes Ordens minder ſtreng iſt, aber Sieg- wart wollte ſchlechterdings in das Kapuzinerklo- ſter zu *** treten; und hierinn muſte ihm ſein Schwager nachgeben, und ihm auch verſprechen, naͤchſtertagen ſeinetwegen an den dortigen Guar- dian zu ſchreiben. Allein er ward durch eine ungluͤckliche Begeben- heit daran verhindert. Seine Thereſe ſollte nieder- kommen, und die Geburt war ſo ſchwer, daß ſie in die aͤuſſerſte Lebensgefahr dabey kam. Das Kind, ein Knaͤblein, war gebohren; aber zween geſchick- te Aerzte, die herbey gerufen waren, zweifelten am Aufkommen der Mutter. Der arme Kron- helm gieng verzweifelnd und halb todt im Schloß herum, rang die Haͤnde, und wuſte nicht, wo er bleiben ſollte? Das ganze Schloß war ein Haus

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 978. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/558>, abgerufen am 22.11.2024.