Nach einer halben Stunde kamen sie an den Forst, wo das Jagen war. Der Junker Veit (so nannte ihn die ganze Gegend) stand an ei- ner Eiche mit gespanntem Hahne. Sobald er sei- nen Sohn und Siegwart in der Ferne sah, winkte er ihnen zu, von den Pferden abzusteigen. Sie thatens, und kamen näher. Er wieß ihnen, ohn ein Wort zu sagen, nur mit Winken, ihre Posten an, wo sie anstehen sollten. Sein Sohn stand am nächsten bey ihm; aber er sprach nicht ein Wort mit ihm, sah ihn auch nicht an, son- dern laurte nur auf das Schwein, das heraus- getrieben werden sollte. Endlich kams auf Sieg- warts Seite heraus; dieser schoß es, daß es auf der Stelle fiel. Junker Veit flog wie ein Pfeil herbey, gab ihm den Fang, und nun sprang er auf Siegwarten zu, umarmte ihn, daß er hätte schreyen mögen, und rief: Herrlicher Junge! 's ist, meiner Seel! ein Hauptschwein -- Du wirst ein grosser Kerl werden! Sieh nur, wie du's auf den Pelz geschossen hast! Grad am rechten Fleck! -- Du kannst Oberjägermeister werden, wenn du willst -- Bist ein Teufelsjunge; laß dich recht aufs Maul küssen! -- Nun, Waidmanns Heil, Friedrich! (so hieß der junge Kronhelm) hast
Nach einer halben Stunde kamen ſie an den Forſt, wo das Jagen war. Der Junker Veit (ſo nannte ihn die ganze Gegend) ſtand an ei- ner Eiche mit geſpanntem Hahne. Sobald er ſei- nen Sohn und Siegwart in der Ferne ſah, winkte er ihnen zu, von den Pferden abzuſteigen. Sie thatens, und kamen naͤher. Er wieß ihnen, ohn ein Wort zu ſagen, nur mit Winken, ihre Poſten an, wo ſie anſtehen ſollten. Sein Sohn ſtand am naͤchſten bey ihm; aber er ſprach nicht ein Wort mit ihm, ſah ihn auch nicht an, ſon- dern laurte nur auf das Schwein, das heraus- getrieben werden ſollte. Endlich kams auf Sieg- warts Seite heraus; dieſer ſchoß es, daß es auf der Stelle fiel. Junker Veit flog wie ein Pfeil herbey, gab ihm den Fang, und nun ſprang er auf Siegwarten zu, umarmte ihn, daß er haͤtte ſchreyen moͤgen, und rief: Herrlicher Junge! ’s iſt, meiner Seel! ein Hauptſchwein — Du wirſt ein groſſer Kerl werden! Sieh nur, wie du’s auf den Pelz geſchoſſen haſt! Grad am rechten Fleck! — Du kannſt Oberjaͤgermeiſter werden, wenn du willſt — Biſt ein Teufelsjunge; laß dich recht aufs Maul kuͤſſen! — Nun, Waidmanns Heil, Friedrich! (ſo hieß der junge Kronhelm) haſt
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Nach einer halben Stunde kamen ſie an den
Forſt, wo das Jagen war. Der Junker Veit
(ſo nannte ihn die ganze Gegend) ſtand an ei-
ner Eiche mit geſpanntem Hahne. Sobald er ſei-
nen Sohn und Siegwart in der Ferne ſah,
winkte er ihnen zu, von den Pferden abzuſteigen.
Sie thatens, und kamen naͤher. Er wieß ihnen,
ohn ein Wort zu ſagen, nur mit Winken, ihre
Poſten an, wo ſie anſtehen ſollten. Sein Sohn
ſtand am naͤchſten bey ihm; aber er ſprach nicht
ein Wort mit ihm, ſah ihn auch nicht an, ſon-
dern laurte nur auf das Schwein, das heraus-
getrieben werden ſollte. Endlich kams auf Sieg-
warts Seite heraus; dieſer ſchoß es, daß es auf
der Stelle fiel. Junker Veit flog wie ein Pfeil
herbey, gab ihm den Fang, und nun ſprang er
auf Siegwarten zu, umarmte ihn, daß er haͤtte
ſchreyen moͤgen, und rief: Herrlicher Junge! ’s
iſt, meiner Seel! ein Hauptſchwein — Du wirſt
ein groſſer Kerl werden! Sieh nur, wie du’s auf
den Pelz geſchoſſen haſt! Grad am rechten Fleck!
— Du kannſt Oberjaͤgermeiſter werden, wenn
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Friedrich! (ſo hieß der junge Kronhelm) haſt
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/250>, abgerufen am 25.11.2024.
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