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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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gegessen, und dann gleich wieder weiter! Wein
und kaltes Essen ist schon draussen; wenn ihr
nur was Warms im Leib habt! -- Sie hüpfte
und sprang in der Stube herum, trillerte und
drückte dann ihrem Bruder wieder mit aller
Kraft die Hand. Siegwart gefiel ihr wohl;
nur sagte sie, er sey so still, und müsse muntrer
werden. Als die Suppe gegessen war, ließ sie
ihrem Bruder und Xavern keine Ruh; sie mu-
sten die Waidtaschen und die Flinten umhängen,
und gleich wieder fort. Sie sprang selbst die
Treppe voran hinab, und führte die Pferd' aus
dem Stall heraus. Als ihr Bruder aufgestiegen
war, gab sie seinem Pferd einen Hieb mit der
Gerte, daß es hinten ausschlug, und brach dar-
über in ein lautes Gelächter aus.

Kronhelm und Siegwart ritten mit dem
Reitknecht nach dem Forst zu. Das ist ein wil-
des Mädel, meine Schwester, sagte Kronhelm;
du must ihrs nur nicht übel nehmen, Siegwart;
sie war sonst nicht so, als sie noch bey meiner
Mutter war; sie hat im Grund ein recht gutes
Gemüth; aber ich dachte wol, daß sie bey meinem
Vater so werden würde, denn sie war immer un-
ter uns das wildeste.



gegeſſen, und dann gleich wieder weiter! Wein
und kaltes Eſſen iſt ſchon drauſſen; wenn ihr
nur was Warms im Leib habt! — Sie huͤpfte
und ſprang in der Stube herum, trillerte und
druͤckte dann ihrem Bruder wieder mit aller
Kraft die Hand. Siegwart gefiel ihr wohl;
nur ſagte ſie, er ſey ſo ſtill, und muͤſſe muntrer
werden. Als die Suppe gegeſſen war, ließ ſie
ihrem Bruder und Xavern keine Ruh; ſie mu-
ſten die Waidtaſchen und die Flinten umhaͤngen,
und gleich wieder fort. Sie ſprang ſelbſt die
Treppe voran hinab, und fuͤhrte die Pferd’ aus
dem Stall heraus. Als ihr Bruder aufgeſtiegen
war, gab ſie ſeinem Pferd einen Hieb mit der
Gerte, daß es hinten ausſchlug, und brach dar-
uͤber in ein lautes Gelaͤchter aus.

Kronhelm und Siegwart ritten mit dem
Reitknecht nach dem Forſt zu. Das iſt ein wil-
des Maͤdel, meine Schweſter, ſagte Kronhelm;
du muſt ihrs nur nicht uͤbel nehmen, Siegwart;
ſie war ſonſt nicht ſo, als ſie noch bey meiner
Mutter war; ſie hat im Grund ein recht gutes
Gemuͤth; aber ich dachte wol, daß ſie bey meinem
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ter uns das wildeſte.

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[245/0249] gegeſſen, und dann gleich wieder weiter! Wein und kaltes Eſſen iſt ſchon drauſſen; wenn ihr nur was Warms im Leib habt! — Sie huͤpfte und ſprang in der Stube herum, trillerte und druͤckte dann ihrem Bruder wieder mit aller Kraft die Hand. Siegwart gefiel ihr wohl; nur ſagte ſie, er ſey ſo ſtill, und muͤſſe muntrer werden. Als die Suppe gegeſſen war, ließ ſie ihrem Bruder und Xavern keine Ruh; ſie mu- ſten die Waidtaſchen und die Flinten umhaͤngen, und gleich wieder fort. Sie ſprang ſelbſt die Treppe voran hinab, und fuͤhrte die Pferd’ aus dem Stall heraus. Als ihr Bruder aufgeſtiegen war, gab ſie ſeinem Pferd einen Hieb mit der Gerte, daß es hinten ausſchlug, und brach dar- uͤber in ein lautes Gelaͤchter aus. Kronhelm und Siegwart ritten mit dem Reitknecht nach dem Forſt zu. Das iſt ein wil- des Maͤdel, meine Schweſter, ſagte Kronhelm; du muſt ihrs nur nicht uͤbel nehmen, Siegwart; ſie war ſonſt nicht ſo, als ſie noch bey meiner Mutter war; ſie hat im Grund ein recht gutes Gemuͤth; aber ich dachte wol, daß ſie bey meinem Vater ſo werden wuͤrde, denn ſie war immer un- ter uns das wildeſte.

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/249>, abgerufen am 24.11.2024.