Ansehen, und ich habe von ihm, vermög unsrer alten Bekanntschaft, viele Freundschaft zu erwarten.
Nach einigen Erinnerungen, die Anton dem jungen Siegwart noch, in Absicht auf die Wahl seiner Freunde auf Universitäten, gegeben hatte, nahm er von den Beyden Abschied. Es flossen gegenseitig viele Thränen, zumal da Anton fast in einem Ton der Weissagung von seinem frühen Tode sprach. Der letzte Kuß des Paters schweb- te noch lang auf den Lippen des Jünglings; sei- ne Thränen flossen in die Thräne des Ehrwür- digen Alten, und vereinten sich mit ihr, wie seine Seele mit des Paters Seele sich vereinigt hatte.
Vater und Sohn giengen eine Zeitlang schweigend durchs Gefild hin. Was hast du dann alle Gutes erfahren und gesehen im Kloster? fragte endlich der alte Siegwart. Und nun fieng der Sohn an, in einer Art von Begeisterung, al- les zu erzählen, was im Kloster, und besonders auf dem Dorfe mit dem P. Anton den tiefsten Eindruck in sein Herz gemacht hatte. Der Vater hörte mit Vergnügen, oft mit Rührung zu, und rief ein paarmal aus: Ja, da malst du mir mei- nen Pater Anton wie lebendig vor die Augen! Das sieht ihm ähnlich, u. s. w. Wenn du seine Fuß-
Anſehen, und ich habe von ihm, vermoͤg unſrer alten Bekanntſchaft, viele Freundſchaft zu erwarten.
Nach einigen Erinnerungen, die Anton dem jungen Siegwart noch, in Abſicht auf die Wahl ſeiner Freunde auf Univerſitaͤten, gegeben hatte, nahm er von den Beyden Abſchied. Es floſſen gegenſeitig viele Thraͤnen, zumal da Anton faſt in einem Ton der Weiſſagung von ſeinem fruͤhen Tode ſprach. Der letzte Kuß des Paters ſchweb- te noch lang auf den Lippen des Juͤnglings; ſei- ne Thraͤnen floſſen in die Thraͤne des Ehrwuͤr- digen Alten, und vereinten ſich mit ihr, wie ſeine Seele mit des Paters Seele ſich vereinigt hatte.
Vater und Sohn giengen eine Zeitlang ſchweigend durchs Gefild hin. Was haſt du dann alle Gutes erfahren und geſehen im Kloſter? fragte endlich der alte Siegwart. Und nun fieng der Sohn an, in einer Art von Begeiſterung, al- les zu erzaͤhlen, was im Kloſter, und beſonders auf dem Dorfe mit dem P. Anton den tiefſten Eindruck in ſein Herz gemacht hatte. Der Vater hoͤrte mit Vergnuͤgen, oft mit Ruͤhrung zu, und rief ein paarmal aus: Ja, da malſt du mir mei- nen Pater Anton wie lebendig vor die Augen! Das ſieht ihm aͤhnlich, u. ſ. w. Wenn du ſeine Fuß-
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Anſehen, und ich habe von ihm, vermoͤg unſrer
alten Bekanntſchaft, viele Freundſchaft zu erwarten.
Nach einigen Erinnerungen, die Anton dem
jungen Siegwart noch, in Abſicht auf die Wahl
ſeiner Freunde auf Univerſitaͤten, gegeben hatte,
nahm er von den Beyden Abſchied. Es floſſen
gegenſeitig viele Thraͤnen, zumal da Anton faſt
in einem Ton der Weiſſagung von ſeinem fruͤhen
Tode ſprach. Der letzte Kuß des Paters ſchweb-
te noch lang auf den Lippen des Juͤnglings; ſei-
ne Thraͤnen floſſen in die Thraͤne des Ehrwuͤr-
digen Alten, und vereinten ſich mit ihr, wie ſeine
Seele mit des Paters Seele ſich vereinigt hatte.
Vater und Sohn giengen eine Zeitlang
ſchweigend durchs Gefild hin. Was haſt du
dann alle Gutes erfahren und geſehen im Kloſter?
fragte endlich der alte Siegwart. Und nun fieng
der Sohn an, in einer Art von Begeiſterung, al-
les zu erzaͤhlen, was im Kloſter, und beſonders
auf dem Dorfe mit dem P. Anton den tiefſten
Eindruck in ſein Herz gemacht hatte. Der Vater
hoͤrte mit Vergnuͤgen, oft mit Ruͤhrung zu, und
rief ein paarmal aus: Ja, da malſt du mir mei-
nen Pater Anton wie lebendig vor die Augen!
Das ſieht ihm aͤhnlich, u. ſ. w. Wenn du ſeine Fuß-
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/116>, abgerufen am 24.11.2024.
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