ver sah sich wohl noch zwanzigmal nach dem Kloster um, und schickte ihm seine Thränen nach.
Der alte Siegwart erkundigte sich bey P. Anton nach verschiednen Dingen, die den Auf- enthalt seines Sohns auf der Schule und dann auf der Universität, betrafen. Dieser entschuldigte sich damit, daß er schon zu lange von der Welt sey, und daß sich in dieser Zeit so vieles in der Lebensart, und in den Kosten auf der Universität verändert habe. Er gab aber doch dem Vater und dem Sohn viel weise Lehren und Erinnerun- gen. Jch wollte dir Prag zur Universität vor- schlagen, sagte er, denn sie hat viele Vorzüge vor andern; Aber, da sie so weit entfernt ist, und man dort weit mehr braucht, als anderswo, so wollt ich dir unmaßgeblich Jngolstadt in Baiern vorschlagen, weil da auch gute Professores seyn sollen, wenigstens hat Herzog Ludwig viel drauf gewendet. Ja, ich denke auch so, sagte Sieg- wart; Jngolstadt liegt in der Nähe, und ich habe da auch noch von meiner seligen Frau her ein paar weitläuftige Verwandte, daß mein Sohn doch etwas Aussicht hat, und auch Unterstützung, wenn es nöthig wäre. Der Hofrath Fischer, den du auch noch kennen wirst, steht dort in gutem
ver ſah ſich wohl noch zwanzigmal nach dem Kloſter um, und ſchickte ihm ſeine Thraͤnen nach.
Der alte Siegwart erkundigte ſich bey P. Anton nach verſchiednen Dingen, die den Auf- enthalt ſeines Sohns auf der Schule und dann auf der Univerſitaͤt, betrafen. Dieſer entſchuldigte ſich damit, daß er ſchon zu lange von der Welt ſey, und daß ſich in dieſer Zeit ſo vieles in der Lebensart, und in den Koſten auf der Univerſitaͤt veraͤndert habe. Er gab aber doch dem Vater und dem Sohn viel weiſe Lehren und Erinnerun- gen. Jch wollte dir Prag zur Univerſitaͤt vor- ſchlagen, ſagte er, denn ſie hat viele Vorzuͤge vor andern; Aber, da ſie ſo weit entfernt iſt, und man dort weit mehr braucht, als anderswo, ſo wollt ich dir unmaßgeblich Jngolſtadt in Baiern vorſchlagen, weil da auch gute Profeſſores ſeyn ſollen, wenigſtens hat Herzog Ludwig viel drauf gewendet. Ja, ich denke auch ſo, ſagte Sieg- wart; Jngolſtadt liegt in der Naͤhe, und ich habe da auch noch von meiner ſeligen Frau her ein paar weitlaͤuftige Verwandte, daß mein Sohn doch etwas Auſſicht hat, und auch Unterſtuͤtzung, wenn es noͤthig waͤre. Der Hofrath Fiſcher, den du auch noch kennen wirſt, ſteht dort in gutem
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ver ſah ſich wohl noch zwanzigmal nach dem
Kloſter um, und ſchickte ihm ſeine Thraͤnen nach.
Der alte Siegwart erkundigte ſich bey P.
Anton nach verſchiednen Dingen, die den Auf-
enthalt ſeines Sohns auf der Schule und dann
auf der Univerſitaͤt, betrafen. Dieſer entſchuldigte
ſich damit, daß er ſchon zu lange von der Welt
ſey, und daß ſich in dieſer Zeit ſo vieles in der
Lebensart, und in den Koſten auf der Univerſitaͤt
veraͤndert habe. Er gab aber doch dem Vater
und dem Sohn viel weiſe Lehren und Erinnerun-
gen. Jch wollte dir Prag zur Univerſitaͤt vor-
ſchlagen, ſagte er, denn ſie hat viele Vorzuͤge vor
andern; Aber, da ſie ſo weit entfernt iſt, und
man dort weit mehr braucht, als anderswo, ſo
wollt ich dir unmaßgeblich Jngolſtadt in Baiern
vorſchlagen, weil da auch gute Profeſſores ſeyn
ſollen, wenigſtens hat Herzog Ludwig viel drauf
gewendet. Ja, ich denke auch ſo, ſagte Sieg-
wart; Jngolſtadt liegt in der Naͤhe, und ich
habe da auch noch von meiner ſeligen Frau her
ein paar weitlaͤuftige Verwandte, daß mein Sohn
doch etwas Auſſicht hat, und auch Unterſtuͤtzung,
wenn es noͤthig waͤre. Der Hofrath Fiſcher, den
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/115>, abgerufen am 24.11.2024.
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