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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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merkte im Ton eine größere Weichheit und im Gesicht einen Schein von Wehmuth. Der alte Herr war aufgeräumt. Er befand sich körperlich wohl, und in diesem Zustand war er nicht nur munterer, sondern auch noch gutmüthiger als gewöhnlich, namentlich aufgelegt. Andere durch Lob zu erfreuen. Mit der würdigen Freundlichkeit eines Herrn und Seelenhirten begann er: Der Thee ist dir gestern gerathen, Bäbe; er ist mir ganz gut bekommen; ich habe vortrefflich darauf geschlafen, und vom Husten ist keine Spur mehr da. -- Mit einem Erröthen, das der Geistliche für die Wirkung seiner Anerkennung nahm, erwiderte das Mädchen: Das freut mich, Herr Pfarrer! Mühe hab' ich mir gegeben! -- Hast aber auch aufstehen müssen, fuhr der alte Herr fort, aus dem ersten Schlaf! -- O, versetzte die Bäbe, das ist meine Schuldigkeit. Und für den Herrn Pfarrer würd' ich mit Freuden ganze Nächte durch wachen, wenn's sein müßt'! -- Durch diese Huldigung befriedigt, nickte der Geistliche, während die Pfarrerin mit sonderbaren Augen vor sich hinsah.

Nach dem Frühstück begab sich der Herr in seine Studirstube, recht erheitert durch den Gedanken, daß es eben doch noch gute, wackere, aufmerksame Leute und treue Dienstboten gebe. -- Die Pfarrerin dagegen sagte zu der Gerühmten, als sie das Geschirr hinaustragen wollte: Ich hab' mit dir etwas zu reden, Bäbe. -- Das Mädchen stellte das Kaffeebrett wieder auf den Tisch und bot Alles auf, den Effect dieser Worte auf

merkte im Ton eine größere Weichheit und im Gesicht einen Schein von Wehmuth. Der alte Herr war aufgeräumt. Er befand sich körperlich wohl, und in diesem Zustand war er nicht nur munterer, sondern auch noch gutmüthiger als gewöhnlich, namentlich aufgelegt. Andere durch Lob zu erfreuen. Mit der würdigen Freundlichkeit eines Herrn und Seelenhirten begann er: Der Thee ist dir gestern gerathen, Bäbe; er ist mir ganz gut bekommen; ich habe vortrefflich darauf geschlafen, und vom Husten ist keine Spur mehr da. — Mit einem Erröthen, das der Geistliche für die Wirkung seiner Anerkennung nahm, erwiderte das Mädchen: Das freut mich, Herr Pfarrer! Mühe hab' ich mir gegeben! — Hast aber auch aufstehen müssen, fuhr der alte Herr fort, aus dem ersten Schlaf! — O, versetzte die Bäbe, das ist meine Schuldigkeit. Und für den Herrn Pfarrer würd' ich mit Freuden ganze Nächte durch wachen, wenn's sein müßt'! — Durch diese Huldigung befriedigt, nickte der Geistliche, während die Pfarrerin mit sonderbaren Augen vor sich hinsah.

Nach dem Frühstück begab sich der Herr in seine Studirstube, recht erheitert durch den Gedanken, daß es eben doch noch gute, wackere, aufmerksame Leute und treue Dienstboten gebe. — Die Pfarrerin dagegen sagte zu der Gerühmten, als sie das Geschirr hinaustragen wollte: Ich hab' mit dir etwas zu reden, Bäbe. — Das Mädchen stellte das Kaffeebrett wieder auf den Tisch und bot Alles auf, den Effect dieser Worte auf

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[0121] merkte im Ton eine größere Weichheit und im Gesicht einen Schein von Wehmuth. Der alte Herr war aufgeräumt. Er befand sich körperlich wohl, und in diesem Zustand war er nicht nur munterer, sondern auch noch gutmüthiger als gewöhnlich, namentlich aufgelegt. Andere durch Lob zu erfreuen. Mit der würdigen Freundlichkeit eines Herrn und Seelenhirten begann er: Der Thee ist dir gestern gerathen, Bäbe; er ist mir ganz gut bekommen; ich habe vortrefflich darauf geschlafen, und vom Husten ist keine Spur mehr da. — Mit einem Erröthen, das der Geistliche für die Wirkung seiner Anerkennung nahm, erwiderte das Mädchen: Das freut mich, Herr Pfarrer! Mühe hab' ich mir gegeben! — Hast aber auch aufstehen müssen, fuhr der alte Herr fort, aus dem ersten Schlaf! — O, versetzte die Bäbe, das ist meine Schuldigkeit. Und für den Herrn Pfarrer würd' ich mit Freuden ganze Nächte durch wachen, wenn's sein müßt'! — Durch diese Huldigung befriedigt, nickte der Geistliche, während die Pfarrerin mit sonderbaren Augen vor sich hinsah. Nach dem Frühstück begab sich der Herr in seine Studirstube, recht erheitert durch den Gedanken, daß es eben doch noch gute, wackere, aufmerksame Leute und treue Dienstboten gebe. — Die Pfarrerin dagegen sagte zu der Gerühmten, als sie das Geschirr hinaustragen wollte: Ich hab' mit dir etwas zu reden, Bäbe. — Das Mädchen stellte das Kaffeebrett wieder auf den Tisch und bot Alles auf, den Effect dieser Worte auf

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:49:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/121>, abgerufen am 27.11.2024.