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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 12. Cap. deß 2. Buchs der
Zuhörer zuwendet/ dienet solches wol/ Barm-
hertzigkeit zuerregen.

Zum Vierdten/ wil der Redener mit
der Hand schwatzen/ sol er den Zug von der
Lincken zu der Rechten führen/ vnd hierinnen
der Schreibart der Lateiner/ vnd nicht der
Hebreer folgen.

Zum Fünfften/ pfleget ein weiser vnd
mächtiger Redener seine rechte Hand in dem
Eingange nicht leichtlich zugebrauchen/ son-
dern wenn er etwas ferner kommen/ vnd sei-
nen Muth gegründet/ auch zugleich einen
vernünfftigen/ oder scharffen Spruch in dem
Munde hat/ hebet er an die Hand zubewegen.
Praeceptum vide in Informatorio pro
Mellificii Oratorii usu.

Zum Sechsten/ wenn der Redener aus
Zierlicheit entweder mit sich selbst rath-
schlaget/ oder mit einen andern sich vnter-
redet/ nutzet jhm die Hand. Denn redet er
mit sich selbst/ darff er seine Hand auff die
Brust legen/ oder nahe beyhalten: Vnterre-
det er sich mit andern/ mag er sie zu densel-
bigen ausstrecken.

Zum Siebenden/ wil der Redener deß
Zuhörers Gemüth zu sich locken/ darff er die

rechte

Das 12. Cap. deß 2. Buchs der
Zuhoͤrer zuwendet/ dienet ſolches wol/ Barm-
hertzigkeit zuerregen.

Zum Vierdten/ wil der Redener mit
der Hand ſchwatzen/ ſol er den Zug von der
Lincken zu der Rechten fuͤhren/ vnd hierinnen
der Schreibart der Lateiner/ vnd nicht der
Hebreer folgen.

Zum Fuͤnfften/ pfleget ein weiſer vnd
maͤchtiger Redener ſeine rechte Hand in dem
Eingange nicht leichtlich zugebrauchen/ ſon-
dern wenn er etwas ferner kommen/ vnd ſei-
nen Muth gegruͤndet/ auch zugleich einen
vernuͤnfftigen/ oder ſcharffen Spruch in dem
Munde hat/ hebet er an die Hand zubewegen.
Præceptum vide in Informatorio pro
Mellificii Oratorii uſu.

Zum Sechſten/ weñ der Redener aus
Zierlicheit entweder mit ſich ſelbſt rath-
ſchlaget/ oder mit einen andern ſich vnter-
redet/ nutzet jhm die Hand. Denn redet er
mit ſich ſelbſt/ darff er ſeine Hand auff die
Bruſt legen/ oder nahe beyhalten: Vnterꝛe-
det er ſich mit andern/ mag er ſie zu denſel-
bigen ausſtrecken.

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Zuhoͤrers Gemuͤth zu ſich locken/ darff er die

rechte
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[48/0510] Das 12. Cap. deß 2. Buchs der Zuhoͤrer zuwendet/ dienet ſolches wol/ Barm- hertzigkeit zuerregen. Zum Vierdten/ wil der Redener mit der Hand ſchwatzen/ ſol er den Zug von der Lincken zu der Rechten fuͤhren/ vnd hierinnen der Schreibart der Lateiner/ vnd nicht der Hebreer folgen. Zum Fuͤnfften/ pfleget ein weiſer vnd maͤchtiger Redener ſeine rechte Hand in dem Eingange nicht leichtlich zugebrauchen/ ſon- dern wenn er etwas ferner kommen/ vnd ſei- nen Muth gegruͤndet/ auch zugleich einen vernuͤnfftigen/ oder ſcharffen Spruch in dem Munde hat/ hebet er an die Hand zubewegen. Præceptum vide in Informatorio pro Mellificii Oratorii uſu. Zum Sechſten/ weñ der Redener aus Zierlicheit entweder mit ſich ſelbſt rath- ſchlaget/ oder mit einen andern ſich vnter- redet/ nutzet jhm die Hand. Denn redet er mit ſich ſelbſt/ darff er ſeine Hand auff die Bruſt legen/ oder nahe beyhalten: Vnterꝛe- det er ſich mit andern/ mag er ſie zu denſel- bigen ausſtrecken. Zum Siebenden/ wil der Redener deß Zuhoͤrers Gemuͤth zu ſich locken/ darff er die rechte

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/510>, abgerufen am 07.05.2024.