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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Teutschen Rhetorica.
rechte Hand empor halten/ aber die Finger
zu sich krummen.

Zum Achten/ wenn der Redener zuver-
stehen geben wil/ er könne etwas nicht leyden/
pfleget er mit auffgethaner vnd gegen die Zu-
hörer gewendeter Hand von der Lincken zu
der Rechten zustreichen. Wer in diesem
Fall die Faust brauchet/ dürffte wie jener
Fürstliche Gesandte/ verschmähliche Vnehr
einlegen.

Zum Neundten ist zuerinnern/ daß etz-
liche alte vnd newe Redener vermeynen/ es ste-
he zierlich/ wenn man erzürneter Weise (er-
zürneter/ aber mit massen) die rechte Hand
in die lincke Hüffte schlage.

Zum Zehenden/ pflegen die Redener
auff den Pult oder Buch mit der rechten
Hand zuschlagen/ wenn sie spüren/ die Zu-
hörer wollen schlaffen/ oder sonsten jhre Ge-
müther anderswohin verwenden. Jst etwas/
hilfft nicht viel: Eine zierliche Rede behält
die Zuhörer in der Andächtigkeit/ vnd nicht
das schlagen der Pulte vnd Bücher. Es schei-
net fast eben/ als wie etzliche Schreiber thun/
die Bücher drucken lassen/ mit prächtigen
Tituln/ vnd wollen den Anschawer mit Ge-
walt zwingen/ die Chartecken zukäuffen.

Zum

Teutſchen Rhetorica.
rechte Hand empor halten/ aber die Finger
zu ſich krummen.

Zum Achten/ wenn der Redener zuver-
ſtehen geben wil/ er koͤnne etwas nicht leyden/
pfleget er mit auffgethaner vnd gegen die Zu-
hoͤrer gewendeter Hand von der Lincken zu
der Rechten zuſtreichen. Wer in dieſem
Fall die Fauſt brauchet/ duͤrffte wie jener
Fuͤrſtliche Geſandte/ verſchmaͤhliche Vnehr
einlegen.

Zum Neundten iſt zuerinnern/ daß etz-
liche alte vnd newe Redener vermeynen/ es ſte-
he zierlich/ wenn man erzuͤrneter Weiſe (er-
zuͤrneter/ aber mit maſſen) die rechte Hand
in die lincke Huͤffte ſchlage.

Zum Zehenden/ pflegen die Redener
auff den Pult oder Buch mit der rechten
Hand zuſchlagen/ wenn ſie ſpuͤren/ die Zu-
hoͤrer wollen ſchlaffen/ oder ſonſten jhre Ge-
muͤther anderswohin veꝛwenden. Jſt etwas/
hilfft nicht viel: Eine zierliche Rede behaͤlt
die Zuhoͤrer in der Andaͤchtigkeit/ vnd nicht
das ſchlagen der Pulte vnd Buͤcher. Es ſchei-
net faſt eben/ als wie etzliche Schreiber thun/
die Buͤcher drucken laſſen/ mit praͤchtigen
Tituln/ vnd wollen den Anſchawer mit Ge-
walt zwingen/ die Chartecken zukaͤuffen.

Zum
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[49/0511] Teutſchen Rhetorica. rechte Hand empor halten/ aber die Finger zu ſich krummen. Zum Achten/ wenn der Redener zuver- ſtehen geben wil/ er koͤnne etwas nicht leyden/ pfleget er mit auffgethaner vnd gegen die Zu- hoͤrer gewendeter Hand von der Lincken zu der Rechten zuſtreichen. Wer in dieſem Fall die Fauſt brauchet/ duͤrffte wie jener Fuͤrſtliche Geſandte/ verſchmaͤhliche Vnehr einlegen. Zum Neundten iſt zuerinnern/ daß etz- liche alte vnd newe Redener vermeynen/ es ſte- he zierlich/ wenn man erzuͤrneter Weiſe (er- zuͤrneter/ aber mit maſſen) die rechte Hand in die lincke Huͤffte ſchlage. Zum Zehenden/ pflegen die Redener auff den Pult oder Buch mit der rechten Hand zuſchlagen/ wenn ſie ſpuͤren/ die Zu- hoͤrer wollen ſchlaffen/ oder ſonſten jhre Ge- muͤther anderswohin veꝛwenden. Jſt etwas/ hilfft nicht viel: Eine zierliche Rede behaͤlt die Zuhoͤrer in der Andaͤchtigkeit/ vnd nicht das ſchlagen der Pulte vnd Buͤcher. Es ſchei- net faſt eben/ als wie etzliche Schreiber thun/ die Buͤcher drucken laſſen/ mit praͤchtigen Tituln/ vnd wollen den Anſchawer mit Ge- walt zwingen/ die Chartecken zukaͤuffen. Zum

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/511>, abgerufen am 07.05.2024.