Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Das 11. Cap. deß 2. Buchs der

Genug von diesem: Was betrifft die
Schulter/ muß ein Redener ohne Noth sol-
che nicht auffbügeln/ vnd zusammen ziehen/
sondern in gleichem Gewicht stets beherrschen.
Zwar etzliche vermeinen/ wenn der Redener
die Schulter schmauche/ erreiche er Gunst
vnd Gnade bey den Zuhörern. Geschicht
solches/ wohlgut: Sonsten seyn diese Ge-
berden Comoediantisch vnd Allomodisch.

Von den Armen seyn wenig Regulen
zumercken: Der Redener mag zusehen/ daß
er die Armen nicht zu weit von sich werffe/
wie ein Bawr den Prügel/ sondern gemach-
sam/ vnd durchaus nicht/ als in hefftigen Be-
wegungen. Ja/ es ist auch erlaubet/ den
rechten Arm auszustrecken in scheinbaren/
vnd lustigen Sachen/ Als zum Exempel: Nach
tugendlichen Thaten ist es eine grosse Ehr/
wenn das Volck auff den dapfferen Mann
mit Figuren zeiget vnd spricht: Das ist Cice-
ro/ der sein Vatterland von dem Verderben
errettet hat.

Wil der Redener sich auch deß lincken
Arm brauchen/ kan es geschehen/ daß er solchen
empor hebe/ doch geringlichen/ daß die Hand
nicht vber das Haupt reiche: Aber beyde Ar-
men nach der Erden sincken lassen/ ist Scla-
visch.

Das

Das 11. Cap. deß 2. Buchs der

Genug von dieſem: Was betrifft die
Schulter/ muß ein Redener ohne Noth ſol-
che nicht auffbuͤgeln/ vnd zuſammen ziehen/
ſondern in gleichem Gewicht ſtets beherꝛſchen.
Zwar etzliche vermeinen/ wenn der Redener
die Schulter ſchmauche/ erꝛeiche er Gunſt
vnd Gnade bey den Zuhoͤrern. Geſchicht
ſolches/ wohlgut: Sonſten ſeyn dieſe Ge-
berden Comœdiantiſch vnd Allomodiſch.

Von den Armen ſeyn wenig Regulen
zumercken: Der Redener mag zuſehen/ daß
er die Armen nicht zu weit von ſich werffe/
wie ein Bawr den Pruͤgel/ ſondern gemach-
ſam/ vnd durchaus nicht/ als in hefftigen Be-
wegungen. Ja/ es iſt auch erlaubet/ den
rechten Arm auszuſtrecken in ſcheinbaren/
vnd luſtigen Sachen/ Als zum Exempel: Nach
tugendlichen Thaten iſt es eine groſſe Ehr/
wenn das Volck auff den dapfferen Mann
mit Figuren zeiget vnd ſpricht: Das iſt Cice-
ro/ der ſein Vatterland von dem Verderben
erꝛettet hat.

Wil der Redener ſich auch deß lincken
Arm brauchen/ kan es geſchehen/ daß er ſolchen
empor hebe/ doch geringlichen/ daß die Hand
nicht vber das Haupt reiche: Aber beyde Ar-
men nach der Erden ſincken laſſen/ iſt Scla-
viſch.

Das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0508" n="46"/>
          <fw place="top" type="header">Das 11. Cap. deß 2. Buchs der</fw><lb/>
          <p>Genug von die&#x017F;em: Was betrifft die<lb/>
Schulter/ muß ein Redener ohne Noth &#x017F;ol-<lb/>
che nicht auffbu&#x0364;geln/ vnd zu&#x017F;ammen ziehen/<lb/>
&#x017F;ondern in gleichem Gewicht &#x017F;tets beher&#xA75B;&#x017F;chen.<lb/>
Zwar etzliche vermeinen/ wenn der Redener<lb/>
die Schulter &#x017F;chmauche/ er&#xA75B;eiche er Gun&#x017F;t<lb/>
vnd Gnade bey den Zuho&#x0364;rern. Ge&#x017F;chicht<lb/>
&#x017F;olches/ wohlgut: Son&#x017F;ten &#x017F;eyn die&#x017F;e Ge-<lb/>
berden Com<hi rendition="#aq">&#x0153;</hi>dianti&#x017F;ch vnd Allomodi&#x017F;ch.</p><lb/>
          <p>Von den Armen &#x017F;eyn wenig Regulen<lb/>
zumercken: Der Redener mag zu&#x017F;ehen/ daß<lb/>
er die Armen nicht zu weit von &#x017F;ich werffe/<lb/>
wie ein Bawr den Pru&#x0364;gel/ &#x017F;ondern gemach-<lb/>
&#x017F;am/ vnd durchaus nicht/ als in hefftigen Be-<lb/>
wegungen. Ja/ es i&#x017F;t auch erlaubet/ den<lb/>
rechten Arm auszu&#x017F;trecken in &#x017F;cheinbaren/<lb/>
vnd lu&#x017F;tigen Sachen/ Als zum Exempel: Nach<lb/>
tugendlichen Thaten i&#x017F;t es eine gro&#x017F;&#x017F;e Ehr/<lb/>
wenn das Volck auff den dapfferen Mann<lb/>
mit Figuren zeiget vnd &#x017F;pricht: Das i&#x017F;t Cice-<lb/>
ro/ der &#x017F;ein Vatterland von dem Verderben<lb/>
er&#xA75B;ettet hat.</p><lb/>
          <p>Wil der Redener &#x017F;ich auch deß lincken<lb/>
Arm brauchen/ kan es ge&#x017F;chehen/ daß er &#x017F;olchen<lb/>
empor hebe/ doch geringlichen/ daß die Hand<lb/>
nicht vber das Haupt reiche: Aber beyde Ar-<lb/>
men nach der Erden &#x017F;incken la&#x017F;&#x017F;en/ i&#x017F;t Scla-<lb/>
vi&#x017F;ch.</p>
        </div>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Das</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[46/0508] Das 11. Cap. deß 2. Buchs der Genug von dieſem: Was betrifft die Schulter/ muß ein Redener ohne Noth ſol- che nicht auffbuͤgeln/ vnd zuſammen ziehen/ ſondern in gleichem Gewicht ſtets beherꝛſchen. Zwar etzliche vermeinen/ wenn der Redener die Schulter ſchmauche/ erꝛeiche er Gunſt vnd Gnade bey den Zuhoͤrern. Geſchicht ſolches/ wohlgut: Sonſten ſeyn dieſe Ge- berden Comœdiantiſch vnd Allomodiſch. Von den Armen ſeyn wenig Regulen zumercken: Der Redener mag zuſehen/ daß er die Armen nicht zu weit von ſich werffe/ wie ein Bawr den Pruͤgel/ ſondern gemach- ſam/ vnd durchaus nicht/ als in hefftigen Be- wegungen. Ja/ es iſt auch erlaubet/ den rechten Arm auszuſtrecken in ſcheinbaren/ vnd luſtigen Sachen/ Als zum Exempel: Nach tugendlichen Thaten iſt es eine groſſe Ehr/ wenn das Volck auff den dapfferen Mann mit Figuren zeiget vnd ſpricht: Das iſt Cice- ro/ der ſein Vatterland von dem Verderben erꝛettet hat. Wil der Redener ſich auch deß lincken Arm brauchen/ kan es geſchehen/ daß er ſolchen empor hebe/ doch geringlichen/ daß die Hand nicht vber das Haupt reiche: Aber beyde Ar- men nach der Erden ſincken laſſen/ iſt Scla- viſch. Das

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/508
Zitationshilfe:	Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/508>, abgerufen am 25.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.