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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 42. vnd letzte Cap. der
sen bin? Jch wil antworten; Jch bin aber
gar nicht allda gewesen. Jch bekenne/ ich
bin sein Anhänger? Es seyn es andere mehr.
Jch aber/ wie du zuschliessen vermeynest/ bin
daher ein Bawer vnd Ackerman. Nicht so
geschwinde/ wenn ich mich zu den Meuchel-
mördern gesellet habe/ bin ich ein Meuchel-
mörder. Aber fürwar/ ich/ der ich auch
nicht einen Meuchelmörder kenne/ bin fern
enteussert von dieser Bubenthat.

Das schönste Exempel bey dem Ciceronen
ist/ wie folget. Es wird jemand sagen: Jst
dann daß deine Schulzucht? Vnterrichtestu
also die jungen Gesellen? Hat dir der Vat-
ter vmb dieser Vrsach willen diesen Knaben
anbefohlen vnd vertrawet/ daß er in der Buh-
lerey vnd Schlemmerey sein blühende Jahre
zubringen solte? Vnd wollestu dieses Leben/
vnd dieses Beginnen verthedigen? Jch/ wo
jemand (jhr Richter) mit solcher Stärcke deß
Gemüts/ vnd mit solcher Zierde der Tugend
vnd Mässigkeit begabet gewesen/ daß er alle
Wollüste verachten dürffte/ vnd den gantzen
Lauff seines Lebens/ in Arbeit deß Leibes/ vnd
Abmühung der Seelen zubringen/ dergestalt/
daß jhn nicht die mässige Ruhe/ nicht die
Freundschafften seiner Spießgenossen/ nicht
die Spielplätze/ nicht die Trinckstuben belieb-

ten/

Das 42. vnd letzte Cap. der
ſen bin? Jch wil antworten; Jch bin aber
gar nicht allda geweſen. Jch bekenne/ ich
bin ſein Anhaͤnger? Es ſeyn es andere mehr.
Jch aber/ wie du zuſchlieſſen vermeyneſt/ bin
daher ein Bawer vnd Ackerman. Nicht ſo
geſchwinde/ wenn ich mich zu den Meuchel-
moͤrdern geſellet habe/ bin ich ein Meuchel-
moͤrder. Aber fuͤrwar/ ich/ der ich auch
nicht einen Meuchelmoͤrder kenne/ bin fern
enteuſſert von dieſer Bubenthat.

Das ſchoͤnſte Exempel bey dem Ciceronen
iſt/ wie folget. Es wird jemand ſagen: Jſt
dañ daß deine Schulzucht? Vnterꝛichteſtu
alſo die jungen Geſellen? Hat dir der Vat-
ter vmb dieſer Vrſach willen dieſen Knaben
anbefohlen vnd vertrawet/ daß er in der Buh-
lerey vnd Schlemmerey ſein bluͤhende Jahre
zubringen ſolte? Vnd wolleſtu dieſes Leben/
vnd dieſes Beginnen verthedigen? Jch/ wo
jemand (jhr Richter) mit ſolcher Staͤrcke deß
Gemuͤts/ vnd mit ſolcher Zierde der Tugend
vnd Maͤſſigkeit begabet geweſen/ daß er alle
Wolluͤſte verachten duͤrffte/ vnd den gantzen
Lauff ſeines Lebens/ in Arbeit deß Leibes/ vnd
Abmuͤhung der Seelen zubringen/ dergeſtalt/
daß jhn nicht die maͤſſige Ruhe/ nicht die
Freundſchafften ſeiner Spießgenoſſen/ nicht
die Spielplaͤtze/ nicht die Trinckſtuben belieb-

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[424/0444] Das 42. vnd letzte Cap. der ſen bin? Jch wil antworten; Jch bin aber gar nicht allda geweſen. Jch bekenne/ ich bin ſein Anhaͤnger? Es ſeyn es andere mehr. Jch aber/ wie du zuſchlieſſen vermeyneſt/ bin daher ein Bawer vnd Ackerman. Nicht ſo geſchwinde/ wenn ich mich zu den Meuchel- moͤrdern geſellet habe/ bin ich ein Meuchel- moͤrder. Aber fuͤrwar/ ich/ der ich auch nicht einen Meuchelmoͤrder kenne/ bin fern enteuſſert von dieſer Bubenthat. Das ſchoͤnſte Exempel bey dem Ciceronen iſt/ wie folget. Es wird jemand ſagen: Jſt dañ daß deine Schulzucht? Vnterꝛichteſtu alſo die jungen Geſellen? Hat dir der Vat- ter vmb dieſer Vrſach willen dieſen Knaben anbefohlen vnd vertrawet/ daß er in der Buh- lerey vnd Schlemmerey ſein bluͤhende Jahre zubringen ſolte? Vnd wolleſtu dieſes Leben/ vnd dieſes Beginnen verthedigen? Jch/ wo jemand (jhr Richter) mit ſolcher Staͤrcke deß Gemuͤts/ vnd mit ſolcher Zierde der Tugend vnd Maͤſſigkeit begabet geweſen/ daß er alle Wolluͤſte verachten duͤrffte/ vnd den gantzen Lauff ſeines Lebens/ in Arbeit deß Leibes/ vnd Abmuͤhung der Seelen zubringen/ dergeſtalt/ daß jhn nicht die maͤſſige Ruhe/ nicht die Freundſchafften ſeiner Spießgenoſſen/ nicht die Spielplaͤtze/ nicht die Trinckſtuben belieb- ten/

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/444>, abgerufen am 22.11.2024.