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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Teutschen Rhetorica.

Sonst stehet bey dem Cicerone: Jch hat-
te gehöret/ das Griechenland were erfüllet mit
den Schandbuben/ Ehrvergessenen vnd Bö-
sewichten: Solcher Gesellen Gottlose
Waffen/ vnd schädliches Fewer hat dieses
mein Bürgermeisterliches Ampt aus den
Händen gerissen.

Allhier ist zumercken/ das den PoetenGebrauch
der Hypal-
lage.

besser anstehet der Hypallagen zugebrauchen
in jhren Gedichten/ als den Redenern/
denenes gar selten erlaubet/ wird auch bey den
Griechischen Redenern gar wenig vmb der
Vrsachen willen gefunden. Der Redener
muß auch scharffe Achtung haben/ daß es
mit fug geschehe/ vnd aus grossem Zwang
nicht gar zu heßlich klinge. Jungen Re-
denern stehen die Hypallagen fast besser an/
als den Alten. Weil es das Ansehen hat/
die Jungen weren dem Sinne vnd Gedächt-
niß vorgelauffen mit jhrer Behendigkeit. Je-
doch ist es nützlich wenn man die Hypallagen
braucht in stattlichen vnd wichtigen/ aber
in keinen schlechten Dingen. Die So-
phisten/ so fern jhnen beliebet etwas grösser zu-
machen/ als billich ist/ oder gar vernichtigen/
wissen die Hypallagen zusuchen/ Jnmassen

zimli-
Teutſchen Rhetorica.

Sonſt ſtehet bey dem Cicerone: Jch hat-
te gehoͤret/ das Griechenland were erfuͤllet mit
den Schandbuben/ Ehrvergeſſenen vnd Boͤ-
ſewichten: Solcher Geſellen Gottloſe
Waffen/ vnd ſchaͤdliches Fewer hat dieſes
mein Buͤrgermeiſterliches Ampt aus den
Haͤnden geriſſen.

Allhier iſt zumercken/ das den PoetenGebrauch
der Hypal-
lage.

beſſer anſtehet der Hypallagen zugebrauchen
in jhren Gedichten/ als den Redenern/
denenes gar ſelten erlaubet/ wird auch bey den
Griechiſchen Redenern gar wenig vmb der
Vrſachen willen gefunden. Der Redener
muß auch ſcharffe Achtung haben/ daß es
mit fug geſchehe/ vnd aus groſſem Zwang
nicht gar zu heßlich klinge. Jungen Re-
denern ſtehen die Hypallagen faſt beſſer an/
als den Alten. Weil es das Anſehen hat/
die Jungen weren dem Sinne vnd Gedaͤcht-
niß vorgelauffen mit jhrer Behendigkeit. Je-
doch iſt es nuͤtzlich wenn man die Hypallagen
braucht in ſtattlichen vnd wichtigen/ aber
in keinen ſchlechten Dingen. Die So-
phiſten/ ſo fern jhnen beliebet etwas groͤſſer zu-
machen/ als billich iſt/ oder gar vernichtigen/
wiſſen die Hypallagen zuſuchen/ Jnmaſſen

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[205/0225] Teutſchen Rhetorica. Sonſt ſtehet bey dem Cicerone: Jch hat- te gehoͤret/ das Griechenland were erfuͤllet mit den Schandbuben/ Ehrvergeſſenen vnd Boͤ- ſewichten: Solcher Geſellen Gottloſe Waffen/ vnd ſchaͤdliches Fewer hat dieſes mein Buͤrgermeiſterliches Ampt aus den Haͤnden geriſſen. Allhier iſt zumercken/ das den Poeten beſſer anſtehet der Hypallagen zugebrauchen in jhren Gedichten/ als den Redenern/ denenes gar ſelten erlaubet/ wird auch bey den Griechiſchen Redenern gar wenig vmb der Vrſachen willen gefunden. Der Redener muß auch ſcharffe Achtung haben/ daß es mit fug geſchehe/ vnd aus groſſem Zwang nicht gar zu heßlich klinge. Jungen Re- denern ſtehen die Hypallagen faſt beſſer an/ als den Alten. Weil es das Anſehen hat/ die Jungen weren dem Sinne vnd Gedaͤcht- niß vorgelauffen mit jhrer Behendigkeit. Je- doch iſt es nuͤtzlich wenn man die Hypallagen braucht in ſtattlichen vnd wichtigen/ aber in keinen ſchlechten Dingen. Die So- phiſten/ ſo fern jhnen beliebet etwas groͤſſer zu- machen/ als billich iſt/ oder gar vernichtigen/ wiſſen die Hypallagen zuſuchen/ Jnmaſſen zimli- Gebrauch der Hypal- lage.

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/225>, abgerufen am 06.05.2024.