Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

Bild:
<< vorherige Seite

Teutschen Rhetorica.
lassen: Da doch ein jeder weiß: Die
Schiffreisende verlassen die Länder vnd
Städte/ welche an jhren Stellen blei-
ben.

AEneas erzehlet/ er hette die schanddirne
Helenam gesehen/ bey Einnehmung der
Stadt Trojen/ dessen sie die Vrsach gewesen/
vnd spricht:

Darauff in dem Gemüht entbranten mir die Flam-
men/
Sie schlugen aus dem Mund/ vnd Augen streng
zusammen
Der Zorn beredte mich/ ich wolte scharffe Rach
Thun an der Hurendirn vnd machen kurtze Sach/
Vnd die verbübte Straff ohn alln Verzug an-
legen/

Jhr vor das Vatterland sprechen den toden Segen.

Virgilius spricht: AEneas hette der
Helena wollen die verbübte Straff an-
legen: Hette sprechen sollen: Der verbü-
beten Helenen die Straff anlegen.

Die ander Art ist/ wenn man der leb-
losen Dinge Eygenschafften vnter ein
ander verwechselt/ wie Virgilius thut von
der Lavinia.

Sie war mit Threnen gantz beschüttet an den Wan-
gen/
Die einen zarten Ruch gaben wie Biesam Syangen/
Die

Teutſchen Rhetorica.
laſſen: Da doch ein jeder weiß: Die
Schiffreiſende verlaſſen die Laͤnder vnd
Staͤdte/ welche an jhren Stellen blei-
ben.

Æneas erzehlet/ er hette die ſchanddirne
Helenam geſehen/ bey Einnehmung der
Stadt Trojen/ deſſen ſie die Vrſach geweſen/
vnd ſpricht:

Darauff in dem Gemuͤht entbranten mir die Flam-
men/
Sie ſchlugen aus dem Mund/ vnd Augen ſtreng
zuſammen
Der Zorn beredte mich/ ich wolte ſcharffe Rach
Thun an der Hurendirn vnd machen kurtze Sach/
Vnd die verbuͤbte Straff ohn alln Verzug an-
legen/

Jhr vor das Vatterland ſprechen den toden Segen.

Virgilius ſpricht: Æneas hette der
Helena wollen die verbuͤbte Straff an-
legen: Hette ſprechen ſollen: Der verbuͤ-
beten Helenen die Straff anlegen.

Die ander Art iſt/ wenn man der leb-
loſen Dinge Eygenſchafften vnter ein
ander verwechſelt/ wie Virgilius thut von
der Lavinia.

Sie war mit Threnen gantz beſchuͤttet an den Wan-
gen/
Die einen zarten Ruch gaben wie Bieſam Syangen/
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0223" n="203"/><fw place="top" type="header">Teut&#x017F;chen Rhetorica.</fw><lb/>
la&#x017F;&#x017F;en: Da doch ein jeder weiß: Die<lb/>
Schiffrei&#x017F;ende verla&#x017F;&#x017F;en die La&#x0364;nder vnd<lb/>
Sta&#x0364;dte/ welche an jhren Stellen blei-<lb/>
ben.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Æ</hi>neas erzehlet/ er hette die &#x017F;chanddirne<lb/>
Helenam ge&#x017F;ehen/ bey Einnehmung der<lb/>
Stadt Trojen/ de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie die Vr&#x017F;ach gewe&#x017F;en/<lb/>
vnd &#x017F;pricht:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#fr">Darauff in dem Gemu&#x0364;ht entbranten mir die Flam-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">men/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Sie &#x017F;chlugen aus dem Mund/ vnd Augen &#x017F;treng</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">zu&#x017F;ammen</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Der Zorn beredte mich/ ich wolte &#x017F;charffe Rach</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Thun an der Hurendirn vnd machen kurtze Sach/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Vnd die verbu&#x0364;bte Straff ohn alln Verzug an-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">legen/</hi> </hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Jhr vor das Vatterland &#x017F;prechen den toden Segen.</p><lb/>
        <p>Virgilius &#x017F;pricht: <hi rendition="#aq">Æ</hi>neas hette der<lb/>
Helena wollen die verbu&#x0364;bte Straff an-<lb/>
legen: Hette &#x017F;prechen &#x017F;ollen: Der verbu&#x0364;-<lb/>
beten Helenen die Straff anlegen.</p><lb/>
        <p>Die ander Art i&#x017F;t/ wenn man der leb-<lb/>
lo&#x017F;en Dinge Eygen&#x017F;chafften vnter ein<lb/>
ander verwech&#x017F;elt/ wie Virgilius thut von<lb/>
der Lavinia.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#fr">Sie war mit Threnen gantz be&#x017F;chu&#x0364;ttet an den Wan-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">gen/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Die einen zarten Ruch gaben wie Bie&#x017F;am Syangen/</hi> </l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Die</hi> </fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0223] Teutſchen Rhetorica. laſſen: Da doch ein jeder weiß: Die Schiffreiſende verlaſſen die Laͤnder vnd Staͤdte/ welche an jhren Stellen blei- ben. Æneas erzehlet/ er hette die ſchanddirne Helenam geſehen/ bey Einnehmung der Stadt Trojen/ deſſen ſie die Vrſach geweſen/ vnd ſpricht: Darauff in dem Gemuͤht entbranten mir die Flam- men/ Sie ſchlugen aus dem Mund/ vnd Augen ſtreng zuſammen Der Zorn beredte mich/ ich wolte ſcharffe Rach Thun an der Hurendirn vnd machen kurtze Sach/ Vnd die verbuͤbte Straff ohn alln Verzug an- legen/ Jhr vor das Vatterland ſprechen den toden Segen. Virgilius ſpricht: Æneas hette der Helena wollen die verbuͤbte Straff an- legen: Hette ſprechen ſollen: Der verbuͤ- beten Helenen die Straff anlegen. Die ander Art iſt/ wenn man der leb- loſen Dinge Eygenſchafften vnter ein ander verwechſelt/ wie Virgilius thut von der Lavinia. Sie war mit Threnen gantz beſchuͤttet an den Wan- gen/ Die einen zarten Ruch gaben wie Bieſam Syangen/ Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/223
Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/223>, abgerufen am 25.11.2024.