Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Der grossen und seligen
ermüdet werden, sondern sich immer wie-
der aufgemacht, aufs neue so lange uns
nachzugehen, bis sie endlich die Freude ge-
habt, ihre Absichten erfüllet, und uns in
ihre Arme gezogen zu sehen. Freylich ist
der Reichthum der Güte, Gedult und Lang-
müthigkeit des HErrn unermeßlich! Und
so lange noch der kleinste Anschein zu Erret-
tung des Sünders übrig ist, so lange wirft
diese erbarmende Liebe denselben nicht nur
aus ihrer Hand nicht weg, sondern wartet,
ja eilet, durch alle mögliche Mittel zu ver-
suchen, ob es ihr noch gelingen möchte, den-
selben von dem ewigen Unglück zu befreyen,
und zu dem Stande einer unendlichen Herr-
lichkeit zu bringen. Der Geist GOttes zei-
get uns die wiederholte Bemühungen der
Gnade sehr herrlich. Hiob 33: 29. 30.
Siehe! das alles thut GOtt zwey
oder dreymahl mit einem jeglichen,
daß er seine Seele herumhole aus dem
Verderben.
Ja, JEsus steht (so zu sagen)
unermüdet vor der Thür des Herzens, er
klopfet nicht nur zwey oder dreymahl, son-
dern öfters viel mahl, nicht nur auf eine,
sondern verschiedene Weise an, daß ihm
doch aufgethan, und er in den Stand möch-
te gesetzet werden, die Seele mit Leben und
Heyl zu erfüllen. Aber wie öfters geschie-
het es nicht, daß ein Sünder entweder durch

alle

Der groſſen und ſeligen
ermuͤdet werden, ſondern ſich immer wie-
der aufgemacht, aufs neue ſo lange uns
nachzugehen, bis ſie endlich die Freude ge-
habt, ihre Abſichten erfuͤllet, und uns in
ihre Arme gezogen zu ſehen. Freylich iſt
der Reichthum der Guͤte, Gedult und Lang-
muͤthigkeit des HErrn unermeßlich! Und
ſo lange noch der kleinſte Anſchein zu Erret-
tung des Suͤnders uͤbrig iſt, ſo lange wirft
dieſe erbarmende Liebe denſelben nicht nur
aus ihrer Hand nicht weg, ſondern wartet,
ja eilet, durch alle moͤgliche Mittel zu ver-
ſuchen, ob es ihr noch gelingen moͤchte, den-
ſelben von dem ewigen Ungluͤck zu befreyen,
und zu dem Stande einer unendlichen Herr-
lichkeit zu bringen. Der Geiſt GOttes zei-
get uns die wiederholte Bemuͤhungen der
Gnade ſehr herrlich. Hiob 33: 29. 30.
Siehe! das alles thut GOtt zwey
oder dreymahl mit einem jeglichen,
daß er ſeine Seele herumhole aus dem
Verderben.
Ja, JEſus ſteht (ſo zu ſagen)
unermuͤdet vor der Thuͤr des Herzens, er
klopfet nicht nur zwey oder dreymahl, ſon-
dern oͤfters viel mahl, nicht nur auf eine,
ſondern verſchiedene Weiſe an, daß ihm
doch aufgethan, und er in den Stand moͤch-
te geſetzet werden, die Seele mit Leben und
Heyl zu erfuͤllen. Aber wie oͤfters geſchie-
het es nicht, daß ein Suͤnder entweder durch

alle
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0058" n="6"/><fw place="top" type="header">Der gro&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;eligen</fw><lb/>
ermu&#x0364;det werden, &#x017F;ondern &#x017F;ich immer wie-<lb/>
der aufgemacht, aufs neue &#x017F;o lange uns<lb/>
nachzugehen, bis &#x017F;ie endlich die Freude ge-<lb/>
habt, ihre Ab&#x017F;ichten erfu&#x0364;llet, und uns in<lb/>
ihre Arme gezogen zu &#x017F;ehen. Freylich i&#x017F;t<lb/>
der Reichthum der Gu&#x0364;te, Gedult und Lang-<lb/>
mu&#x0364;thigkeit des HErrn unermeßlich! Und<lb/>
&#x017F;o lange noch der klein&#x017F;te An&#x017F;chein zu Erret-<lb/>
tung des Su&#x0364;nders u&#x0364;brig i&#x017F;t, &#x017F;o lange wirft<lb/>
die&#x017F;e erbarmende Liebe den&#x017F;elben nicht nur<lb/>
aus ihrer Hand nicht weg, &#x017F;ondern wartet,<lb/>
ja eilet, durch alle mo&#x0364;gliche Mittel zu ver-<lb/>
&#x017F;uchen, ob es ihr noch gelingen mo&#x0364;chte, den-<lb/>
&#x017F;elben von dem ewigen Unglu&#x0364;ck zu befreyen,<lb/>
und zu dem Stande einer unendlichen Herr-<lb/>
lichkeit zu bringen. Der Gei&#x017F;t GOttes zei-<lb/>
get uns die wiederholte Bemu&#x0364;hungen der<lb/>
Gnade &#x017F;ehr herrlich. Hiob 33: 29. 30.<lb/><hi rendition="#fr">Siehe! das alles thut GOtt zwey<lb/>
oder dreymahl mit einem jeglichen,<lb/>
daß er &#x017F;eine Seele herumhole aus dem<lb/>
Verderben.</hi> Ja, JE&#x017F;us &#x017F;teht (&#x017F;o zu &#x017F;agen)<lb/>
unermu&#x0364;det vor der Thu&#x0364;r des Herzens, er<lb/>
klopfet nicht nur zwey oder dreymahl, &#x017F;on-<lb/>
dern o&#x0364;fters viel mahl, nicht nur auf eine,<lb/>
&#x017F;ondern ver&#x017F;chiedene Wei&#x017F;e an, daß ihm<lb/>
doch aufgethan, und er in den Stand mo&#x0364;ch-<lb/>
te ge&#x017F;etzet werden, die Seele mit Leben und<lb/>
Heyl zu erfu&#x0364;llen. Aber wie o&#x0364;fters ge&#x017F;chie-<lb/>
het es nicht, daß ein Su&#x0364;nder entweder durch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">alle</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0058] Der groſſen und ſeligen ermuͤdet werden, ſondern ſich immer wie- der aufgemacht, aufs neue ſo lange uns nachzugehen, bis ſie endlich die Freude ge- habt, ihre Abſichten erfuͤllet, und uns in ihre Arme gezogen zu ſehen. Freylich iſt der Reichthum der Guͤte, Gedult und Lang- muͤthigkeit des HErrn unermeßlich! Und ſo lange noch der kleinſte Anſchein zu Erret- tung des Suͤnders uͤbrig iſt, ſo lange wirft dieſe erbarmende Liebe denſelben nicht nur aus ihrer Hand nicht weg, ſondern wartet, ja eilet, durch alle moͤgliche Mittel zu ver- ſuchen, ob es ihr noch gelingen moͤchte, den- ſelben von dem ewigen Ungluͤck zu befreyen, und zu dem Stande einer unendlichen Herr- lichkeit zu bringen. Der Geiſt GOttes zei- get uns die wiederholte Bemuͤhungen der Gnade ſehr herrlich. Hiob 33: 29. 30. Siehe! das alles thut GOtt zwey oder dreymahl mit einem jeglichen, daß er ſeine Seele herumhole aus dem Verderben. Ja, JEſus ſteht (ſo zu ſagen) unermuͤdet vor der Thuͤr des Herzens, er klopfet nicht nur zwey oder dreymahl, ſon- dern oͤfters viel mahl, nicht nur auf eine, ſondern verſchiedene Weiſe an, daß ihm doch aufgethan, und er in den Stand moͤch- te geſetzet werden, die Seele mit Leben und Heyl zu erfuͤllen. Aber wie oͤfters geſchie- het es nicht, daß ein Suͤnder entweder durch alle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/58
Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/58>, abgerufen am 23.11.2024.