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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Thaten der Gnade. IV. Stück.
der Engeln und ihre so dringende und lieb-
reiche Nöthigungen bewegen läßet, mit aus
Sodom zu gehen, die Liebe aber in ihrem
Herzen zu dieser Stadt des Verderbens be-
hält, aussert denen Thoren derselben stille
stehet, zurücke siehet, und zur Salzsäule
verwandelt wird. Wie traurig war es an
denen Jsraeliten! die sich zwar durch die
grosse und selige Wunderthaten GOttes aus
dem Diensthaus Egyptens, durch das rothe
Meer, bis in die Wüste, ja an die Gränze
Canaans führen liessen, aber die auch, nach-
dem sie von dem Himmelbrodt gespeiset, von
denen Erstlingen der Früchte des Landes der
Verheissung gekostet, bald des Manna über-
drüßig, und nach denen Fleischtöpfen Egy-
ptens lüstern wurden, murreten, und wie-
der zurücke kehren wollten. Wie viel unse-
liger aber würde es seyn! wenn man von
denen Wunden des erwürgeten Lammes,
von diesen Lebensquellen, die von lauter
Segen, Heyl und Seligkeiten fliessen, wie-
der zu den unreinen und stinkenden Lachen
der vorigen Sünden, Unreinigkeiten und
Weltgleichstellungen gehen, wenn man aus
denen Armen des liebreichen und mächtigen
Erretters, von der Sünde sich wieder hin-
reissen, und Leib und Seele der tyranni-
schen Gewalt der Feinden überliefern würde.
Nein! nicht wer anfängt, sondern bis in

den
T

Thaten der Gnade. IV. Stuͤck.
der Engeln und ihre ſo dringende und lieb-
reiche Noͤthigungen bewegen laͤßet, mit aus
Sodom zu gehen, die Liebe aber in ihrem
Herzen zu dieſer Stadt des Verderbens be-
haͤlt, auſſert denen Thoren derſelben ſtille
ſtehet, zuruͤcke ſiehet, und zur Salzſaͤule
verwandelt wird. Wie traurig war es an
denen Jſraeliten! die ſich zwar durch die
groſſe und ſelige Wunderthaten GOttes aus
dem Dienſthaus Egyptens, durch das rothe
Meer, bis in die Wuͤſte, ja an die Graͤnze
Canaans fuͤhren lieſſen, aber die auch, nach-
dem ſie von dem Himmelbrodt geſpeiſet, von
denen Erſtlingen der Fruͤchte des Landes der
Verheiſſung gekoſtet, bald des Manna uͤber-
druͤßig, und nach denen Fleiſchtoͤpfen Egy-
ptens luͤſtern wurden, murreten, und wie-
der zuruͤcke kehren wollten. Wie viel unſe-
liger aber wuͤrde es ſeyn! wenn man von
denen Wunden des erwuͤrgeten Lammes,
von dieſen Lebensquellen, die von lauter
Segen, Heyl und Seligkeiten flieſſen, wie-
der zu den unreinen und ſtinkenden Lachen
der vorigen Suͤnden, Unreinigkeiten und
Weltgleichſtellungen gehen, wenn man aus
denen Armen des liebreichen und maͤchtigen
Erretters, von der Suͤnde ſich wieder hin-
reiſſen, und Leib und Seele der tyranni-
ſchen Gewalt der Feinden uͤberliefern wuͤrde.
Nein! nicht wer anfaͤngt, ſondern bis in

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[289/0341] Thaten der Gnade. IV. Stuͤck. der Engeln und ihre ſo dringende und lieb- reiche Noͤthigungen bewegen laͤßet, mit aus Sodom zu gehen, die Liebe aber in ihrem Herzen zu dieſer Stadt des Verderbens be- haͤlt, auſſert denen Thoren derſelben ſtille ſtehet, zuruͤcke ſiehet, und zur Salzſaͤule verwandelt wird. Wie traurig war es an denen Jſraeliten! die ſich zwar durch die groſſe und ſelige Wunderthaten GOttes aus dem Dienſthaus Egyptens, durch das rothe Meer, bis in die Wuͤſte, ja an die Graͤnze Canaans fuͤhren lieſſen, aber die auch, nach- dem ſie von dem Himmelbrodt geſpeiſet, von denen Erſtlingen der Fruͤchte des Landes der Verheiſſung gekoſtet, bald des Manna uͤber- druͤßig, und nach denen Fleiſchtoͤpfen Egy- ptens luͤſtern wurden, murreten, und wie- der zuruͤcke kehren wollten. Wie viel unſe- liger aber wuͤrde es ſeyn! wenn man von denen Wunden des erwuͤrgeten Lammes, von dieſen Lebensquellen, die von lauter Segen, Heyl und Seligkeiten flieſſen, wie- der zu den unreinen und ſtinkenden Lachen der vorigen Suͤnden, Unreinigkeiten und Weltgleichſtellungen gehen, wenn man aus denen Armen des liebreichen und maͤchtigen Erretters, von der Suͤnde ſich wieder hin- reiſſen, und Leib und Seele der tyranni- ſchen Gewalt der Feinden uͤberliefern wuͤrde. Nein! nicht wer anfaͤngt, ſondern bis in den T

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/341>, abgerufen am 13.05.2024.