Andere fehlen auch hier auf diese Weise: wenn sie die Busse allein in der Angst und Thränen setzen, und meynen, denn seyen sie schon bekehret, wenn sie gewaltige Erschüt- terungen, bange und wilde Wehe fühlen, und dabey viele und häufige Thränen ver- giessen können, aber Thränen ändern ge- wiß das Herze nicht. Wie viele siehet man nicht! die (wie es scheinet) zu einer Zeit viele Thränen über ihre Sünden vergiessen, aber zu anderen Zeiten über die gleichen Uebertrettungen spotten und lachen. Flies- sen die Thränen nicht aus einem zerbroche- nen und zermalmeten Herzen, so sind sie we- nig oder nichts nütze.
Die Traurigkeit und das Leidwesen, die Angst und die Schrecken wurden bey unse- rer Person desto höher, stärker und empfind- licher, nachdem eint und andere Anfechtun- gen darzu geschlagen; besonders daß sie nach empfangenen ersten Gnadenrührungen, wie- derum muthwillig in der Sünde dahinge- gangen, und den heiligen Geist betrübet. Der Feind setzte ihr hart zu, machte ihr die Bekehrung auf dem Sterbebette verdächtig, wollte sie nöthigen, es nun aufzugeben, denn es seye zu spät, unter denen Thoren der Ewigkeit, seine Seele noch erretten wollen. Dieses alles gab nun harte Stände, und verursachte der armen Seele manchen bittern
und
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Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
Andere fehlen auch hier auf dieſe Weiſe: wenn ſie die Buſſe allein in der Angſt und Thraͤnen ſetzen, und meynen, denn ſeyen ſie ſchon bekehret, wenn ſie gewaltige Erſchuͤt- terungen, bange und wilde Wehe fuͤhlen, und dabey viele und haͤufige Thraͤnen ver- gieſſen koͤnnen, aber Thraͤnen aͤndern ge- wiß das Herze nicht. Wie viele ſiehet man nicht! die (wie es ſcheinet) zu einer Zeit viele Thraͤnen uͤber ihre Suͤnden vergieſſen, aber zu anderen Zeiten uͤber die gleichen Uebertrettungen ſpotten und lachen. Flieſ- ſen die Thraͤnen nicht aus einem zerbroche- nen und zermalmeten Herzen, ſo ſind ſie we- nig oder nichts nuͤtze.
Die Traurigkeit und das Leidweſen, die Angſt und die Schrecken wurden bey unſe- rer Perſon deſto hoͤher, ſtaͤrker und empfind- licher, nachdem eint und andere Anfechtun- gen darzu geſchlagen; beſonders daß ſie nach empfangenen erſten Gnadenruͤhrungen, wie- derum muthwillig in der Suͤnde dahinge- gangen, und den heiligen Geiſt betruͤbet. Der Feind ſetzte ihr hart zu, machte ihr die Bekehrung auf dem Sterbebette verdaͤchtig, wollte ſie noͤthigen, es nun aufzugeben, denn es ſeye zu ſpaͤt, unter denen Thoren der Ewigkeit, ſeine Seele noch erretten wollen. Dieſes alles gab nun harte Staͤnde, und verurſachte der armen Seele manchen bittern
und
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Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
Andere fehlen auch hier auf dieſe Weiſe:
wenn ſie die Buſſe allein in der Angſt und
Thraͤnen ſetzen, und meynen, denn ſeyen ſie
ſchon bekehret, wenn ſie gewaltige Erſchuͤt-
terungen, bange und wilde Wehe fuͤhlen,
und dabey viele und haͤufige Thraͤnen ver-
gieſſen koͤnnen, aber Thraͤnen aͤndern ge-
wiß das Herze nicht. Wie viele ſiehet man
nicht! die (wie es ſcheinet) zu einer Zeit
viele Thraͤnen uͤber ihre Suͤnden vergieſſen,
aber zu anderen Zeiten uͤber die gleichen
Uebertrettungen ſpotten und lachen. Flieſ-
ſen die Thraͤnen nicht aus einem zerbroche-
nen und zermalmeten Herzen, ſo ſind ſie we-
nig oder nichts nuͤtze.
Die Traurigkeit und das Leidweſen, die
Angſt und die Schrecken wurden bey unſe-
rer Perſon deſto hoͤher, ſtaͤrker und empfind-
licher, nachdem eint und andere Anfechtun-
gen darzu geſchlagen; beſonders daß ſie nach
empfangenen erſten Gnadenruͤhrungen, wie-
derum muthwillig in der Suͤnde dahinge-
gangen, und den heiligen Geiſt betruͤbet.
Der Feind ſetzte ihr hart zu, machte ihr die
Bekehrung auf dem Sterbebette verdaͤchtig,
wollte ſie noͤthigen, es nun aufzugeben, denn
es ſeye zu ſpaͤt, unter denen Thoren der
Ewigkeit, ſeine Seele noch erretten wollen.
Dieſes alles gab nun harte Staͤnde, und
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/313>, abgerufen am 23.11.2024.
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