und herben Kampf. Sie bat darum den Prediger gar thränend, um einen Rath, und um eine heilsame Anweisung für die verwundete und ängstliche Seele.
So macht es der arge Feind, so lange der Mensch in der Sicherheit dahin geht, und über seine Sünden unbekümmert ist, lacht und spottet, so hilft Satanas die Sün- de klein und geringe machen, wacht schon das Gewissen auf, macht der heilige Geist dasselbe unruhig, strenget er auf alle mögli- che Weise die Seele an, daß sie sich doch im Ernst in die Bekehrung führen lasse, so weiß der Feind dem Menschen durch tausend Ausflüchte, Entschuldigungen und Feigen- blätter, die Sünde aus dem Sinn zu schwä- tzen, und das Gewissen wieder einzuwiegen, da giebt er der Seele ein, es seye noch Zeit genug sich zu bekehren, was man sich doch vor der Zeit martern und quälen wolle, jetzt litten es die Umstände, das Alter, Le- bensart und Stand noch nicht, gehe es zum Sterben, so seye es noch Zeit genug sich der Barmherzigkeit GOttes zu überlassen. Kommt es aber zum Ernst, decket der hei- lige Geist die Sünden lebendig auf, arbei- tet er recht stark und unaufhörlich an der Bekehrung, und sucht öfters noch im Alter und am Ende, die Seele zum Leben zu bringen, so kehret es der Feind um, er giebt
ein,
Der groſſen und ſeligen
und herben Kampf. Sie bat darum den Prediger gar thraͤnend, um einen Rath, und um eine heilſame Anweiſung fuͤr die verwundete und aͤngſtliche Seele.
So macht es der arge Feind, ſo lange der Menſch in der Sicherheit dahin geht, und uͤber ſeine Suͤnden unbekuͤmmert iſt, lacht und ſpottet, ſo hilft Satanas die Suͤn- de klein und geringe machen, wacht ſchon das Gewiſſen auf, macht der heilige Geiſt daſſelbe unruhig, ſtrenget er auf alle moͤgli- che Weiſe die Seele an, daß ſie ſich doch im Ernſt in die Bekehrung fuͤhren laſſe, ſo weiß der Feind dem Menſchen durch tauſend Ausfluͤchte, Entſchuldigungen und Feigen- blaͤtter, die Suͤnde aus dem Sinn zu ſchwaͤ- tzen, und das Gewiſſen wieder einzuwiegen, da giebt er der Seele ein, es ſeye noch Zeit genug ſich zu bekehren, was man ſich doch vor der Zeit martern und quaͤlen wolle, jetzt litten es die Umſtaͤnde, das Alter, Le- bensart und Stand noch nicht, gehe es zum Sterben, ſo ſeye es noch Zeit genug ſich der Barmherzigkeit GOttes zu uͤberlaſſen. Kommt es aber zum Ernſt, decket der hei- lige Geiſt die Suͤnden lebendig auf, arbei- tet er recht ſtark und unaufhoͤrlich an der Bekehrung, und ſucht oͤfters noch im Alter und am Ende, die Seele zum Leben zu bringen, ſo kehret es der Feind um, er giebt
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Der groſſen und ſeligen
und herben Kampf. Sie bat darum den
Prediger gar thraͤnend, um einen Rath,
und um eine heilſame Anweiſung fuͤr die
verwundete und aͤngſtliche Seele.
So macht es der arge Feind, ſo lange
der Menſch in der Sicherheit dahin geht,
und uͤber ſeine Suͤnden unbekuͤmmert iſt,
lacht und ſpottet, ſo hilft Satanas die Suͤn-
de klein und geringe machen, wacht ſchon
das Gewiſſen auf, macht der heilige Geiſt
daſſelbe unruhig, ſtrenget er auf alle moͤgli-
che Weiſe die Seele an, daß ſie ſich doch im
Ernſt in die Bekehrung fuͤhren laſſe, ſo
weiß der Feind dem Menſchen durch tauſend
Ausfluͤchte, Entſchuldigungen und Feigen-
blaͤtter, die Suͤnde aus dem Sinn zu ſchwaͤ-
tzen, und das Gewiſſen wieder einzuwiegen,
da giebt er der Seele ein, es ſeye noch Zeit
genug ſich zu bekehren, was man ſich doch
vor der Zeit martern und quaͤlen wolle,
jetzt litten es die Umſtaͤnde, das Alter, Le-
bensart und Stand noch nicht, gehe es zum
Sterben, ſo ſeye es noch Zeit genug ſich
der Barmherzigkeit GOttes zu uͤberlaſſen.
Kommt es aber zum Ernſt, decket der hei-
lige Geiſt die Suͤnden lebendig auf, arbei-
tet er recht ſtark und unaufhoͤrlich an der
Bekehrung, und ſucht oͤfters noch im Alter
und am Ende, die Seele zum Leben zu
bringen, ſo kehret es der Feind um, er giebt
ein,
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/314>, abgerufen am 27.11.2024.
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