Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Der grossen und seligen
recht tief demüthiget, zu einem allgemeinen
Hasse gegen die Sünde, aber auch zum
Hungeren nach Christo und seiner Gerech-
tigkeit treibet, so ist das schon das zerknirsch-
te Herze, welches der HErr von uns ver-
langet, und welches er mit seinem Troste
erfüllen will. Neben dem ist der Zustand
der zur Busse gerufenen Sünder sehr ver-
schieden. Einige haben sich in die tiefste
Schlammgrube der Missethaten gestürzet,
andere sind durch die Gnade vor denen
gröbsten Ausbrüchen bewahret worden, ei-
nige sind dem Satan, die meiste Zeit ihres
Lebens in denen Klauen gelegen, andere
in ihren ersten und besten Jahren zu GOtt
gezogen worden. Einige haben dem heili-
gen Geist lange boshaftig widerstanden, sich
öfters aufwecken, aber auch allemahl wie-
der muthwillig abwendig machen lassen,
andere sind durch die ersten Lockungen zu
dem HErrn JEsu gezogen, und in der
Treue erhalten worden. Einige sind in der
Natur härter, andere empfindlicher, es
müssen also einige auch härter als andere
angegriffen werden. Ueberhaupt aber ist
auch dieses gewiß, je tiefer man sich in die
göttliche Traurigkeit führen lässet, desto
stärker und empfindlicher wird auch gemei-
niglich die darauf erfolgende Tröstung und
Erquickung.

Andere

Der groſſen und ſeligen
recht tief demuͤthiget, zu einem allgemeinen
Haſſe gegen die Suͤnde, aber auch zum
Hungeren nach Chriſto und ſeiner Gerech-
tigkeit treibet, ſo iſt das ſchon das zerknirſch-
te Herze, welches der HErr von uns ver-
langet, und welches er mit ſeinem Troſte
erfuͤllen will. Neben dem iſt der Zuſtand
der zur Buſſe gerufenen Suͤnder ſehr ver-
ſchieden. Einige haben ſich in die tiefſte
Schlammgrube der Miſſethaten geſtuͤrzet,
andere ſind durch die Gnade vor denen
groͤbſten Ausbruͤchen bewahret worden, ei-
nige ſind dem Satan, die meiſte Zeit ihres
Lebens in denen Klauen gelegen, andere
in ihren erſten und beſten Jahren zu GOtt
gezogen worden. Einige haben dem heili-
gen Geiſt lange boshaftig widerſtanden, ſich
oͤfters aufwecken, aber auch allemahl wie-
der muthwillig abwendig machen laſſen,
andere ſind durch die erſten Lockungen zu
dem HErrn JEſu gezogen, und in der
Treue erhalten worden. Einige ſind in der
Natur haͤrter, andere empfindlicher, es
muͤſſen alſo einige auch haͤrter als andere
angegriffen werden. Ueberhaupt aber iſt
auch dieſes gewiß, je tiefer man ſich in die
goͤttliche Traurigkeit fuͤhren laͤſſet, deſto
ſtaͤrker und empfindlicher wird auch gemei-
niglich die darauf erfolgende Troͤſtung und
Erquickung.

Andere
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0312" n="260"/><fw place="top" type="header">Der gro&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;eligen</fw><lb/>
recht tief demu&#x0364;thiget, zu einem allgemeinen<lb/>
Ha&#x017F;&#x017F;e gegen die Su&#x0364;nde, aber auch zum<lb/>
Hungeren nach Chri&#x017F;to und &#x017F;einer Gerech-<lb/>
tigkeit treibet, &#x017F;o i&#x017F;t das &#x017F;chon das zerknir&#x017F;ch-<lb/>
te Herze, welches der HErr von uns ver-<lb/>
langet, und welches er mit &#x017F;einem Tro&#x017F;te<lb/>
erfu&#x0364;llen will. Neben dem i&#x017F;t der Zu&#x017F;tand<lb/>
der zur Bu&#x017F;&#x017F;e gerufenen Su&#x0364;nder &#x017F;ehr ver-<lb/>
&#x017F;chieden. Einige haben &#x017F;ich in die tief&#x017F;te<lb/>
Schlammgrube der Mi&#x017F;&#x017F;ethaten ge&#x017F;tu&#x0364;rzet,<lb/>
andere &#x017F;ind durch die Gnade vor denen<lb/>
gro&#x0364;b&#x017F;ten Ausbru&#x0364;chen bewahret worden, ei-<lb/>
nige &#x017F;ind dem Satan, die mei&#x017F;te Zeit ihres<lb/>
Lebens in denen Klauen gelegen, andere<lb/>
in ihren er&#x017F;ten und be&#x017F;ten Jahren zu GOtt<lb/>
gezogen worden. Einige haben dem heili-<lb/>
gen Gei&#x017F;t lange boshaftig wider&#x017F;tanden, &#x017F;ich<lb/>
o&#x0364;fters aufwecken, aber auch allemahl wie-<lb/>
der muthwillig abwendig machen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
andere &#x017F;ind durch die er&#x017F;ten Lockungen zu<lb/>
dem HErrn JE&#x017F;u gezogen, und in der<lb/>
Treue erhalten worden. Einige &#x017F;ind in der<lb/>
Natur ha&#x0364;rter, andere empfindlicher, es<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en al&#x017F;o einige auch ha&#x0364;rter als andere<lb/>
angegriffen werden. Ueberhaupt aber i&#x017F;t<lb/>
auch die&#x017F;es gewiß, je tiefer man &#x017F;ich in die<lb/>
go&#x0364;ttliche Traurigkeit fu&#x0364;hren la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, de&#x017F;to<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker und empfindlicher wird auch gemei-<lb/>
niglich die darauf erfolgende Tro&#x0364;&#x017F;tung und<lb/>
Erquickung.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Andere</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0312] Der groſſen und ſeligen recht tief demuͤthiget, zu einem allgemeinen Haſſe gegen die Suͤnde, aber auch zum Hungeren nach Chriſto und ſeiner Gerech- tigkeit treibet, ſo iſt das ſchon das zerknirſch- te Herze, welches der HErr von uns ver- langet, und welches er mit ſeinem Troſte erfuͤllen will. Neben dem iſt der Zuſtand der zur Buſſe gerufenen Suͤnder ſehr ver- ſchieden. Einige haben ſich in die tiefſte Schlammgrube der Miſſethaten geſtuͤrzet, andere ſind durch die Gnade vor denen groͤbſten Ausbruͤchen bewahret worden, ei- nige ſind dem Satan, die meiſte Zeit ihres Lebens in denen Klauen gelegen, andere in ihren erſten und beſten Jahren zu GOtt gezogen worden. Einige haben dem heili- gen Geiſt lange boshaftig widerſtanden, ſich oͤfters aufwecken, aber auch allemahl wie- der muthwillig abwendig machen laſſen, andere ſind durch die erſten Lockungen zu dem HErrn JEſu gezogen, und in der Treue erhalten worden. Einige ſind in der Natur haͤrter, andere empfindlicher, es muͤſſen alſo einige auch haͤrter als andere angegriffen werden. Ueberhaupt aber iſt auch dieſes gewiß, je tiefer man ſich in die goͤttliche Traurigkeit fuͤhren laͤſſet, deſto ſtaͤrker und empfindlicher wird auch gemei- niglich die darauf erfolgende Troͤſtung und Erquickung. Andere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/312
Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/312>, abgerufen am 14.05.2024.