Endlich fehlen noch andere, wenn sie sich eine gewisse Zeit zur Besserung und Hülfe vorschreiben, sie halten eine Zeitlang an, arbeiten munter und wohlgemuth, fin- den sie aber bis zu der von ihnen bestimm- ten Zeit nicht das, was sie gehoffet, so wer- den sie ungedultig, lassen nach, und hören auf zu kämpfen, werfen die Waffen weg, und ergeben sich, weilen sie gar dafür halten, es seye doch umsonst und vergeblich. Ja es begegnet öfters, daß eine Seele lange und redlich arbeitet, GOtt bekrönt auch ihre Ar- beit mit Segen, er decket ihr immer mehr die Abgründe ihres Elendes auf; da meynet sie, es werde immer mit ihr schlimmer, und wird überdrüßig, aber sie betrü- get sich; denn man siehet ja im vollen Mit- tage mehr als in der Dämmerung; je hel- ler, o Seele! die Sonne der Gerechtigkeit in dir aufsteiget, je tiefer ihre Strahlen in dich dringen, desto mehr wirst du dir selber bekannt, aber auch desto näher ist JEsus bey dir, und desto schneller wächset deine Besserung, wenn du deinem Seelenfreund und seinen Führungen getreu bist.
Jn diesen Abwechslungen gehet unsere selig verstorbene Person hin, bis auf eilf Tage vor ihrem seligen Absterben, da sich der Heyland sehr kräftig ihr offenbarete. Es wiederfuhr ihr diese Gnade an dem
Palm-
Q
Thaten der Gnade. III Stuͤck.
Endlich fehlen noch andere, wenn ſie ſich eine gewiſſe Zeit zur Beſſerung und Huͤlfe vorſchreiben, ſie halten eine Zeitlang an, arbeiten munter und wohlgemuth, fin- den ſie aber bis zu der von ihnen beſtimm- ten Zeit nicht das, was ſie gehoffet, ſo wer- den ſie ungedultig, laſſen nach, und hoͤren auf zu kaͤmpfen, werfen die Waffen weg, und ergeben ſich, weilen ſie gar dafuͤr halten, es ſeye doch umſonſt und vergeblich. Ja es begegnet oͤfters, daß eine Seele lange und redlich arbeitet, GOtt bekroͤnt auch ihre Ar- beit mit Segen, er decket ihr immer mehr die Abgruͤnde ihres Elendes auf; da meynet ſie, es werde immer mit ihr ſchlimmer, und wird uͤberdruͤßig, aber ſie betruͤ- get ſich; denn man ſiehet ja im vollen Mit- tage mehr als in der Daͤmmerung; je hel- ler, o Seele! die Sonne der Gerechtigkeit in dir aufſteiget, je tiefer ihre Strahlen in dich dringen, deſto mehr wirſt du dir ſelber bekannt, aber auch deſto naͤher iſt JEſus bey dir, und deſto ſchneller waͤchſet deine Beſſerung, wenn du deinem Seelenfreund und ſeinen Fuͤhrungen getreu biſt.
Jn dieſen Abwechslungen gehet unſere ſelig verſtorbene Perſon hin, bis auf eilf Tage vor ihrem ſeligen Abſterben, da ſich der Heyland ſehr kraͤftig ihr offenbarete. Es wiederfuhr ihr dieſe Gnade an dem
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Thaten der Gnade. III Stuͤck.
Endlich fehlen noch andere, wenn ſie
ſich eine gewiſſe Zeit zur Beſſerung und
Huͤlfe vorſchreiben, ſie halten eine Zeitlang
an, arbeiten munter und wohlgemuth, fin-
den ſie aber bis zu der von ihnen beſtimm-
ten Zeit nicht das, was ſie gehoffet, ſo wer-
den ſie ungedultig, laſſen nach, und hoͤren
auf zu kaͤmpfen, werfen die Waffen weg, und
ergeben ſich, weilen ſie gar dafuͤr halten,
es ſeye doch umſonſt und vergeblich. Ja es
begegnet oͤfters, daß eine Seele lange und
redlich arbeitet, GOtt bekroͤnt auch ihre Ar-
beit mit Segen, er decket ihr immer mehr
die Abgruͤnde ihres Elendes auf; da meynet
ſie, es werde immer mit ihr ſchlimmer,
und wird uͤberdruͤßig, aber ſie betruͤ-
get ſich; denn man ſiehet ja im vollen Mit-
tage mehr als in der Daͤmmerung; je hel-
ler, o Seele! die Sonne der Gerechtigkeit
in dir aufſteiget, je tiefer ihre Strahlen in
dich dringen, deſto mehr wirſt du dir ſelber
bekannt, aber auch deſto naͤher iſt JEſus
bey dir, und deſto ſchneller waͤchſet deine
Beſſerung, wenn du deinem Seelenfreund
und ſeinen Fuͤhrungen getreu biſt.
Jn dieſen Abwechslungen gehet unſere
ſelig verſtorbene Perſon hin, bis auf eilf
Tage vor ihrem ſeligen Abſterben, da ſich
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/293>, abgerufen am 25.11.2024.
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