mein zuerst auf die Werke, meynt, er dör- fe als ein so unreiner und befleckter Sünder nicht vor dem HErrn erscheinen, er müsse zuerst frömmer werden, und arbeitet zu Zeiten auch in der besten Meynung lange an der Besserung seiner selbsten, verfehlt aber seines Zwecks, weilen seine erste Be- mühung seyn sollte, recht arm und leidtra- gend über seine Sünden zu werden, und als ein Tod- und Verdammniß- würdiger Sünder durch den Glauben die Vergebung der Sünden in dem gecreutzigten JEsu zu suchen, sich an ihn für beständig und ewig zu ergeben, in seine Vereinigung zu tret- ten, und alsdenn täglich und augenblicklich aus ihm die Kraft zur Heiligung zu nehmen.
Viele fehlen auch hier, indem sie in ih- ren eigenen Kräften alles ausrichten wollen, man nimmt gute Vorsätze, schreibt sich Re- geln vor, bindet sich an gewisse Zeiten und Umstände, schränket sich ein, und übet sich fleißig in Bemühung der Heylsmitteln. Nun ist dieses freylich gut und nöthig, aber der Mensch thut es in seiner eigenen Kraft, er will alles selbst gut machen, und fällt öf- ters in eine eigene Gerechtigkeit; da er hin- gegen alles durch den Glauben an Christum thun, alles in ihm suchen, und allein auf ihn bauen sollte.
Endlich
Der groſſen und ſeligen
mein zuerſt auf die Werke, meynt, er doͤr- fe als ein ſo unreiner und befleckter Suͤnder nicht vor dem HErrn erſcheinen, er muͤſſe zuerſt froͤmmer werden, und arbeitet zu Zeiten auch in der beſten Meynung lange an der Beſſerung ſeiner ſelbſten, verfehlt aber ſeines Zwecks, weilen ſeine erſte Be- muͤhung ſeyn ſollte, recht arm und leidtra- gend uͤber ſeine Suͤnden zu werden, und als ein Tod- und Verdammniß- wuͤrdiger Suͤnder durch den Glauben die Vergebung der Suͤnden in dem gecreutzigten JEſu zu ſuchen, ſich an ihn fuͤr beſtaͤndig und ewig zu ergeben, in ſeine Vereinigung zu tret- ten, und alsdenn taͤglich und augenblicklich aus ihm die Kraft zur Heiligung zu nehmen.
Viele fehlen auch hier, indem ſie in ih- ren eigenen Kraͤften alles ausrichten wollen, man nimmt gute Vorſaͤtze, ſchreibt ſich Re- geln vor, bindet ſich an gewiſſe Zeiten und Umſtaͤnde, ſchraͤnket ſich ein, und uͤbet ſich fleißig in Bemuͤhung der Heylsmitteln. Nun iſt dieſes freylich gut und noͤthig, aber der Menſch thut es in ſeiner eigenen Kraft, er will alles ſelbſt gut machen, und faͤllt oͤf- ters in eine eigene Gerechtigkeit; da er hin- gegen alles durch den Glauben an Chriſtum thun, alles in ihm ſuchen, und allein auf ihn bauen ſollte.
Endlich
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Der groſſen und ſeligen
mein zuerſt auf die Werke, meynt, er doͤr-
fe als ein ſo unreiner und befleckter Suͤnder
nicht vor dem HErrn erſcheinen, er muͤſſe
zuerſt froͤmmer werden, und arbeitet zu
Zeiten auch in der beſten Meynung lange
an der Beſſerung ſeiner ſelbſten, verfehlt
aber ſeines Zwecks, weilen ſeine erſte Be-
muͤhung ſeyn ſollte, recht arm und leidtra-
gend uͤber ſeine Suͤnden zu werden, und
als ein Tod- und Verdammniß- wuͤrdiger
Suͤnder durch den Glauben die Vergebung
der Suͤnden in dem gecreutzigten JEſu zu
ſuchen, ſich an ihn fuͤr beſtaͤndig und ewig
zu ergeben, in ſeine Vereinigung zu tret-
ten, und alsdenn taͤglich und augenblicklich
aus ihm die Kraft zur Heiligung zu nehmen.
Viele fehlen auch hier, indem ſie in ih-
ren eigenen Kraͤften alles ausrichten wollen,
man nimmt gute Vorſaͤtze, ſchreibt ſich Re-
geln vor, bindet ſich an gewiſſe Zeiten und
Umſtaͤnde, ſchraͤnket ſich ein, und uͤbet ſich
fleißig in Bemuͤhung der Heylsmitteln.
Nun iſt dieſes freylich gut und noͤthig, aber
der Menſch thut es in ſeiner eigenen Kraft,
er will alles ſelbſt gut machen, und faͤllt oͤf-
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gegen alles durch den Glauben an Chriſtum
thun, alles in ihm ſuchen, und allein auf
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/292>, abgerufen am 17.07.2024.
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