Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Der grossen und seligen
Palmsonntage, da sie dem öffentlichen Got-
tesdienst beywohnte, und im Sinn hatte,
der heiligen Communion beyzuwohnen.
Sie war da sehr aufmerksam auf das Wort
vom Creutze, und wurde auf eine sehr kräf-
tige Weise angegriffen und beweget, da der
leidende Heyland in seiner blutigen Arbeit
vorgestellet wurde, die er um unserer Sün-
den willen so willig auf sich nahme, und so
gedultig truge, nur damit er denen armen
und verlohrnen Schaafen eine Ursache zur
Seligkeit werden möchte, alle auch die in-
nerste Bewegungen und Begierden giengen
nach diesem Heyland aus, und sehneten sich
nach der Zueignung seiner blutigen Versöh-
nung, und nach einer völligen Vereinigung
mit diesem Blutbräutigam der Seele, da
derselbe in der Predigt denen Seelen so herz-
lich angepriesen, und jedermann gelocket
wurde, mit seinen Wunden zu diesen Heyls-
quellen zu nahen, aus denen Balsam fürs
Leben triefe. Jhre Seele wurde recht hun-
gerig bey dem heiligen Abendmahl, diesem
freundlichen JEsu sich völlig zu ergeben,
und die seligen Früchte seiner blutigen Leiden
zu geniessen. Sie suchte zu diesem Ende
mit dem bewegtesten Herzen und unter de-
nen heissesten Seufzern, in das Jnnerste des
Herzens JEsu zu dringen, und ihn zu be-
wegen, daß er sie nun für sein Antheil an-

nehmen,

Der groſſen und ſeligen
Palmſonntage, da ſie dem oͤffentlichen Got-
tesdienſt beywohnte, und im Sinn hatte,
der heiligen Communion beyzuwohnen.
Sie war da ſehr aufmerkſam auf das Wort
vom Creutze, und wurde auf eine ſehr kraͤf-
tige Weiſe angegriffen und beweget, da der
leidende Heyland in ſeiner blutigen Arbeit
vorgeſtellet wurde, die er um unſerer Suͤn-
den willen ſo willig auf ſich nahme, und ſo
gedultig truge, nur damit er denen armen
und verlohrnen Schaafen eine Urſache zur
Seligkeit werden moͤchte, alle auch die in-
nerſte Bewegungen und Begierden giengen
nach dieſem Heyland aus, und ſehneten ſich
nach der Zueignung ſeiner blutigen Verſoͤh-
nung, und nach einer voͤlligen Vereinigung
mit dieſem Blutbraͤutigam der Seele, da
derſelbe in der Predigt denen Seelen ſo herz-
lich angeprieſen, und jedermann gelocket
wurde, mit ſeinen Wunden zu dieſen Heyls-
quellen zu nahen, aus denen Balſam fuͤrs
Leben triefe. Jhre Seele wurde recht hun-
gerig bey dem heiligen Abendmahl, dieſem
freundlichen JEſu ſich voͤllig zu ergeben,
und die ſeligen Fruͤchte ſeiner blutigen Leiden
zu genieſſen. Sie ſuchte zu dieſem Ende
mit dem bewegteſten Herzen und unter de-
nen heiſſeſten Seufzern, in das Jnnerſte des
Herzens JEſu zu dringen, und ihn zu be-
wegen, daß er ſie nun fuͤr ſein Antheil an-

nehmen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0294" n="242"/><fw place="top" type="header">Der gro&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;eligen</fw><lb/>
Palm&#x017F;onntage, da &#x017F;ie dem o&#x0364;ffentlichen Got-<lb/>
tesdien&#x017F;t beywohnte, und im Sinn hatte,<lb/>
der heiligen Communion beyzuwohnen.<lb/>
Sie war da &#x017F;ehr aufmerk&#x017F;am auf das Wort<lb/>
vom Creutze, und wurde auf eine &#x017F;ehr kra&#x0364;f-<lb/>
tige Wei&#x017F;e angegriffen und beweget, da der<lb/>
leidende Heyland in &#x017F;einer blutigen Arbeit<lb/>
vorge&#x017F;tellet wurde, die er um un&#x017F;erer Su&#x0364;n-<lb/>
den willen &#x017F;o willig auf &#x017F;ich nahme, und &#x017F;o<lb/>
gedultig truge, <choice><sic>und</sic><corr type="corrigenda">nur</corr></choice> damit er denen armen<lb/>
und verlohrnen Schaafen eine Ur&#x017F;ache zur<lb/>
Seligkeit werden mo&#x0364;chte, alle auch die in-<lb/>
ner&#x017F;te Bewegungen und Begierden giengen<lb/>
nach die&#x017F;em Heyland aus, und &#x017F;ehneten &#x017F;ich<lb/>
nach der Zueignung &#x017F;einer blutigen Ver&#x017F;o&#x0364;h-<lb/>
nung, und nach einer vo&#x0364;lligen Vereinigung<lb/>
mit die&#x017F;em Blutbra&#x0364;utigam der Seele, da<lb/>
der&#x017F;elbe in der Predigt denen Seelen &#x017F;o herz-<lb/>
lich angeprie&#x017F;en, und jedermann gelocket<lb/>
wurde, mit &#x017F;einen Wunden zu die&#x017F;en Heyls-<lb/>
quellen zu nahen, aus denen Bal&#x017F;am fu&#x0364;rs<lb/>
Leben triefe. Jhre Seele wurde recht hun-<lb/>
gerig bey dem heiligen Abendmahl, die&#x017F;em<lb/>
freundlichen JE&#x017F;u &#x017F;ich vo&#x0364;llig zu ergeben,<lb/>
und die &#x017F;eligen Fru&#x0364;chte &#x017F;einer blutigen Leiden<lb/>
zu genie&#x017F;&#x017F;en. Sie &#x017F;uchte zu die&#x017F;em Ende<lb/>
mit dem bewegte&#x017F;ten Herzen und unter de-<lb/>
nen hei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Seufzern, in das Jnner&#x017F;te des<lb/>
Herzens JE&#x017F;u zu dringen, und ihn zu be-<lb/>
wegen, daß er &#x017F;ie nun fu&#x0364;r &#x017F;ein Antheil an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nehmen,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0294] Der groſſen und ſeligen Palmſonntage, da ſie dem oͤffentlichen Got- tesdienſt beywohnte, und im Sinn hatte, der heiligen Communion beyzuwohnen. Sie war da ſehr aufmerkſam auf das Wort vom Creutze, und wurde auf eine ſehr kraͤf- tige Weiſe angegriffen und beweget, da der leidende Heyland in ſeiner blutigen Arbeit vorgeſtellet wurde, die er um unſerer Suͤn- den willen ſo willig auf ſich nahme, und ſo gedultig truge, nur damit er denen armen und verlohrnen Schaafen eine Urſache zur Seligkeit werden moͤchte, alle auch die in- nerſte Bewegungen und Begierden giengen nach dieſem Heyland aus, und ſehneten ſich nach der Zueignung ſeiner blutigen Verſoͤh- nung, und nach einer voͤlligen Vereinigung mit dieſem Blutbraͤutigam der Seele, da derſelbe in der Predigt denen Seelen ſo herz- lich angeprieſen, und jedermann gelocket wurde, mit ſeinen Wunden zu dieſen Heyls- quellen zu nahen, aus denen Balſam fuͤrs Leben triefe. Jhre Seele wurde recht hun- gerig bey dem heiligen Abendmahl, dieſem freundlichen JEſu ſich voͤllig zu ergeben, und die ſeligen Fruͤchte ſeiner blutigen Leiden zu genieſſen. Sie ſuchte zu dieſem Ende mit dem bewegteſten Herzen und unter de- nen heiſſeſten Seufzern, in das Jnnerſte des Herzens JEſu zu dringen, und ihn zu be- wegen, daß er ſie nun fuͤr ſein Antheil an- nehmen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/294
Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/294>, abgerufen am 22.11.2024.