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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Der grossen und seligen
ansetzung alles Staubes der Erde, das was
ewig und himmlisch ist, zu suchen. Hin-
gegen, wo es Vorstehern an Gnade und
Erfahrung fehlet, da rathet man denen
Kindern aufs höchste nach denen äusseren
Umständen, man suchet sie nach der Art
der Welt zu erziehen, man ist zufrieden und
freuet sich unmäßig, meynt sich groß und
klug, wenn man sie mitten in die Hoheit,
Ehre, Reichthum und gute Tage der Erde
setzen und über andere erhöhen kan, aber
die armen Seelen lässet man darben, die
Umstände, die in die grosse und unendliche
Ewigkeit hineingehen, achtet man für nichts,
und opfert sie wohl gar dem Moloch auf.
Kommt denn GOtt, und arbeitet an den
jungen Herzen der Kinder, und sucht sie
für das Himmlische und Ewige begierig zu
machen, so werden dergleichen Wege GOt-
tes solchen unerfahrnen Vorstehern verdäch-
tig, hintern die Werke der Gnade, anstatt,
daß sie selbige befördern sollten, und werden
also öfters eine traurige Ursache, daß alle
Bemühungen GOttes an denen Kindern
verlohren sind. O ihr Eltern! oder Vor-
gesetzte! die ihr die Hand seyn sollet, durch
welche ihr eure Kinder, demjenigen HErrn,
von dem ihr sie empfangen, oder der sie euch
anvertrauet, zuführen, und wiedmen sollet,
wie schwer wird es euch an dem grossen Tage

wer-

Der groſſen und ſeligen
anſetzung alles Staubes der Erde, das was
ewig und himmliſch iſt, zu ſuchen. Hin-
gegen, wo es Vorſtehern an Gnade und
Erfahrung fehlet, da rathet man denen
Kindern aufs hoͤchſte nach denen aͤuſſeren
Umſtaͤnden, man ſuchet ſie nach der Art
der Welt zu erziehen, man iſt zufrieden und
freuet ſich unmaͤßig, meynt ſich groß und
klug, wenn man ſie mitten in die Hoheit,
Ehre, Reichthum und gute Tage der Erde
ſetzen und uͤber andere erhoͤhen kan, aber
die armen Seelen laͤſſet man darben, die
Umſtaͤnde, die in die groſſe und unendliche
Ewigkeit hineingehen, achtet man fuͤr nichts,
und opfert ſie wohl gar dem Moloch auf.
Kommt denn GOtt, und arbeitet an den
jungen Herzen der Kinder, und ſucht ſie
fuͤr das Himmliſche und Ewige begierig zu
machen, ſo werden dergleichen Wege GOt-
tes ſolchen unerfahrnen Vorſtehern verdaͤch-
tig, hintern die Werke der Gnade, anſtatt,
daß ſie ſelbige befoͤrdern ſollten, und werden
alſo oͤfters eine traurige Urſache, daß alle
Bemuͤhungen GOttes an denen Kindern
verlohren ſind. O ihr Eltern! oder Vor-
geſetzte! die ihr die Hand ſeyn ſollet, durch
welche ihr eure Kinder, demjenigen HErrn,
von dem ihr ſie empfangen, oder der ſie euch
anvertrauet, zufuͤhren, und wiedmen ſollet,
wie ſchwer wird es euch an dem groſſen Tage

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[94/0146] Der groſſen und ſeligen anſetzung alles Staubes der Erde, das was ewig und himmliſch iſt, zu ſuchen. Hin- gegen, wo es Vorſtehern an Gnade und Erfahrung fehlet, da rathet man denen Kindern aufs hoͤchſte nach denen aͤuſſeren Umſtaͤnden, man ſuchet ſie nach der Art der Welt zu erziehen, man iſt zufrieden und freuet ſich unmaͤßig, meynt ſich groß und klug, wenn man ſie mitten in die Hoheit, Ehre, Reichthum und gute Tage der Erde ſetzen und uͤber andere erhoͤhen kan, aber die armen Seelen laͤſſet man darben, die Umſtaͤnde, die in die groſſe und unendliche Ewigkeit hineingehen, achtet man fuͤr nichts, und opfert ſie wohl gar dem Moloch auf. Kommt denn GOtt, und arbeitet an den jungen Herzen der Kinder, und ſucht ſie fuͤr das Himmliſche und Ewige begierig zu machen, ſo werden dergleichen Wege GOt- tes ſolchen unerfahrnen Vorſtehern verdaͤch- tig, hintern die Werke der Gnade, anſtatt, daß ſie ſelbige befoͤrdern ſollten, und werden alſo oͤfters eine traurige Urſache, daß alle Bemuͤhungen GOttes an denen Kindern verlohren ſind. O ihr Eltern! oder Vor- geſetzte! die ihr die Hand ſeyn ſollet, durch welche ihr eure Kinder, demjenigen HErrn, von dem ihr ſie empfangen, oder der ſie euch anvertrauet, zufuͤhren, und wiedmen ſollet, wie ſchwer wird es euch an dem groſſen Tage wer-

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/146>, abgerufen am 03.05.2024.