werden, an welchem ihr dem Richter der Erde Rechnung geben sollet, ob ihr euere Kinder, und euch mit ihnen von dem Geiste Christi auf die Wege des HErrn führen lassen, wenn ihr alsdenn zum unaussprech- lichen Schrecken erfahren und sehen würdet, daß ihr mit ihnen wegen Erwählung des Jrdischen und Hindansetzung des Himmli- schen in Ewigkeit müßtet verlohren seyn. Lassen sich doch alle solche Eltern beyzeiten erwecken! den Schlaf aus den Augen zu reiben, und unabläßig um die erleuchtende Gnade des heiligen Geistes zu seufzen, da- mit sie doch die Nothwendigkeit, ihre eigene Seelen zu erretten, beherzigen, und denn auch mit unermüdetem Ernst, an dem Le- ben ihrer Kinder arbeiten, und sich und sie unter der darreichenden Gnade des HErrn möchten selig machen.
Sind denn aber Eltern, die den Reich- thum der Gnade an ihren eigenen Seelen erfahren haben, und daher im Licht mit Redlichkeit und einem unverdrossenen Eyfer an denen Seelen ihrer Kinder arbeiten, die aber bey allen ihren Bemühungen, weder Frucht noch Segen sehen, und daher unter vieler Beklemmung und Wehmuth fürch- ten, alle ihre Arbeit, alle ihre für das Heil ihrer Kinder ausgeschüttete Seufzer, alle Thränen, Gebet und Kämpfen seyen ver-
geblich,
Thaten der Gnade. II. Stuͤck.
werden, an welchem ihr dem Richter der Erde Rechnung geben ſollet, ob ihr euere Kinder, und euch mit ihnen von dem Geiſte Chriſti auf die Wege des HErrn fuͤhren laſſen, wenn ihr alsdenn zum unausſprech- lichen Schrecken erfahren und ſehen wuͤrdet, daß ihr mit ihnen wegen Erwaͤhlung des Jrdiſchen und Hindanſetzung des Himmli- ſchen in Ewigkeit muͤßtet verlohren ſeyn. Laſſen ſich doch alle ſolche Eltern beyzeiten erwecken! den Schlaf aus den Augen zu reiben, und unablaͤßig um die erleuchtende Gnade des heiligen Geiſtes zu ſeufzen, da- mit ſie doch die Nothwendigkeit, ihre eigene Seelen zu erretten, beherzigen, und denn auch mit unermuͤdetem Ernſt, an dem Le- ben ihrer Kinder arbeiten, und ſich und ſie unter der darreichenden Gnade des HErrn moͤchten ſelig machen.
Sind denn aber Eltern, die den Reich- thum der Gnade an ihren eigenen Seelen erfahren haben, und daher im Licht mit Redlichkeit und einem unverdroſſenen Eyfer an denen Seelen ihrer Kinder arbeiten, die aber bey allen ihren Bemuͤhungen, weder Frucht noch Segen ſehen, und daher unter vieler Beklemmung und Wehmuth fuͤrch- ten, alle ihre Arbeit, alle ihre fuͤr das Heil ihrer Kinder ausgeſchuͤttete Seufzer, alle Thraͤnen, Gebet und Kaͤmpfen ſeyen ver-
geblich,
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Thaten der Gnade. II. Stuͤck.
werden, an welchem ihr dem Richter der
Erde Rechnung geben ſollet, ob ihr euere
Kinder, und euch mit ihnen von dem Geiſte
Chriſti auf die Wege des HErrn fuͤhren
laſſen, wenn ihr alsdenn zum unausſprech-
lichen Schrecken erfahren und ſehen wuͤrdet,
daß ihr mit ihnen wegen Erwaͤhlung des
Jrdiſchen und Hindanſetzung des Himmli-
ſchen in Ewigkeit muͤßtet verlohren ſeyn.
Laſſen ſich doch alle ſolche Eltern beyzeiten
erwecken! den Schlaf aus den Augen zu
reiben, und unablaͤßig um die erleuchtende
Gnade des heiligen Geiſtes zu ſeufzen, da-
mit ſie doch die Nothwendigkeit, ihre eigene
Seelen zu erretten, beherzigen, und denn
auch mit unermuͤdetem Ernſt, an dem Le-
ben ihrer Kinder arbeiten, und ſich und ſie
unter der darreichenden Gnade des HErrn
moͤchten ſelig machen.
Sind denn aber Eltern, die den Reich-
thum der Gnade an ihren eigenen Seelen
erfahren haben, und daher im Licht mit
Redlichkeit und einem unverdroſſenen Eyfer
an denen Seelen ihrer Kinder arbeiten, die
aber bey allen ihren Bemuͤhungen, weder
Frucht noch Segen ſehen, und daher unter
vieler Beklemmung und Wehmuth fuͤrch-
ten, alle ihre Arbeit, alle ihre fuͤr das Heil
ihrer Kinder ausgeſchuͤttete Seufzer, alle
Thraͤnen, Gebet und Kaͤmpfen ſeyen ver-
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/147>, abgerufen am 16.02.2025.
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